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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 34.1940

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Mutius, Gerhard von: Vollendung
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https://doi.org/10.11588/diglit.14215#0050
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BEMERKUNGEN

Seite öffnete, und die Stange, mit der der essiggetränkte Schwamm dem Sterbenden
gereicht wurde. In ihren Händen aber tragen sie die Nägel, welche den heiligen Leib
anhefteten. Volle Locken umwallen zarte Kindergesichter an den Grenzen der Jugend.
Die Falten der sich öffnenden Gewänder spielen alle die gleiche zierliche Melodie, und bloße
Beinchen und Füßchen stehen auf dem Grund in lieblichem Verein. Auf den beiden
Seitenstücken aber sehen wir in einem Rahmen von Pflanzenornamenten reifer er-
blühte Engelgestalten musizieren. Was dort Spiel war, wird hier zur Kunst der Töne.

Darüber hängt dann eine marmorne Leiste etwa gleicher Zeit und Herkunft, auf
der geflügelte Engelköpfchen in Wolken nur den reinen Jubel- und Lobgesang an-
stimmen, ähnlich wie an einem Frühlingstag zwitschernde Vögelchen neben einander
auf einem Zaun sitzen.

Und wiederum ist es das Motiv der „Vollendung", das jenem holzgeschnitzten
Haupt Johannes des Täufers auf der Schüssel, die von zierlichen Amoretten hoch
gehalten wird, in seiner besonders edlen und reinen Holzbehandlung die Weihe gibt.
 
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