Eine Partie nach dem Brocken.
125
Dritte Stunde: Wir klettern wieder bergauf. Sehr
anstrengender Weg. Der Führer hat Recht — es wird
Heller. Ich habe zweimal auf fünf Schritt Entfernung den
Schwanz des vor mir gehenden Maulthieres gesehen. —
Wir erreichen den sogenannten Scharfenstein, sehen die Um-
risse einer Bretterhütte, sonst aber nichts, denn wir stehen
in einem Meer von Nebel, sind bis auf die Haut durchnäßt,
ruhen aus und singen:
„Welche Lust gewährt das Reisen."
Der Führer verheißt jetzt mit aller Entschiedenheit einen
glanzenden Tag.
Vierte Stunde: „Pflasterstoßklippen" — ungeheure
übereinander gethürmte Felsen, die wallenden Nebel lassen
uns nichts davon erkennen. — Wir gehen weiter. Es wird
nach und nach Heller. Ich kann unterscheiden, daß die Dame
auf dem Maulthiere vor mir einen grünlichen Plaid trägt.
Wir halten an und singen:
„O Sonnenschein, o Sonnenschein,
Wie scheinst Du mir ins Herz hinein!"
Dann geht es freudig weiter, denn der Führer verspricht,
daß uns die Aussicht von oben für alle Mühen des Weges
entschädigen soll.
Fünfte Stunde: Ankunft auf „Heinrichshöhe." Zn
sehen ist nichts, als daß die Nebel schneller über uns hin-
jagen. Fürchterlich kalt ist's hier. Der Weg wird immer
anstrengender. Wir rasten und singen:
„Sei gegrüßt mit Frühlingswonne,
Blauer Himmel, gold'ne Sonne!"
Endlich sind wir oben. — Der Nebel liegt wie ein
dichter Vorhang vor den Fenstern des Brockenhauses. — In
der Gaststube brennt Licht. — Um den glühenden Ofen
sitzen Leute, die ihre Kleider trocknen. Wir singen:
„Will ruhen unter den Bäumen hier,
Die Vöglein hör' ich so gerne."
Der Führer sagt, wir bekämen noch prachtvolle Aussicht.
Zwei Stunden später: Wir haben gefrühstückt und
besteigen den Brockenthurm. Der Wirth ermahnt uns, den
Führer mitzunchmen, damit wir uns nicht im Nebel verirren.
Die Aussicht vom Thurme erinnert in überraschender Weise
an die in einem russischen Dampfbade. Nur die entsetzliche
Kälte stört die Illusion. — Caravanen von Regenschirmen
langen auf der Spitze des Berges an. — Lektüre des Frem-
denbuches. Drei Bände in Groß-Folio voll Variationen über
das interessante Thema:
„Wir stiegen diesen Berg hinan
Und waren froh und munter,
Doch da man hier nichts sehen kann,
So geh'n wir wieder 'runter!"
Der Führer schwört, daß wir noch heitern Himmel zu
erwarten haben. — Wir gehen zum zweiten Frühstück.
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Dritte Stunde: Wir klettern wieder bergauf. Sehr
anstrengender Weg. Der Führer hat Recht — es wird
Heller. Ich habe zweimal auf fünf Schritt Entfernung den
Schwanz des vor mir gehenden Maulthieres gesehen. —
Wir erreichen den sogenannten Scharfenstein, sehen die Um-
risse einer Bretterhütte, sonst aber nichts, denn wir stehen
in einem Meer von Nebel, sind bis auf die Haut durchnäßt,
ruhen aus und singen:
„Welche Lust gewährt das Reisen."
Der Führer verheißt jetzt mit aller Entschiedenheit einen
glanzenden Tag.
Vierte Stunde: „Pflasterstoßklippen" — ungeheure
übereinander gethürmte Felsen, die wallenden Nebel lassen
uns nichts davon erkennen. — Wir gehen weiter. Es wird
nach und nach Heller. Ich kann unterscheiden, daß die Dame
auf dem Maulthiere vor mir einen grünlichen Plaid trägt.
Wir halten an und singen:
„O Sonnenschein, o Sonnenschein,
Wie scheinst Du mir ins Herz hinein!"
Dann geht es freudig weiter, denn der Führer verspricht,
daß uns die Aussicht von oben für alle Mühen des Weges
entschädigen soll.
Fünfte Stunde: Ankunft auf „Heinrichshöhe." Zn
sehen ist nichts, als daß die Nebel schneller über uns hin-
jagen. Fürchterlich kalt ist's hier. Der Weg wird immer
anstrengender. Wir rasten und singen:
„Sei gegrüßt mit Frühlingswonne,
Blauer Himmel, gold'ne Sonne!"
Endlich sind wir oben. — Der Nebel liegt wie ein
dichter Vorhang vor den Fenstern des Brockenhauses. — In
der Gaststube brennt Licht. — Um den glühenden Ofen
sitzen Leute, die ihre Kleider trocknen. Wir singen:
„Will ruhen unter den Bäumen hier,
Die Vöglein hör' ich so gerne."
Der Führer sagt, wir bekämen noch prachtvolle Aussicht.
Zwei Stunden später: Wir haben gefrühstückt und
besteigen den Brockenthurm. Der Wirth ermahnt uns, den
Führer mitzunchmen, damit wir uns nicht im Nebel verirren.
Die Aussicht vom Thurme erinnert in überraschender Weise
an die in einem russischen Dampfbade. Nur die entsetzliche
Kälte stört die Illusion. — Caravanen von Regenschirmen
langen auf der Spitze des Berges an. — Lektüre des Frem-
denbuches. Drei Bände in Groß-Folio voll Variationen über
das interessante Thema:
„Wir stiegen diesen Berg hinan
Und waren froh und munter,
Doch da man hier nichts sehen kann,
So geh'n wir wieder 'runter!"
Der Führer schwört, daß wir noch heitern Himmel zu
erwarten haben. — Wir gehen zum zweiten Frühstück.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine Partie nach dem Brocken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 39.1863, Nr. 954, S. 125
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg