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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Oidtmann, Heinrich: Die romanischen Glasmalereien in der Pfarrkirche St. Kunibert zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0143

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201

1910. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST _ Nr. 7.

202

Instandsetzung unterzogen; sie wurden nach
Zeichnungen von Otto Mengelberg und Joseph
Fay durch den Kölner Glasmaler Peter Graß
„restauriert", der laut eigenem Bericht6)
„80 Quadratfuß fehlende Glasmalerei ergänzt"
hat. Die nachträglichen Zutaten sind auf den
ersten Blick an dem mangelhaften Glas kennt-
lich. Etwaige weitere Auffrischung dürfte erst
nach gewissen-
hafter Aufnahme
vorgenommen wer-
den, damit auch
keine Scherbe des
ursprünglichen Be-
standes verschwin-
den kann.

Die beiden Glas-
gemälde der N o r d-
wand im Quer-
schiff wurden erst
in den 1850 er Jah-
ren gereinigt und
ausgebessert. Zu
den Füßen der
h. Caecilia ist
der betende Stifter
nebst zwei Be-
gleiterinnen ange-
bracht; bei der
h. Katharina7)
(Abb. 1) kniet ein
weiß gekleideter
Priester in rotem
Kragen, augen-
scheinlich ein Stifts-
herr, da die Kano-
niker von St. Kuni-
bert gleich den
Domherren rote
Kragen trugen. Das
Ostfenster des

nördlichen Kreuzflügels hat nur den äußeren
Fries bewahrt.

Ein Blick in den Chor läßt trotz der be-
dauerlichen Zerstörungen die einstige Pracht
und Herrlichkeit, den wunderbaren Farben-
schmelz erraten, der ehemals über Fenster,

Abb. 1.

6) Kölner Domblatt (1847) Nr. 85.

7) Farbig wiedergegeben bei H. Kolb, »Glas-
malereien des Mittelalters und der Renaissance« (Stutt-
gart 1884) Tafel 8. — Nach dieser Aufnahme in der
»Kunstgeschichte« des Professors P. Albert Kuhn, ferner
in Dr. Renards »Köln«, (1907).

Wände und Gewölbe ausgebreitet !war. In
den unteren Nischen haben die Stürme der
Jahrhunderte leider gar arg aufgeräumt. Vom
mittleren Chorfenster ist nur die Borte
gerettet, deren Glasschnitt sich fast genau mit
dem des östlichen Fensters im Nordquer-
schiff deckt.

Das zweite Fenster der Evangelienseite birgt
das Standbild der
h. Cordula; das
Schiff unter ihren
Füßen erinnert an
die Sage, daß die
Jungfrau sich bei
der Landung von
der Romfahrt ängst-
lich vor den Ver-
folgern im Schiff
versteckt, sich dann
aber doch ihren
Peinigern freiwillig
gestellt habe. Als
Stifter nennt die
Beischrift den ver-
stümmelten Namen
Marcwa . . und
Cordula. Nur bei-
läufig gestatte ich
mir den Hinweis
auf den Niederich-
schrein ] 3, I, 28,
wonach Propst
Theoderich vom
Stift St. Kunibert,
1193—1216, einem
Marcmannus, —
ein damals in Köln
beliebter Name ■—,
Haus und Hof an
St. Kunibert über-
ließ8).

Gegenüber, auf der Epistelseite, steht die
h. Ursu la. Bei dem Stifterpaar las man einst:
Blida • Ludwidus • Illo • R. Unwillkürlich mußte
ich an einen Ludewicus et uxor sua Blida
denken, die einem gewissen Wilricus Haus
und Hof verkauften 9).

») Die Abbildung der Borte bei Kolb, Tafel VII,
ist wie die übrigen weder in Zeichnung noch in Farben-
gebung ganz richtig.

B) Niederichschrein, 8, II, 5, 11, IX. 7 und X,
28; die letzte Eintragung, 13, II, 8 aus der Zeit von
1209 bis 1215.
 
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