Brief einer Magd, die sich n
Recht verfänglich hat mich die Fr. v. Z. auch gefragt, ob
mir vielleicht Einer Nachlaufs Darüber kann sie ruhig sein.
Mir lauft keiner nach! Aber desto gewiffer ist es, daß ich
einem nachlaufe, und dem werde ich auch nachlaufen, wie mein
Fräulein deklamirt hat, so lange die Welle meines Lebens rinnt,
so lange ich überhaupt Füße zum Laufen, und einen Groschen
im Sacke habe. Nun du kennst ihn ja meinen Cüraffier. Ist
er nicht ein Mann wie ein Thurm, und hat er nicht einen
Schnurrbart, wie nochmal ein General? Und wie der schön
thun kann, und wie mich der gern hat! Meinst du, der trinkt
dir eine Halbe Bier, die nicht ich gezahlt habe, nein, von mir
muß sein, wenn'ö ihm schmecken soll, und meinen Lohn hat
er das letzte Vierteljahr nur in Cigarren verraucht. Seinet-
halben bin ich mit meinem Letzten auseinandergekommen. Aber
daraus bin ich stolz.
Ist die Frau v. Zankeisen nicht eifersüchtig ? Thu mir doch
das zu wisien, denn in dem Fall ging ich nicht zu ihr, und
wenn sie mir alle Tage eine Visite von meinem Cürassier er-
laubte. Eine eifersüchtige Frau glaubt eine Magd hat auf der
Welt nichts zu denken, als ihren Mann. Sie eifert mit seinen
zerriffenen Socken und flickt sie lieber selbst ; sie eifert mit dem
Thürschloß, das man anrühren muß; ja sie eifert mit dem
Stubenboden, auf den alle beide treten muffen, der Herr wie
die Köchin. Da mag's eine anstellen, wie sie will, allemal muß
sie den^ßerrn nachstellen und die Reputation ist hin. Das größte
Verbrechen aber ist, wenn man einen kräftigen Arm oder sein
eigenes Haar hat. Als ob man sich's wegschneiden könnte oder
auch möchte! Gelt Sina! Einer solchen thu ich's allemal mit
Fleiß und mach mich recht sauber. S'kommt auf eins hinaus,
und verdächtigt wird man doch, wen» man auch unterm
Stubenboden durchschlupst.
ch einer Herrschaft erkundigt. 83
Nur noch
eins, Sina. Ist
|£fi|p die Frau keine
Betschwester?
Das sind schon
( Aergste» unter
a_ Wenn sie in der
\ früh im Herzog-
-s* spital einen
rechten Zug
! Heiligkeitgethan
haben, nachher
kommen sie heim
und laffen ihre Bosheit, ihren Neid, ihre Mißgunst, ihre Rach-
sucht an Allem aus, was ihnen unter die Hand steht, natürlich
Alles auf Heiligkeit aufgestrichen. Nur eine solche nicht belei-
digen, denn sie trägt dies nach in alle Ewigkeit. Ihre Lügen,
Verläumdungen und das was sie gerne anbringen möchte, das
muß allemal ein anderes gesagt haben, wenn's wohl sein kann,
der Beichtvater. Und denk nur nicht, daß die einem eine Gut-
that thut, es sei denn, es sieht's ein geistlicher Herr oder sonst
ein Vornehmer. Nein, sie brüsten sich, und wenn sie ja nim-
mer ausweichen können, wenn sie nicht sagen können, du hast
es selber verschuldet, da heißt's: „Ja, meine Liebe, bet'sie nur
fleißig zu ihrem heil. Schutzpatron, der wird ihr schon Helsen.
Aber mir muß sie nicht kommen." Nein, nur zu keiner Bet-
schwester.
Also liebste Sina,
und wenn die Frau
A lichen Lohn und Kost,
Freundin
Hulda Haderwisch.
11*
Recht verfänglich hat mich die Fr. v. Z. auch gefragt, ob
mir vielleicht Einer Nachlaufs Darüber kann sie ruhig sein.
Mir lauft keiner nach! Aber desto gewiffer ist es, daß ich
einem nachlaufe, und dem werde ich auch nachlaufen, wie mein
Fräulein deklamirt hat, so lange die Welle meines Lebens rinnt,
so lange ich überhaupt Füße zum Laufen, und einen Groschen
im Sacke habe. Nun du kennst ihn ja meinen Cüraffier. Ist
er nicht ein Mann wie ein Thurm, und hat er nicht einen
Schnurrbart, wie nochmal ein General? Und wie der schön
thun kann, und wie mich der gern hat! Meinst du, der trinkt
dir eine Halbe Bier, die nicht ich gezahlt habe, nein, von mir
muß sein, wenn'ö ihm schmecken soll, und meinen Lohn hat
er das letzte Vierteljahr nur in Cigarren verraucht. Seinet-
halben bin ich mit meinem Letzten auseinandergekommen. Aber
daraus bin ich stolz.
Ist die Frau v. Zankeisen nicht eifersüchtig ? Thu mir doch
das zu wisien, denn in dem Fall ging ich nicht zu ihr, und
wenn sie mir alle Tage eine Visite von meinem Cürassier er-
laubte. Eine eifersüchtige Frau glaubt eine Magd hat auf der
Welt nichts zu denken, als ihren Mann. Sie eifert mit seinen
zerriffenen Socken und flickt sie lieber selbst ; sie eifert mit dem
Thürschloß, das man anrühren muß; ja sie eifert mit dem
Stubenboden, auf den alle beide treten muffen, der Herr wie
die Köchin. Da mag's eine anstellen, wie sie will, allemal muß
sie den^ßerrn nachstellen und die Reputation ist hin. Das größte
Verbrechen aber ist, wenn man einen kräftigen Arm oder sein
eigenes Haar hat. Als ob man sich's wegschneiden könnte oder
auch möchte! Gelt Sina! Einer solchen thu ich's allemal mit
Fleiß und mach mich recht sauber. S'kommt auf eins hinaus,
und verdächtigt wird man doch, wen» man auch unterm
Stubenboden durchschlupst.
ch einer Herrschaft erkundigt. 83
Nur noch
eins, Sina. Ist
|£fi|p die Frau keine
Betschwester?
Das sind schon
( Aergste» unter
a_ Wenn sie in der
\ früh im Herzog-
-s* spital einen
rechten Zug
! Heiligkeitgethan
haben, nachher
kommen sie heim
und laffen ihre Bosheit, ihren Neid, ihre Mißgunst, ihre Rach-
sucht an Allem aus, was ihnen unter die Hand steht, natürlich
Alles auf Heiligkeit aufgestrichen. Nur eine solche nicht belei-
digen, denn sie trägt dies nach in alle Ewigkeit. Ihre Lügen,
Verläumdungen und das was sie gerne anbringen möchte, das
muß allemal ein anderes gesagt haben, wenn's wohl sein kann,
der Beichtvater. Und denk nur nicht, daß die einem eine Gut-
that thut, es sei denn, es sieht's ein geistlicher Herr oder sonst
ein Vornehmer. Nein, sie brüsten sich, und wenn sie ja nim-
mer ausweichen können, wenn sie nicht sagen können, du hast
es selber verschuldet, da heißt's: „Ja, meine Liebe, bet'sie nur
fleißig zu ihrem heil. Schutzpatron, der wird ihr schon Helsen.
Aber mir muß sie nicht kommen." Nein, nur zu keiner Bet-
schwester.
Also liebste Sina,
und wenn die Frau
A lichen Lohn und Kost,
Freundin
Hulda Haderwisch.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Brief einer Magd, die sich nach einer Herrschaft erkundigt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 299, S. 83
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg