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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 24.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.14171#0279
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BESPRECHUNGEN.

263

Ziel gut ist. Und mögen die Verhältnisse im Bereiche der kirchlichen Kunst in der
welschen Schweiz und in den romanischen Ländern, die Cingria in erster Linie
im Auge hat, noch schlimmer sein oder schlimmer gewesen sein als sie bei uns es
waren oder sind, es bleibt doch bei dem, was Birchler gleich zum Anfang seiner
Einleitung bemerkt, daß die Ausführungen Cingrias auch heute noch und, fügen wir
hinzu: auch bei uns noch, wohlgemerkt innerhalb und außerhalb des Katholizismus,
aktuell sind, „mehr als man es beim Durchblättern der Zeitschriften für religiöse
Kunst glauben möchte".

Berlin. Georg Stuhlfauth.

Karl Künstle, Ikonographie der christlichen Kunst. Erster
Band: Prinzipienlehre, Hilfsmotive, Offenbarlingstatsachen. Mit 338 Bildern.
Lex.-8°. XIX, 670 S. Freiburg i. Br., Herder. 1928.

Dieses Werk bildet den ersten und abschließenden Band der von Künstle ver-
faßten Christlichen Ikonographie, deren zweiter Band zunächst für sich allein unter
dem Titel „Ikonographie der Heiligen" im Jahre 1927 erschienen und in dieser
Zeitschrift Band XXII, 1928, Seite 127—128 von mir angezeigt worden ist.

Der Verfasser berichtet in der Vorrede, er habe das in der Hauptsache schon
vor dem Kriege fertige Manuskript an manchen Tagen während der traurigen
Zeit, als Freiburg i. Br. — Künstle ist bekanntlich Professor an der Universität
daselbst — von feindlichen Fliegern so oft bedroht wurde, als seinen kostbarsten
Besitz mit in den Keller genommen, und spricht im Anschluß daran die Hoffnung
aus, daß dem jetzt vorgelegten ersten Bande eine ähnliche Wertschätzung von
allen zuteil werde, die seine Ikonographie der Heiligen so freundlich aufnahmen.
Er dürfte mit dieser seiner Hoffnung von keiner Seite eine Enttäuschung erfahren.
Im Gegenteil, wenn sein „Heiligen"-Band allgemeine Anerkennung und willkom-
mene Aufnahme erfuhr, sein ihn ergänzender und noch um 62 Seiten stärkerer
erster Band rindet sie erst recht. Die gewaltige Arbeit, die in ihm geleistet ist, er-
weckt in jedem, der ihn durchblättert, schon an sich rückhaltlose Bewunderung.
Aber die ungeheueren Stoffmassen, die er birgt, sind nicht bloß gesammelt, sondern
auch beherrscht, gesichtet, durchleuchtet und bis in die Einzelheiten hinein wissen-
schaftlich gemeistert. Wo man auch einsetzt, überall steht man auf festem Grund,
und überall ist mit erstaunlicher Umsicht und Gelehrsamkeit und immer aus der
Kenntnis auch der neuesten Literatur heraus in problematischen Fragen, mögen sie
der altchristlichen, der mittelalterlichen oder der neueren Kunst angehören,
selbständig Stellung genommen und ein eigenes Urteil ausgesprochen. So ist das
große Werk eine Fundgrube für alle an der Geschichte der christlichen Kunst und
der in ihr je und je verarbeiteten Gegenstände und Gedanken, ja für alle am alt-
christlichen und mittelalterlichen Geistesleben Interessierten, ein Standardwerk der
Kunst- und Religionswissenschaft, das in seiner Fülle wie in seiner Prägnanz kaum
zu übertreffen sein wird.

Der erste Band ist in drei „Bücher" gegliedert; dem ersten Buch ist eine
acht Kapitel umfassende „Ikonographische Prinzipienlehre" (S. 3—116), dem zwei-
ten Buch mit vier Kapiteln die „Ikonographie der didaktischen Hilfsmotive" (S. 117
bis 218), dem dritten und inhaltsreichsten Buch, das aus drei Abschnitten mit drei
bzw. keinem und sieben Kapiteln besteht, die „Ikonographie der Offen-
barungstatsachen" (S. 219—65S) anvertraut; ein ausführliches und gründliches
Register beschließt und erschließt den Band. 388 sorgfältig gewählte und in aller
Schärfe wiedergegebene Bilder sind dem ebenso sauber als übersichtlich (nicht zum
wenigsten dank der Verwendung verschiedener Schriftgrade) gedruckten Texte
eingefügt, wie denn das Werk auch in seiner äußeren Aufmachung mustergültig ist.
 
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