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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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209

1898.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr.

210

Geistesgemeinschaft mit August Reichensperger vor
allem die konstruktive Seite der Gothik pflegte.

Der Berieht des Schatzmeisters, der zwar den Fort,
bestand der Zeitschrift im bisherigen Umfange und in
der bisherigen Ausstattung als durchaus gesichert er-
scheinen liefs, gab Anlafs zur Wiederholung der oft
erhobenen Klage, dafs das einzige streng Wissenschaft,
liehe Organ, das die Katholiken deutscher Zunge be-
sitzen, noch immer nicht jene Verbreitung und Unter-
stützung finde, welche die Wichtigkeit der Kunstpflege
im katholischen Geiste erheische. Angesichts der ge.
waltigen Anstrengungen, die von Seiten der modernen
durch antichristliche Tendenzen getragenen Kunst ge-
macht werden, und der zahlreichen, noch immer sich
mehrenden Zeitschriften, welche dieser Richtung dienen,
sei die Gleichgültigkeit so mancher berufener Kreise
doppelt unerfreulich. Insbesondere sei eine regere
und umfassendere Theilnahme des Klerus, als des
eigentlichen Wächters des Heiligthums und der heiligen
Kunst zu wünschen. So lange hier kein lebendigeres
und thatkräftigeres Interesse sich zeige, sei der dringend
nothwendige Aufschwung für Studium und Praxis der
kirchlichen Kunst gehemmt. Nur durch eine erheblich
vermehrte Abonnentenzahl lasse sich eine reichere und
vielseitigere Ausgestaltung der Zeitschrift, die sie den
nichtkatholischen Organen auch in dieser Hinsicht
ebenbürtig mache, erreichen.

Dem Schatzmeister wurde in dankbarer Anerkennung
seiner ausgezeichneten und opferwilligen Geschäfts-
führung die Entlastung erlheilt.

Besondere Aufmerksamkeit fanden die ebenso sach-
kundigen wie prinzipiell bedeutsamen Ausführungen
des Redakteurs, Herrn Domkapitulars Schnütgen, über
die Ziele und Wege der heutigen kirchlichen Kunst.
Im beständigen und verständnifsvollen Hinblick auf
den durch Geschichte und Aesthelik geforderten
Einklang zwischen der Architektur und monumentalen
Ausschmückung seien auch heute Plastik und Malerei
zu pflegen. Eine gesunde, im Geiste der Kirche und
der ikonographischen Ueberlieferung wurzelnde Weiter-
entwickelung könne nur im Anschlüsse an die grofsen
Vorbilder der kirchlichen Kunst erfolgen, im An-
schlüsse zwar nicht an unwesentliche Einzelheiten,
wohl aber an Auffassungsweise und Stil.

Der in diesem Sinne mit Umsicht und Geschick
geleiteten Zeitschrift für christliche Kunst, die fest
auf dem Boden ihres ursprünglichen und wohlerwogenen
Programms geblieben ist, wurde unumwundene Aner-
kennung gezollt. Die wissenschaftliche Gründlichkeit,
die sie mit vornehmem Ton und sorgfältiger Illustration
verbindet, habe ihr in Fachkreisen ein wachsendes An-
sehen gesichert. Andrerseits macht die stete Rück-
sichtnahme auf dos kirchliche Kunstschaffen der Gegen-
wart sie auch für ausübende Künstler und Besteller
werthvoll. Der reiche Schatz von archäologischen,
kunstgeschichtlichen und praktischen Ergebnissen,
welche die ersten zehn Jahrgänge bergen, ist nunmehr
durch ein vorzügliches Register leichter verwerthbar
gemacht worden, wofür dem Verfasser und der Re-
daktion Dank ausgesprochen wurde. Daran schlofs
sich der warm betonte Wunsch, es möge dem hoch-
verdienten Redakteur auch in dem begonnenen neuen
Jahrzehnt vergönnt sein, die Zeitschrift mit gleicher

Kraft und in gleichem Geiste weiterzuführen, und ihm
durch die Zahl der Mitarbeiter und die zur Verfügung
stehenden materiellen Mittel ermöglicht sein, sie auf
derselben Höhe zu halten, von der namentlich die
letzten Bände ein so erfreuliches Zeugnifs ablegen.
Bonn. Prof. Dr. Schrörs.

Die christliche Kunst auf der Krefelder
Generalversammlung der Katholiken

Deutschlands. Wie die früheren Generalversamm-
lungen der Katholiken Deutschlands, so hat auch die
diesjährige in Krefeld tagende den Vorgängen auf dem
Gebiete der modernen Kunslthätigkeit ihre Aufmerk-
samkeit zugewandt und Mittel uud Wege berathen,
wie der schwer leidenden, mit vielen Schwierigkeiten
kämpfenden christlichen Kunst Unterstützung und
Hülfe gebracht werden könne. Schon der Redner über
christliche Kunst, Prof. Dr. Schrörs, wies in seinem
Vortrage über die Entwickelung der Kunst auf die
Gefahren hin, welche der Kunst überhaupt und speziell
der christlichen aus gewissen Richtungen der mo-
dernen Kunstthätigkeit drohten, sowie auf die Mittel,
sie zu fördern. Die in der Generalversammlung
eingebrachten Anträge bewegten sich in derselben
Richtung: die einen wiesen auf die Irrwege hin,
welche die moderne Kunst vielfach geht, die an-
deren auf die Mittel, welche anzuwenden seien, um
die Kunst wieder in die verlassenen Bahnen christlicher
Welt- und Lebensanschauung zurückzuführen und so
zu einem Wegweiser nach den höchsten Lebenszielen
zu machen. Zwei extreme Kunstrichtungen, die das
Kunstschaffen der Gegenwart beherrschen, werden in dem
Antrage Schrörs nach ihrer Natur und Gefährlichkeit
gekennzeichnet, der Naturalismus und der Sym-
bolismus. Die aus der unchristlichen materialistischen
Weltanschauung hervorgegangene naturalistische Kunst
will unter dem Vorgeben, allein der Wahrheit zu dienen,
nur das thatsächlich Wirkliche, ohne Rücksicht darauf,
ob es nach den Gesetzen der Aesthetik schön und
nach den Gesetzen der Kunst wahr ist, in Plastik und
Malerei wiedergeben. Ja sie bevorzugt mit einer ge-
wissen Absicht gerade das Häfsliche in Natur und
Menschenleben, die Nacht- und Schattenseiten, anstatt
wie es die alte Aesthetik fordert, der unvollkommenen,
vielfach unschönen Wirklichkeit eine schönere Welt,
ein idealeres Leben als Vorbild und Ziel gegenüber
zu stellen. Mit diesem Naturalismus hängt auch jene
rücksichts- und schrankenlose Freiheit in der Darstel-
lung des Nackten zusammen; diese Richtung will eben
auch nur die unverhüllte Wirklichkeit darstellen und
bedenkt nicht, dafs sie dabei in dem Beschauer die
gemeinen Triebe der niedern Sinnlichkeit anregt und
dadurch den betrachtenden Geist in das Gemeine herab-
zieht, anstatt ihn zu höheren Gedanken und Gefühlen
zu erheben. Selbst die Personen und Ereignisse der hei-
ligen Geschichte und Überhaupt Gegenstände religiöser
Natur werden in die gemeine Wirklichkeit herabgezogen
und auf diese Weise profanirt. Man darf ja nicht an-
nehmen, dafs diese Absicht immer und überall vorliegt;
mancher (z. B. Uhde) glaubt eben in dieser Form reli-
giösen Ernst zu lehren und der Religion zu dienen;
aber thatsächlich liegt in der Herabziehung des Gott-
 
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