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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Beissel, Stephan: Die Gebetbücher des Kardinals Albrecht von Brandenburg
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Haendcke, Berthold: Ueber Entwürfe und Studien zu ausgeführten Werken Alb. Dürers
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0099

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151

1898.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

152

schlägt dem Malchus das Ohr ab. Im Rande tödtet
Joab meuchlings den Abner (2. Reg. 3). 20. Christus
wird von den Häschern ergriffen. Im Rande wird
ein König gefesselt weggeführt. Ringsherum malte
der Künstler Blumen, Früchte, Schmetterlinge, Phantasie-
gestalten, die schiefsen u. s. w. 2!. Christus wird
vor Annas geführt. Auf dem Bildchen, das den Rand
füllt, wird der Prophet Michäas in den Kerker geleitet
(3. Reg. 22). 22. Petrus verleugnet den Herrn.
Drastisches Bild voll Leben und Wahrheit. Petrus
steht verlegen vor der Magd und den Knechten, die
auf ihn eindringen. Im Rande Blumen und Vögel
auf Goldgrund. 23. Christus vor Kaiphas. Im Rande
stehet Jeremias vor dem Gerichte der Juden (Jerem.26).
24. Christus vor Pilatus. Im Rande wird ein Mann
vor einen König geführt. 25. Christus wird ver-
spottet. Im Rande ein Veronikabild und ein Lamm
Gottes, weifs auf Schwarz gemalt. Ringsumher Perlen
und Edelsteine. 26. Christus vor Pilatus verklagt.
Feines mit Gold gehöhtes Bild. Der Rand in Gold
und Braun mit Architekturstücken gefüllt. 27. Geifse-
lung Christi. Im Rande ist Job dargestellt (Job. I).
28. Die Dornenkrönung. Im Rande flieht David aus
Jerusalem (2. Reg. 16). 29. Ecce homo. Im Rande
ist das dritte Kapitel der Weissagung des Propheten
Zacharias dargestellt. Der Prophet steht unten und
erblickt oben den Hohenpriester Jesus zwischen einem
Engel und einem Teufel. 30. Die Händewaschung
des Pilatus. Im Rande schreien die Babylonier gegen
Daniel, den der König ihnen überläist (Dan. 14).

31. Jesus trägt sein Kreuz, Jsaak das Holz (Gen. 22).

32. Die Kreuzigung. Abraham will den Isaak opfern
(Gen. 22). 33. Der Heiland steht entkleidet in blauen
Wolken und zeigt seine Wunden. Den Rand des
schönen Bildes füllen Blumen. 34. Zwei Engel halten
den grofsen, in drei Sprachen geschriebenen Kreuzes-
titel, zwei andere tragen brennende Kerzen, ein fünfter
ein Weihrauchfafs. Im Rande sind auf Goldgrund
Blumen und Schmetterlinge gemalt. 35. Die Kreu-
zigung. Maria steht mit den Frauen vor dem Kreuze.

Im Hintergrund zwei Reiter, im Vordergrund vier
würfelnde Soldaten, im Rande die Erhöhung der
ehernen Schlange, zu der die Gebissenen aufschauen
(Num. 21). 36. Maria sitzt in der Mitte, von sieben
Schwertern getroffen. In einem ersten Rande sind
in sieben Szenen ihre Schmerzen dargestellt und zeigt
David, in Gold und Grau gemalt, auf Maria. In
einem zweiten Rande, der dem gewöhnlichen entspricht,
sieht man Disteln und Dornen und einen Fuchs, welcher
ein Huhn wegträgt. Das ist doch geistreicher, als
wenn z. B. in einem Livre d'heures zu Bologna (Aul. III.
Appendix 1274, n. 180, n. 1140) im Rande um die
Kreuzigung weinende Engel, eine betende Dame,
Knechte, welche um Christi Kleider würfeln, ein Fuchs,
ein Löwe und Karrikaturen angebracht sind. 37. Die
Eröffnung der Seitenwunde. Im Rande die Erschaffung
der Eva aus Adams Seite. 38. Nikodemus bittet den
Pilatus um den Frohnleichnam. Im Rande auf Gold-
grund, Blumen, Früchte, Vögel u.s. w. 39. Marias Klage
bei Christi Leiche. Im Rande Ruth : „Nolite ine vocare
Noemi sed Maram", und Respha (?2. Reg. 21).
40. Grablegung. Im Rande wird Jonas ins Meer
geworfen. 41. Kapitelüberschrift: „Ain Gebett von
den fünff Wundenn unsers Herrn Jesu." Im Bilde
sieht man oben Jesu Herz, seine Hände und Füfse
mit fünf Wunden. Unten knieen Kaiser und Papst
mit ihrem Gefolge; sie schauen nach oben und beten;
vor ihnen belebt ein Flufs die Landschaft. Im Rande
halten Engel Schilde mit den Leidenswerkzeugen,
d. h. „Die Wappen Christi".

Die Ikonographie des Mittelalters ist fest-
gehalten, aber erweitert. Oft sind ganz neue,
geistreich ausgewählte Vorbilder eingesetzt.
So ist denn dies Buch nach Inhalt und Aus-
stattung, wie jenes schöne Kreuz, ein auf der
Grenze zweier Perioden stehendes Werk, das
manche Vorzüge der einen wie der andern in
sich vereint. Steph. Beissel.

Ueber Entwürfe und Studien zu

m Kupferstichkabinette des Museums
zu Berlin (ed. Lippmann Nr. 25)
befindet sich die Skizze einer Kreuz-
abnahme. Der Heiland ruht halb
sitzend, halb liegend zur Linken auf der Erde.
Sein Kopf ist in den Nacken gesunken. Die
Hände einer Person, die nicht sichtbar ist,
haben in das Leinentuch, auf dem der Leich-
nam ruht, gegriffen und halten diesen durch
Unterstützung in den Achselhöhlen aufrecht.
Auf die Füfse des Heilandes beugt sich die
knieende Magdalena von rechts her tief herunter,
indem sie die Arme auf den Boden aufstützt;
rechts neben ihr steht das Salbgefäfs. Ich
glaube, dafs diese Skizze, die auch Ephrussi

ausgeführten Werken Alb. Dürers.

ca. 15111) datirt, einer der früheren, im Gegen-
sinne gezeichneten Entwürfe zu der Kreuz-
abnahme in der kleinen Holzschnittpassion
von 1511 ist. Besonders bezeichnend ist die
Art der Aufrechterhaltung des Oberkörpers.
Die Lagerung der Arme ist auf der Vorarbeit,
wie auf dem Schnitte eine durchweg überein-
stimmende; desgleichen die Haltung des Ober-
körpers. Die Beine sind im Schnitte mehr
angezogen. Die Magdalena ist auf dem letzteren
tiefer gestellt, beugt sich aber, indem sie die
Unterarme auflegt, über die Füfse des Heilandes,
hier wie dort.

x) Ephrussi Dürer et sex dessins p. 172.
 
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