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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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349

1»98. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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vorliegende Heft beruht auf sorgfältigster Durcharbei-
tung unter knapper, aber vollständiger Berücksichti-
gung des vorhandenen Materials, und in ebenso um-
fassendes als scharfes Examen hat der Verfasser die
Denkmäler genommen, namentlich auch die Siegel.
Spärlich ist er nur mit den Abbildungen verfahren,
obwohl seine zeichnerische Fertigkeit ihm deren Be-
schaffung erleichtert hätte, zumal in der Form von
Entwicklungsreihen, die am schnellsten und sichersten
Orientiren. ______ Schnütgen.

Elements de Paleographie par le Chanoine
Reusens, Professeur ä l'Universite Catholique de
Louvain. Louvain 1899, chez l'auteur. (Pr. 20 Mk.).
Seine vortrefflichen, 1885 bereits in II. Auflage
erschienenen Elements d'Archgologie chretienne, hat
der Verfasser durch dieses so eben vollendete Hand-
buch der Paläographie ergänzt, welches jenem an
Uebersichtlichkeit, Klarheit, daher Lehrhaftigkeit voll-
kommen ebenbürtig ist. Knapp in der Fassung und
doch sehr reichhaltig, bildet es einen vollständigen
Kursus des gesammten Schriftwesens vom frühesten
Mittelalter bis in das vorige Jahrhundert, und das
Illustrationsmaterial, welches aus 60 Lichtdrucktafeln
und noch zahlreicheren Textabbildungen besteht, ist
so geschickt ausgewählt, so gut reproduzirt,. so praktisch
eingeschaltet, dafs das an sich schwierige und trockne
Studium wesentlich erleichtert wird. Mit den Vor-
fragen, namentlich der Zusammensetzung der Buch-
staben, beschäftigt sich die Einleitung und auf
sieben Kapitel vertheilt sich der weitschichtige Stoff,
über welchen ausführliche bibliographische, chrono-
logische, terminologische Schlufs-Register übersichtlich
orientiren. — Der Eintheilung der Schrift (Majuskel,
Minuskel, Kursiv) ist das I. Kapitel gewidmet, den
sogenannten Nationalschriften (merowingisch, irisch,
angelsächsisch, westgothisch, lombardisch, karolingisch)
das II. Kapitel. Die komplizirte Materie der Ab-
kürzungen wird im III. Kapitel eingehend und durch
scharfe Scheidung sehr übersichtlich behandelt, und
was aufser ihnen die Entzifferung der alten Schriften
noch mehr erschwert (häufiger Wechsel der Schrift-
form und Anwendung konventioneller Zeichen) wird
im IV. Kapitel unter 11 Punkten zusammengefafst.
Was an weiteren Schwierigkeiten aus der mangelhaften
Rechtschreibung (lateinisch, französisch, niederländisch)
wie aus alten Gebräuchen sich ergibt, findet im
V. Kapitel seine kurze Erledigung. Der Löwen-
anteil fällt dem VI. Kapitel (180 Seiten) zu, welches
die Entwicklung der Schrift durch die einzelnen Jahr-
hunderte verfolgt, sowie dem VII. Kapitel (100
Seiten), welches die Schreibstoffe zunächst im Allge-
meinen behandelt, eingehend die Wachstafeln, Papyrus,
Pergament, Papier, sodann die Schreibgeräthe, also
Dinte und Werkzeuge, zuletzt die Formen der Ma-
nuskripte. — Vollkommene Vertrautheit mit der ganzen
Litteratur, namentlich mit der französischen und deut-
schen, grofse, nur durch längere Lehrthätigkeit zu ge-
winnende Sicherheit, richtige Methode versprechen
dem neuen Handbuche einen guten Erfolg.

Schnütgen.

Nach photographischen Aufnahmen herausgegeben
von Arthur H aselo ff. XVI und 154 S. in grofs 4°
mit 14 Textabbildungen und 15 Tafeln in Lichtdruck.
Berlin und Leipzig, Giesecke und Devrient 1898.
(Preis brosch. 32 Mk.)
Der im VI. oder VII. Jahrh. geschriebene und mit
13 Miniaturen ausgestattete Codex Rossanensis wurde
1880 von den Entdeckern O. v. Gebhardt und A. Har-
nack in Durchzeichnungen veröffentlicht. Nach vielen
vergeblichen Versuchen beschenkt uns nun Haseloff
mit photographischen Nachbildungen und einem zu-
sammenfassenden, gründlichen Text. Er weist zuerst
nach, dafs die Handschrift der berühmten Genesis zu
Wien sehr nahe steht und in ihren Bildern vielerlei
enthält, was wir in den byzantinischen Miniaturen der
späteren Jahrhunderte finden. So zeigt sie uns eine
Vorstufe der byzantinischen Malerei. Da aber im
VI. Jahrh. der Orient mit dem Occident in lebhaftem
Verkehr und Ideenaustausche stand und noch kein
Schisma die beiden Hälften der damaligen Christen-
heit trennte, so sind die Bilder des Codex Rossanenis
in gewissem Sinne international. Sie erinnern an
römische Monumente (besonders die Mosaiken in S.
Cosmas und Damian und die Thüre von S. Sabina),
an die Mosaiken zu Ravenna in S. Vitale und Apolli-
nare Nuovo, an die mit lateinischen Inschriften
versehenen Säulen des Altarbaldachins in S. Marco zu
Venedig und an oberitalienische Elfenbeinwerke. Ha-
seloff hat durch diese neue Arbeit wiederum einen be-
deutenden Beitrag zum Ausbau der Kunstgeschichte
geliefert. Dies, sein neuestes Werk, wird bei Behand-
lung der Kunst des VI. und VII. Jahrh. ebenso grund-
legend bleiben, wie das erste reiches Licht brachte
für die Kenntnifs der deutschen Malerei im XIII. Mit
Hülfe seiner vielen photographischen Aufnahmen wird
er hoffentlich die Wissenschaft mit noch manchen
gleich trefflichen Büchern bereichern. B eis sei.

Codex purpureus Rossanensis. Die Minaturen
der griechischen Evangelien-Handschrift in Rossano.

Der deutsche Cicerone, Führer durch die Kunst-
schätze der Länder deutscher Zunge von G. Ebe.
III. Band: Malerei. Otto Spamer, Leipzig 1898.
(Preis 6.50 Mk.)
Ein ganzer Band ist den in Deutschland mit Ein-
schlufs von Oesterreich und der Schweiz erhaltenen
Erzeugnissen der Malerei gewidmet, die, von ihren
ersten Anfängen im fränkischen Reiche durch die Zeit
ihrer glänzenden Entfaltung in der romanischen, früh-,
hoch- und spätgothischen Periode, bis in ihre eigent-
liche Blüthezeit durch Dürer, Holbein u. s. w. begleitet
werden, als Buch-, Wand- und Tafelgemälde (also mit
Ausschlufs der Glasmalerei), einzeln aufgeführt an den
Stellen, an denen sie sich befinden. Die zweite Hälfte
des Buches behandelt die verschiedenen Stilarten auf
dem Gebiete der Malerei von der Mitte des XVI.Jahrh.
bis in unsere Zeit, in ausführlicher Aufzählung, welche
um so mehr Anerkennung verdient, als es gerade aus
diesen Perioden an solchen, zugleich die Stätten der
Aufbewahrung berücksichtigenden Zusammenstellungen
fehlte. Grofse Beherrschung des ungemein umfang-
reichen Materials und enormer Fleifs in der Ordnung
desselben leuchten aus diesem Bande hervor, wie aus
den beiden vorhergegangenen, die bereits in Bd. X,
Sp. 320 und in Bd. XI, Sp. 95 besprochen wurden.
___________ D.
 
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