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Des
Sägers
Da saßen eben unter der Linde
Die Bauersleut' und ihr Gesinde,
Wie dieß im Dörflein alte Sitte;
Der Pfarrer war in ihrer Mitte.
Auf einmal lief das Bäuerlein
Ganz athemlos zum Dorf herein.
Und Alles dort crschrack gar sehr,
Und drängt sich um das Bäuerlein her,
Und fragte ihn, was ausgekommen?
Der konnte kaum zu Athem kommen.
Der Schultheiß nun gebot zur Ruh',
Und Alles horcht dem Bäuerlein zu.
Der sprach: „Dort hinterm Tannenhag,
„Dort war's, wo ich so sehr crschrack.
„Dort, auf der Wiese, in dem Gras,
„Da war — da war — ich weiß nicht was.
„Ich will's beschwören hoch und theuer,
„Das Ding, es war ein Ungeheuer!
„Es ragte thurmhoch in die Höh',
„Mir ist's, als ob ich's vor mir seh',
„Bewegte sich auch hin und her,
„Und rauschete und braußte sehr.
„Manch Vögelein auch flog daheran,
„Voll Neugier staunt den Thurm es an.
„Doch alle flogen kreischend fort;
„Voll Angst verließ auch ich den Ort." —
So endete das Bäuerlein.
Und durch die dichten Dörflerreih'n
Drang Murmeln, endlich groß Geschrei:
„Wer wohl dieß Ungeheuer sei?"
N as e.
Und wiederum gebot zur Ruh'
Der Schulz' und sprach den Bauern zu:
„Wohl schrecklich klinget diese Mähr'
„Vom Ungeheuer. Ist's ein Bär,
„Ist's ein Kameel, ein Krokodil?
„Wir wissen's nicht. Sei's nun wie's will,
„Kam' selbst der Teufel auf die Welt,
„Wir zögen gegen ihn zu Feld.
„Wer hat Curage, der folge mir,
„Wir zieh'n gegen das Ungethier!" —
Und sieben Bauern an der Zahl,
Die stellten sich jetzt allzumahl.
Nachtwächter auf dem Horne blies
Und hatte den Gemeindespieß.
Der ging voran mit Säbel und Gewehr;
Sechs andere zogen hinten her.
So zogen die Helden nun von Haus
Wie weiland die sieben Schwaben aus.
Und als sie kamen auf die Wies,
Die sieben Helden mit ihrem Spieß', —
Da gingen sie gar schlau einher,
Und schauten, wo das Unthicr wär'.
Sie thaten Alles wohl ergründen,
Und konnten doch kein Unthier finden.
Ein Jäger nur lag in dem Gras'
Zn ruhen nach erlegtem Has'.
Sie brachen nun in Flüche aus
Und zogen wieder still nach Haus. —
Wer war das Unthier in dem Grase?
Der Jäger war's mit seiner Nase!
Des
Sägers
Da saßen eben unter der Linde
Die Bauersleut' und ihr Gesinde,
Wie dieß im Dörflein alte Sitte;
Der Pfarrer war in ihrer Mitte.
Auf einmal lief das Bäuerlein
Ganz athemlos zum Dorf herein.
Und Alles dort crschrack gar sehr,
Und drängt sich um das Bäuerlein her,
Und fragte ihn, was ausgekommen?
Der konnte kaum zu Athem kommen.
Der Schultheiß nun gebot zur Ruh',
Und Alles horcht dem Bäuerlein zu.
Der sprach: „Dort hinterm Tannenhag,
„Dort war's, wo ich so sehr crschrack.
„Dort, auf der Wiese, in dem Gras,
„Da war — da war — ich weiß nicht was.
„Ich will's beschwören hoch und theuer,
„Das Ding, es war ein Ungeheuer!
„Es ragte thurmhoch in die Höh',
„Mir ist's, als ob ich's vor mir seh',
„Bewegte sich auch hin und her,
„Und rauschete und braußte sehr.
„Manch Vögelein auch flog daheran,
„Voll Neugier staunt den Thurm es an.
„Doch alle flogen kreischend fort;
„Voll Angst verließ auch ich den Ort." —
So endete das Bäuerlein.
Und durch die dichten Dörflerreih'n
Drang Murmeln, endlich groß Geschrei:
„Wer wohl dieß Ungeheuer sei?"
N as e.
Und wiederum gebot zur Ruh'
Der Schulz' und sprach den Bauern zu:
„Wohl schrecklich klinget diese Mähr'
„Vom Ungeheuer. Ist's ein Bär,
„Ist's ein Kameel, ein Krokodil?
„Wir wissen's nicht. Sei's nun wie's will,
„Kam' selbst der Teufel auf die Welt,
„Wir zögen gegen ihn zu Feld.
„Wer hat Curage, der folge mir,
„Wir zieh'n gegen das Ungethier!" —
Und sieben Bauern an der Zahl,
Die stellten sich jetzt allzumahl.
Nachtwächter auf dem Horne blies
Und hatte den Gemeindespieß.
Der ging voran mit Säbel und Gewehr;
Sechs andere zogen hinten her.
So zogen die Helden nun von Haus
Wie weiland die sieben Schwaben aus.
Und als sie kamen auf die Wies,
Die sieben Helden mit ihrem Spieß', —
Da gingen sie gar schlau einher,
Und schauten, wo das Unthicr wär'.
Sie thaten Alles wohl ergründen,
Und konnten doch kein Unthier finden.
Ein Jäger nur lag in dem Gras'
Zn ruhen nach erlegtem Has'.
Sie brachen nun in Flüche aus
Und zogen wieder still nach Haus. —
Wer war das Unthier in dem Grase?
Der Jäger war's mit seiner Nase!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Des Jägers Nase"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 38.1863, Nr. 915, S. 22
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg