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Die Waage der Gerechtigkeit.

„Nein, nein — unser Herrgott soll mich bewahren, so
mein' ich nicht! — Ich dächte, wir lassen ihn von einem An-
dern theilen, von wem, der eigentlich kein Interesse bei der
Sach' hat — der ganz und gar uupartheiisch ist. — Wie
wär's denn, wenn wir zum Affen gingen, derdortam Zaun sitzt?" .

„Ist mir auch ein Ding. — Geh'n ivir hin!"

III.

So kommen sie zum Affen und tragen ihm ihr Anliegen
vor. Der Aff' ist sehr freundlich, er empfängt sie sehr artig
und spricht:

„Es ist mir sehr schmeichelhaft, meine lieben Kinder, daß
ihr mir das Vertrauen schenkt, ich werde es zu ehren wissen —
es soll eine jede von Euch genau so viel bekommen, als die
andere, und damit der Käs ganz richtig und genau getheilt werde,

: wollen ivir sogleich die Waage der Gerechtigkeit herbeiholen."

Als die Waage herbei gebracht ist, bricht der Aff' den
Käs auseinander und legt in jede der beiden Schalen ein Stück.
Aber die eine der beiden Waagschalen zieht bedeutend hinunter,

helfen," sagt der Aff' , und beißt ein tüchtiges Stück ab.
„Jetzt ist's hier zu viel," fährt er fort, und beißt von dem
andern Theil abermals ein Stück herunter. „Jetzt ist's wieder
da zu viel." „Ja der Theil ist noch bedeutend größer, jetzt muß
ich wieder da ein Stück abbeißen. So geht das Ding fort,
denn immer ist ein Theil ein wenig zu groß und der Aff' ver-
schluckt einen Brocken nach dem andern mit dem größten Appetit.

Die beiden Katzen sehen zuerst mit Erstaunen und zuletzt
mit wahrem Entsetzen dieser Procedur zu und ihre Augen wer-
den am Ende so groß wie die Holzäpfel.

Zuletzt ist noch ein klein widiwinziges Bröckerl von dem
Käs da; der Aff' packt's, ein Schluck und ein Druck, und
verschwunden ist auch dieses.

Die Waage der Gerechtigkeit. 7

Die Katzen schauen einander wie versteinert an — endlich
fassen sie sich doch ein Herz und wollen gegen dieses ganze Ver-
fahren Einspruch erheben. Aber da wird der Anfangs so artige
Aff' bitterböse und schneidet ein so fürchterliches Gesicht und
fletscht die Zähne so grimmig und grausig, daß ihnen Hören
und Sehen vergeht und die Worte in der Kehle stecken bleiben.

„Ich glaub' gar, Euch dumme Katzen ist's nicht recht.
Meint Ihr vielleicht, ich arbeite umsonst und plag' mich um
nichts ? Da irrt Ihr Euch curios, wenn Ihr das glaubt! Wie,
Ihr wollt davon laufen? Habt Ihr nicht mehr Bildung gelernt,
um zu wissen, daß sich das nicht schickt. — Gleich geht Ihr
her und küßt mir die Hand und macht ein schönes Compli-
ment, sonst komm' ich über Euch und zerzaus' euch den Balg,
daß Ihr Euer Lebtag an mich denken sollt."

Still und stumm schleichen die Katzen davon und machen !
lange Gesichter. Zum Abschied wirft ihnen der Aff' noch !
die Waage auf den Buckel, daß es scheppert und prasselt.

Wie sie so weit weg sind, daß der Aff' sie nicht mehr i
sehen kann, bleibt die eine auf einmal stehen und sagt:

„Morle, wie ist's?"

„Was soll's sein?"

„Nun, ich mein' Haiti — wollen wir nicht bald wieder
einen Käs theilen lassen."

Trinkers Groll.

Das ist doch Unsinn! schlechten Wein
schleppt man herbei in großen Krügen,
und trinkt ihn aus in vollen Zügen:
d'rauf kommt ein winzig Fläschelein,
und dann dazu ein Eierbecher,
aus dem soll der gewiegte Zecher
sich züchtig nur die Lippen netzen?
das ist ein sauberes Ergötzen,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Waage der Gerechtigkeit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ille, Eduard
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Waage <Motiv>
Tiermensch
Affen <Motiv>
Verteilung
Schläue
Käse <Motiv>
Gerechtigkeit
Karikatur
Katze <Motiv>
Handkuss
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 601, S. 7

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