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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 23.1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.14175#0213
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BESPRECHUNGEN.

199

(1. Die Idee des Kunstschönen oder das Ideal. — 2. Entwicklung des Ideals zu den
besonderen Formen des Kunstschönen. — 3. Das System der einzelnen Künste) nur
der zweite Teil, die Entwicklung des Kunstideals in der Geschichte, herausgegriffen.
Im engen Anschluß an Hegels Ausführungen stellt der Verf. diesen Entwicklungs-
gang durch die Stufen der „symbolischen", „klassischen" und „romantischen" Kunst
dar. Er gibt auch hier Beispiele aus Hegels Darstellung zur Illustration seiner
Auffassung; Vollständigkeit und Nachzeichnung des dialektischen Entwicklungs-
ganges wird von ihm nicht erstrebt. Besonders reich an Einzelbeispielen ist das
Kapitel über die symbolische Kunst, während der Verf. die Darstellung der klassi-
schen Kunst auf die Formulierung ihres Hauptprinzips („Die absolute Harmonie
von Gestalt und Form, von Innerem und Äußerem", S. 62) beschränkt und in der
Darstellung der romantischen Kunst das Hauptgewicht auf die Beschreibung der
Geisteshaltung dieser Epoche legt, indem er hierin Hegels eigenem Gedankengang
folgt. Am Schluß dieses zweiten Abschnittes beschäftigt er sich mit der Frage nach
dem Ende der romantischen Kunstepoche, die für Hegel gleichbedeutend mit dem
Ende der Kunst überhaupt sei.

3. Der dritte Teil der Darstellung ist ein Anhang — vom Verf. selbst als solcher
bezeichnet —, in dem einige Fragen aus dem ersten Teil von Hegels Vorlesungen
(„Die Idee des Kunstschönen oder das Ideal") herausgegriffen und dargestellt
werden. (Die Kunst im Heroenzeitalter. Die Theorie der Handlung. Der ästhe-
tische Geschmack. Die künstlerische Geistesart. Die Bedeutung der Kunst.) Auf
den letzten zwei Seiten wird das System der Künste in Form einer Aufzählung dar
Kunstarten besprochen und damit der Fragenkomplex des dritten Teiles von Hegels
Vorlesungen angedeutet.

Die hier gegebene Gliederung des Stoffes in drei Hauptabschnitte ist in der
Darstellung selbst nicht vorhanden. Dort sind die Einzelabschnitte nebeneinander
gestellt, und es macht oft Mühe, die gemeinsamen Gesichtspunkte und damit die
Allordnung des Ganzen zu erkennen. Man wird nicht sagen können, daß diese
Schrift — wie ihr Titel ursprünglich vermuten läßt — die für die Kenntnis der
Hegeischen Philosophie geforderte und notwendige moderne Darstellung der Ästhe-
tik wäre. Sie ist es nicht wegen der Beschränkung auf einen bestimmten Problem-
kreis aus Hegels Ästhetik, dann aber kann sie es nicht sein aus Gründen der
Problembehandlung: Dem Verf. kommt es darauf an, den Reichtum der Probleme
von Hegels Ästhetik anschaulich zu machen. „Den Reichtum fortzulassen und nur
über die Konstruktionslinien zu debattieren, scheint mir ein literarisch falsches Ver-
fahren zu sein" (S. 120). Eine dem Hegeischen Denken kongeniale Darstellung wird
jedoch hierin keine Spannung sehen dürfen, sondern gemäß dem „Identitätsprinzip"
dieser Philosophie Form und Inhalt, systematische Anordnung und Einzelgehalt der
Probleme gleichmäßig zur Darstellung bringen.

Noch ein Wort zum Untertitel der Schrift: Daß Hegels „Kunstphilosophie die
bedeutendste der neueren Zeit" sei, bleibt eine These des Titelblattes und müßte be-
wiesen werden, was m. E. nur durch eine sehr ausgedehnte vergleichende historische
Darstellung möglich wäre. Und die „Beziehung zum modernen Menschen" ist eben-
falls nicht ausdrücklich hergestellt oder nachgewiesen worden. Nur in der Auswahl
des Gegenstandes der Darstellung und in gelegentlicher Beleuchtung durch moderne
Fragestellungen ist das angedeutet worden. Der Nachweis einer solchen Beziehung
kann jedoch nicht schwer sein — und er wäre gewiß sehr aufschlußreich für die
Einsicht in die heutige Problemlage —, seitdem von einem „Objektivismus" in der
Ästhetik (Dessoir) und in jüngster Zeit von der „Überwindung des Expressionis-
mus" (Utitz) gesprochen wird.

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