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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Georg, Johann: Kunstschätze im Sinaikloster
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0255

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373

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

374

"

enthält eine Reihe von wert-
vollen Kunstwerken. Die
meisten stammen aus der
Zeit- seit dem XVI. Jahrh.,
von denen ich schon einige
in zwei kurzen Artikeln be-
handelt habe. Aber doch
sind noch eine Anzahl älterer
vorhanden, die es vielmehr
verdienen, daß sich mit ihnen
die Wissenschaft beschäftigt.
1. Kunstschätze in der
Kapelle des brennenden Dorn-
busches. Diese Kapelle ist
älter als das ganze Kloster.
Sie steht an der traditionellen
Stelle des Dornbusches
und diente den Eremi-
ten als Versammlungs-
ort für den sonntäg-
lichen Gottesdienst.
Beim Bau des Klosters
blieb sie vollständig er-
halten und wird jetzt
noch jeden Sonnabend
zum Gottesdienst ver-
wendet. Man darf sie
nur ohne Schuhe be-
treten in Erinnerung
an Moses.

In der Nische hinter
dem Altar ist noch ein
Teil des alten Mosaiks
erhalten, das freilich
infolge der Dunkel-
heit kaum zu er-
kennen ist. Auch
dürfte es schwer mög-
lich sein, eine Photo-
graphie davon zu
machen, teils der
Dunkelheit, teils des
Altars wegen. So viel ich erkennen konnte,
ist das Mosaik nur ornamental. Wenigstens
habe ich keine Figur gesehen. Unten zieht
sich eine griechische Inschrift hin, die viel-

Abb. l.

Kunstschätze im Sinaikloster.

(Mit 6 Abbildungen.)
jra as Katharinenkloster auf dem Sinai, leicht näheren Aufschluß geben könnte. Mir
Äl das in der ersten Hälfte des VI. scheint das Werk aus dem V. Jahrh. zu stammen.
Jahrh. vom Kaiser Justinian ge- Die Kapelle ist von oben bis unten mit

^***' gründet wurde,___________ _____________ Ikonen bedeckt, die zum Teil

keinen großen Wert haben.
Es glückte mir aber, unter
diesen zwei in Stiftmosaik zu
entdecken, die, wie mir Pro-
fessor Strzygowski mitgeteilt
hat, noch nicht publiziert
sind. Die Mönche erlaubten
mir, Photographien davon zu
machen, die freilich besser
sein könnten. Das kleinere,
und, wie mir scheint ältere,
stellt den hl. Demetrius auf
Goldgrund dar (siehe Abb. 1).
Es ist ein Brustbild das Hei-
ligen in kriegerischer Kleidung
mit dem Schwerte in der
Hand. Er ist wie auf
den meisten byzanti-
nischen Bildern von
vorn dargestellt. Das
Gesicht ist lang und
schmal. Beide Hände
sind sichtbar. Von der
Kleidung macht sich
hauptsächlich der Man-
tel bemerklich. Die
Technik entspricht der
der Mosaiktafeln in
der Opera del Duomo
zu Florenz. Deshalb
wird es wohl aus dem
XI. Jahrh. stammen
und vielleicht als Ge-
schenk aus Konstanti-
nopel hierher gekom-
men sein. Sein Platz
■ist so ungünstig hoch
in der Kapelle, daß
man es eigentlich gar
nicht. sehen kann.
Hoffentlich wird es nun
einen besseren finden.



Abb. 2.

Das andere ist etwas größerund stellt die
Madonna mit dem Kinde dar (siehe Abb. 2).
Das Kind sitzt auf dem rechten Arme. Maria
erhebt die linke Hand. Der Typus entspricht
 
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