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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 34.1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.14215#0282
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268

BESPRECHUNGEN

zueinander. Fruchtbar erweisen sich hierbei die Hinweise auf bekannte Schilderungen
vor allem Goethes. Die Zuordnung bestimmter ästhetischer Werte zu bestimmten
Farben indessen muß in ihrem Erkenntniswert auf die Persönlichkeit des Verfassers
eingeschränkt werden, nachdem die Untersuchungen von Alleschs gezeigt haben, wie
wenig konstant derartige ästhetische Wertungen sind und wie sehr sie von der Per-
sönlichkeit des Betrachters abhängen.

Das Beste der Darstellung Stoltenbergs dürfte darin liegen, daß er die Phäno-
mene umreißt, abgrenzt und einen gedanklichen Weg zu ihnen vermittelt. Einer er-
schöpfenden Deutung und vor allem eines Einbaus in eine der neuen Entwicklung
künstlerischer Einsichten genügende Ästhetik harren sie noch. Als Beispiel führen
wir folgende Worte an: „Wie wenn der silberne Himmel zerreißt und schwarz eine
Schlucht darin aufklafft, so dumpft eine Pauke zwischen das Geigenspiel.

Wenn in ganz dunklen Bässen ganz helle Flöten erklingen und nun mittelhelle
Geigen auftonen, bis sie mit ihrer Macht sowohl die Bässe wie die Flöten überrau-
schen, so ist das wie Morgendämmern, wo im Schein des Tages der dunkle Himmel
lichter wird, die leuchtenden Sterne aber erblassen.

Wie ein Teppich wirkt das Vorspiel zum Rheingold. Aus seinem dunklen Grau,
aus seiner Formunbestimmtheit heben sich allmählich farbige Blümchen heraus,
immer deutlicher und bunter und in immer größerer Bewegung — ein leichtwogendes
Meer. Und immer weiter bunter, immer weiter bewegter wird es und endlich durch-
schossen von langen farbigen Strahlen und Schlangen, von riesigen bunten Ringen
und Augen — bis dann die erste Nixe zu singen anfängt" (S. 31).

Berlin. Werner Ziegenfuß.

Julius Schultz: Wandlungen der Seele im Hochmittelalter.
3 Bde. 1936—1940. Verlag Gerhard Märtin, Breslau.

Mit Julius Schultz, aus dessen Nachlaß durch Mühewaltung seiner Witwe die-
ses Werk veröffentlicht wurde, ist einer der reichsten und eigenartigsten Denker der
letzten Generation dahingegangen, der freilich nicht so beachtet wurde, wie er es
verdient. Die älteren Leser dieser Zeitschrift kennen ihn aus geistvollen Beiträgen,
die — wie alle seine Werke — durch reichen Gehalt und einen durchaus eigen-
artigen, lebensprühenden Stil sich auszeichnen. Er ist vor allem ein Philosoph, der
den ganzen Kreis der Schöpfung nachdenkend zu umspannen sucht; sowohl die an-
organische wie die organische Natur (diese in dem wertvollen, wenn auch nicht
glücklich betitelten Buche „Die Maschinentheorie des Leben s". 2. Aufl.
1929) hat er denkend zu durchdringen gesucht, Psychologie und Erkenntnistheorie
hat er in mehreren Schriften geklärt und gefördert, und die Struktur der Kultur-
welt hat er in dem ebenfalls nicht glücklich, weil den Inhalt des Werkes nicht
erschöpfend, betitelten Werke „Die Philosophieam Scheidewege" (1922)
durchleuchtet. Was Schultz anpackt, gewinnt unter seiner künstlerisch geschliffenen
Feder durchaus persönliche Gestalt. J. Schultz war nicht nur Denker, sondern auch
Dichter, ohne daß darum die Exaktheit und Gewissenhaftigkeit seiner Forschung
beeinträchtigt worden wäre; in allen Werken vielmehr offenbart sich eine erstaun-
liche Beherrschung des gesamten Schrifttums der Gebiete, zu dem er überall von
seinem Standpunkt des modernen Kantianers aus selbständig Stellung nimmt. Bei
wenigen Autoren hat man so wie bei J. Schultz den Eindruck, daß sie wirklich
über ihrem Stoffe stehen. Oft scheint er mit den Problemen zu spielen, so leicht
und überlegen wendet er die Gedanken hin und her; und doch geht zugleich ein
 
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