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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 26.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.14167#0328
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BESPRECHUNGEN.

ausführliche Gemäldeoptik zu geben, nicht verwirklichen können und seine „Be-
merkungen zur Gemäldekunst" bieten gegenüber der ersten Auflage nichts Neues.
Schon damals aber waren diese Bemerkungen in einer extremen Weise auf die
Probleme einer naturalistischen Wiedergabe eingestellt, die aber selbst für den
Impressionismus niemals wirklich das letzte oder gar einzige Ziel bildete. Auch
der Impressionismus war Malerei, nicht Naturwiederholung, und je weiter wir von
ihm abrücken, um so eindringlicher wird das deutlich. Die Farben im Bild haben,
wenn sie auch in irgend einem Grad auf Farbigkeiten in der Natur zu beziehen
sind, eine ganz andere Existenz, leben in einer anderen Welt, in anderen Zusammen-
hängen, sind von ganz anderen Faktoren abhängig. Aber gleichviel, auch für den,
der bei aller Berücksichtigung der künstlerischen Momente doch auch die Farben
der irgendwie zugrunde liegenden Naturerscheinung verstehen und dadurch indirekt
sein künstlerisches Verstehen vertiefen will, ist das Katzsche Buch von größter
Wichtigkeit. Gewiß befinden sich so manche Beobachtungen von Katz mit Maler-
beobachtungen im Widerspruch, aber auch der Maler beobachtet einseitig, nämlich
von der Seite seines künstlerischen Wollens her. Gerade das ist das Verdienst
dieser kühlen, eben wissenschaftlichen Arbeit, daß sie eine Art neutralen Grund-
stock der Erscheinungen festgestellt hat, deren Kenntnis jedenfalls für den Kunst-
wissenschaftler, aber auch für den Maler unentbehrlich ist, wenn er sich überhaupt
über die Farben verstandesmäßig klar werden will.

Greifswald. Johannes v. Allesch.

Willi Flemming: Der Wandel des deutschen Naturgefühls
vom 15. zum 18. Jahrhundert. Max Niemeyer Verlag, Halle/Saale 1931.

Das wichtigste und vielleicht überraschendste Ergebnis dieser Untersuchung,
die aus einer Fülle von vorbildlich beherrschtem literarischem und nicht ganz
gleichwertigem bildkünstlerischem Material drei große epochale Typen deutschen
Naturgefühls herausarbeitet, ist der Verzicht, aus der Folge dieser Grundtypen
eine Entwicklungsreihe zu konstruieren.

Flemming betont nachdrücklichst, daß die naive Naturfreude der Reforma-
tionszeit, die überlegene, wählerische Haltung des Barock und das empfindsame
Hinneigen des 18. Jahrhunderts in keinem Sinn sich entwicklungsmäßig ablösen.
Er sieht im Wesen des Naturgefühls begründet, daß die einzelnen Abschnitte im
Wandel der Jahrhunderte weder ein stetiges Fortschreiten zu höheren Stufen noch
einen Fortschritt mittels Gegensätzen darstellen, sondern daß sie sich unvereinbar
fremd bleiben. Denn dieses Naturgefühl steht nicht als selbständige Kraft isoliert
da; es ist lediglich ein Bezirk des gesamten Kulturbewußtseins, und es ist nicht
abstrakte Weltanschauung, sondern lebendiger Besitz und produktiver Inhalt, ver-
flochten in das gesamte Kulturbewußtsein der Zeit. Und an dieser Verflochten-
heit liegt es, daß der Wandel des deutschen Naturgefühls vom 15. bis zum 18.
Jahrhundert keine Entwicklungsreihe darstellt.

Es liegt nun der Einwand nahe, daß gerade aus einer solchen nahen Verbun-
denheit mit der Gesamtstruktur der Epochen, für deren Aufeinanderfolge Flem-
ming eine Entwicklung nicht abzulehnen scheint, auch für den Teilkomplex Natur-
gefühl eine ähnliche Beziehung sich ableiten lassen müßte, und daß nur durch
eine etwas schematisierte Typisienmg dieses Verhältnis unnötig kompliziert wor-
den ist. Das Problematische der Methode wird schon in der äußeren Gliederung
offenbar: Flemming lehnt eine Berücksichtigung stilgeschichtlicher Abschnitte bei
der Einteilung des gegebenen Zeitraumes von vornherein ab, da Begriffe wie Klassi-
zismus oder Manierismus sich doch nur auf die Darstellungsmittel, „auf Methoden
 
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