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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 25.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.14174#0180
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BESPRECHUNGEN.

lyse im I. Teil) steht im Vordergrunde die eindringliche Hinlenkung auf die „Seh-
dinge", gefordert durch die Aufrechterhaltung der eidetischen Anlage und die Er-
zielung einer Dauereinstellung auf diese Erscheinungswelt.

Alles in allem eine eigene, höchst gedankenreiche Arbeit mit Parallelen und
Ausblicken, deren weitere Ausführung sehr erwünscht wäre.

Beilin. Georg Flatau.

Wilhelm Hausenstein, Meister und Werke. Gesammelte Aufsätze
zur Geschichte und Schönheit bildender Kunst vom Mittelalter bis zur Gegen-
wart. Knorr u. Hirth, München 1930. 315 S. mit 16 Bildtafeln.
Die Besprechung dieses Buches in dieser Zeitschrift stellt wohl am besten
die Frage: Was hat der „ästhetische Schriftsteller" — so nennt sich Hausenstein
in seinem Buch „Die Welt um München" (S. 230) — an methodisch begründeten,
das künstlerische Erleben und Schaffen umfassenden, systematisch sich zusammen-
schließenden Begriffen und Einsichten zu bieten? Welcher Art und von welchem Wert
ist seine Philosophie? Bekannt aus einer reichen literarischen Tätigkeit sind Hausen-
steins meisterhafte Handhabung des Wortes und der Darstellung, seine Fähigkeit,
das Ästhetische in Natur und Kunst zu erleben und einem Ganzen zuzuordnen und
vor allem das vom Künstler Geschaffene innerhalb des Gebietes der bildenden
Kunst zu werten. Bekannt, daß doch auch ein Mangel an Methode und Maß schon
geltend gemacht wurde.

Um den rechten Standpunkt dem Buch gegenüber einzunehmen, muß im vor-
hinein berücksichtigt werden, daß das Buch eine — wie das Vorwort (S. 8) sagt,
wohlgesiebte — Sammlung von Aufsätzen darstellt, die fast alle in den letzten fünf
Jahren geschrieben worden sind. Es ist also keine in sich geschlossene und aus
sich fortlaufende Einheit. Der Verfasser will für die Sammlung der Aufsätze die
„natürliche Einheit" dessen, der sie geschrieben und ausgewählt hat, in Anspruch
nehmen (S. 7). Er trägt aber doch selber (S. 7 f.) in sie eine gewisse Entwicklung
ein, ein Stück seines literarischen Weges „von einer mitunter vielleicht zu sehr auf
die ,Probleme' erpichten, allzu analytischen, allzu dialektischen Denk- und Schreib-
weise ... zu einer weniger durchgeteilten Art der Anschauung und Äußerung".
Auf die Frage nach dem Zuviel an Problemen und Analyse wird zurückzukommen
sein. Ein anderes scheint mir im vorhinein noch von Bedeutung. Der erste Anlaß
des Entstehens dieser Aufsätze und das erste Publikum werden nur da und dort
genannt. Anlaß und Publikum sind für Aufsätze aber mehr als nur äußere Um-
stände. Sie gehen in den finis operis ein. Und doch bleiben sie unbekannt, ab-
gesehen, wie gesagt, von Ausnahmefällen.

Das wird um so mehr von Bedeutung, als Hausensteins Interesse infolge seiner
persönlichen Art vor allem dem Werterlebnis gehört, das nicht selten in starker
subjektiv-individueller Fassung und in philosophierender Ausdeutung erscheint, wo-
durch jenachdem die Grenze zwischen der journalistischen Wirkung und dem An-
spruch, daß der jeweilige Aufsatz zur Erkenntnis des Gegenstandes etwas Ernst-
liches beitrage (S. 8), unsicher wird. So z. B. in dem Aufsatz Jupiter und Kallisto'
(Palma Vecchio im Städel in Frankfurt a. M.), selbst in den Aufsätzen ,Vermeer
van Delft' und ,Masaccio'. Dabei soll der Versuch, über das rein Formale und das
rein Entwicklungsgeschichtliche hinauszukommen, nicht verkannt werden. Aber ich
für meinen Teil finde von diesen Deutungen aus — psychologisch gesprochen —
nicht den Weg zurück zu dem kleinen Bild im Mauritshuis (Haag) und zu dem
Wandbild der Brancacci-Kapelle (Florenz).

Nach Zurechtrückung des Standpunktes das Ergebnis. Hausenstein ist in die-
sem Buch Vertreter der Inhaltsästhetik, und zwar in der Ausdehnung und mit der
Steigerung des Standpunktes, die eben noch möglich sind, ohne daß der Standpunkt
 
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