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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

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liehen gerade in die häfsliche Wirklickeit eine Entwür-
digung desselben.

Der moderne Symbolismus mufs allerdings als eine
Art Reaktion gegen den extremen Naturalismus und
als eine Hin- und Rückkehr zum Idealismus angesehen
werden. Aber das Unbestimmte, Verschwommene, Un-
fafsbare dieser Symbole, entsprungen aus einer pan-
theistischen Mystik, fuhrt ebenfalls von den Wegen der
christlichen Auffassung mit ihrer Einfachheit, Klarheit
und Wahrheit weit ab. Gegen diese beiden extremen
Richtungen wenden sich Nr. 1 und 2 in dem Antrag
Schrörs.

Ein Blick in die Kunstausstellungen unserer Zeit
zeigt uns, wie sehr die Schöpfungen der genannten
Richtungen prävaliren und wie wenig heutzutage Per-
sonen und Begebenheiten der biblischen und Kirchen-
geschichte zum Gegenstande künstlerischen Schaffens
gewählt werden. Ehemals war es nicht so. Die Kunst
begann mit der Darstellung des Himmlischen, ging
über zur Vorführung des Heiligen auf Erden, dann
der Welt, zuerst einer idealisirten, dann der gemeinen
Wirklichkeit. Sie mufs wieder umkehren und von dem
Gemeinen zu dem Höheren sich zurückwenden. Darum
erscheint es nothwendig, dafs biblische und kirchen-
geschichtliche Stoffe wieder häufiger zum Gegenstande
künstlerischen Schaffens gemacht werden, und zwar
nicht, um lediglich die Kirchen damit zu schmücken,
sondern auch dem Hause wieder einen mehr christ-
lichen Charakter zu geben. Das wünscht und fordert
mit vollem Rechte der Antrag Schrörs, Abs. 3.

Es ist ja nicht zu verkennen, dafs auch in dieser
Richtung überall die Keime neuen Lebens sich regen.
Eine Wanderung durch die katholischen Kirchen des
Westens, Südens, Nordens und Ostens von Deutsch-
land zeigt dies klar und deutlich, aber ebenso auch die
Thatsache, dais mit dem guten Wollen und Streben
nicht überall ein entsprechendes Können gleichen Schritt
gehalten hat. Es gilt, das neu erwachte christliche
Kunststreben in die rechten Bahnen zu lenken und
darin zu erhalten. Eine grofse Gefahr für die Ent-
wickelung der christlichen Kunst liegt in dem fabrik-
mäßigen Erzeugen von Kunstwerken gewisser soge-
nannter Kunstanstalten. Nicht aller. Wenn es sich
um Kunstanstalten handelt, welche unter technisch-
künstlerischer Leitung selbstständig und individuell
schaffende Künstler beschäftigen, die alleinstehend viel-
leicht nicht Arbeit finden würden und in ihrer Ver-
einzelung verkümmern mttfsten, nun aber in einem
gröfseren Betriebe Gelegenheit zur Bethätigung ihres
Könnens und gebührenden Lohn finden, so wird man
dagegen nicht viel einwenden können, aber Anstalten,
die fabrikmäfsig und mechanisch immer dasselbe pro-
duziren, natürlich auch für billigen Preis, und das Land
mit ihren Erzeugnissen überschwemmen, haben auf
Billigung und Empfehlung keinen Anspruch. Man
könnte ihre Produkte allenfalls für das Haus zulassen,
wird es auch nicht allzu scharf tadeln können, wenn
arme Kirchen sich dahin wenden, wo sie für billiges
Geld immerhin Erbauliches, wenn auch nicht Kunst-
werke im wahren Sinne, haben können; aber prinzipiell
muss betont und gefordert werden, dafs man sich an
selbstständig und individuell schaffende Künstler wende,
um sie, wenn auch mit einigen Opfern, in ihrem Streben

zu fördern und zu unterstützen. Das verlangen die An-
träge Schrörs, Abs. 3, und Hafenäcker und Genossen,
Nr. 2.

Die christliche Kunst schaut auf eine lange und
reiche Entwickelung zurück, auf Zeiten ernsten, aber
unbeholfenen Schaffens, Zeiten hoher Blüthe, bedauer-
lichen Verfalles. Wer in ihrem Dienste arbeiten, wer
sie fördern und fortbilden will, mufs ihre Vergangenheit
kennen; er mufs die Geschichte zur Lehrmeisterin
nehmen und nicht denken und verfahren wie manche
modernen Kunstjünger, welche an ihrer Originalität Ein-
bufse zu erleiden befürchten, wenn sie die Meister der
Vergangenheit Studiren. Darum empfiehlt Antrag
Schrörs, Nr. 4, mit Recht allen gebildeten Katholiken,
namentlich aber dem Klerus, als dem berufenen Hüter
und Förderer des christlichen Kunstlebens, und, das
möchten wir hinzufügen, besonders den Künstlern selbst,
das Studium der christlichen Archäologie und Kunst-
geschichte als Vorbedingung einer gesunden Weiterent-
wickelung und neuen Blüthe der christlichen Kunst. Mit
dem Geiste und den Zielen der christlichen Kunst und
mit den besten Schöpfungen derselben bekannt zu
machen, verfolgt als ihre Aufgabe die Zeitschrift
für christliche Kunst. Es ist darum nur natür-
lich, wenn Antrag Hasenäcker, Nr. 1, unter voller An-
erkennung ihrer Leistungen dieses Unternehmen allen
deutschen Katholiken warm ans Herz gelegt und nach
Kräften unterstützt wissen will. Eine gleiche Aner-
kennung und Empfehlung verdient aber auch die
Gesellschaft für christliche Kunst, welche
sich bemüht, unter voller Verwertung aller modernen
Errungenschaften der Technik, Werke in echt christ-
licher Auffassung zu schaffen und dafür in den jährlich
an die Mitglieder der Gesellschaft versendeten Jahres-
mappen schon zahlreiche Beweise geliefert hat (An-
trag Busch).

Hochwichtig erscheint es auch, schon in den Stu-
direnden an den Kunstakademien Sinn und Verständ-
nifs für die christliche Kunst zu wecken und zu för-
dern. Je weniger in dieser Hinsicht eine Anregung
von den berufenen Vertretern der Kunstwissenschaft
ausgeht, um so mehr ist es zu begrüfsen, dafs aus
der Mitte von Studirenden sich ein Verein gebildet
hat, der Albrecht Dürer-Verein, um unter dem
Schilde und nach dem Vorbilde dieses grofsen Meisters
deutscher Kunst an der Regenerirung der Kunst zu
arbeiten. Auch diesen Verein empfiehlt der Antrag
Busch der Aufmerksamkeit und Förderung der Katho-
liken Deutschlands.

Wer die Bedeutung der modernen Presse für die
Entwickelung des Geisteslebens unseres Volkes kennt,
kann es nur dringend wünschen, dafs auch die Tages-
zeitungen und Zeitschriften noch mehr, als bisher ge-
schehen ist, auf die wirklich beachtenswerthen Schöpf-
ungen christlicher Künstler aufmerksam machen, dafs
insbesondere auch die illustrirten Zeitschriften dieselben
in Wort und Bild dem gröfseren Publikum zugänglich
machen, und das nicht minder im Interesse der Künstler
als der Geschmacksbildung der Leser (Antrag Busch).

Alle die skizzirten Anträge hat die von der Ge-
neralversammlung eingesetzte Sektion für christliche
Kunst unter dem Vorsitze des Professors Dr. Dittrich-
Braunsberg in zwei Sitzungen sehr eingehend geprüft
 
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