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Herzog und Lcibj äger.

Commissär Hyppolit Morgenstern nach Winkelfeld zurück, wo
sie nach wenigen Wochen der Segen der Kirche auf ewig mit
einander verband.

Ich aber hoffe, daß der geneigte Leser diese lehrreiche
Geschichte in einem feinen Herzen bewahren und sich nicht
länger denen anschließen wird, die da schreien und spotten
über daö wundervolle Institut der Krinoline.

Denn nicht nur der Schönheit zu dienen ist ihre
Mission — auch die Unschuld zu schützen, das Unrecht zu
bestrafen, liebende Herzen zusammen gu führen ist ihr gegeben.
Darum ist auch in Minkelfeld die Sonne aus dem Sprich-
wort gestrichen und es heißt jetzt daselbst:

„Die Krinoline bringt es an den Tag."

Herzog und Lcibjägcr.

„Wie gefällt Ihnen mein Sussia?" sagte der Herzog
Wilhelm zum Grafen von Pug, „benimmt er sich nicht wie
ein vollkommener Kavalier? Sehen Sie nur, wie leicht und
stolz er einherschrcitet!"

Bevor noch der Graf auch seine Freude über das
wohlgefällige, ja fast edle Benehmen des schönen, jungen
Leibjägers kundgeben konnte, kam dieser selbst heran, um seinen
Posten wieder einzunehmen.

„Aber Sussia," begann der gütige Fürst von Neuem,
„Du siehst heute recht traurig und bleich aus — bist Du
krank? Wie? Du zitterst?"

„Ach, Hoheit, mir ist sehr unwohl."

„Geh', geh', armer Sussia, lege Dich nieder und pflege
Dich bis Du ganz gesund bist, dann komme wieder!"

Seinen unterthänigsten Dank, aber auch zugleich sein
Bedauern darüber ausdrückend, daß er dem Dienst seiner
Hoheit einige Tage lang werde entsagcnj müssen, zieht sich
Sussia zurück, innerlich von Herzen froh, daß sein Plan
soweit gelungen ist. — Er legt sich zu Bett, des Herzogs
Leibarzt kömmt, findet aber zu seinem großen Mißvergnügen,
daß sich Sussia nur den Magen überladen hat. Sussia weiß

indessen mit gewandter Zunge dem Herrn Medizinalrath von
Putzi einzureden, daß er wirklich sehr krank sei, an einem
chronischen Uebel leide, welches nur der Sprudel von Karls-
bad heilen könne. —

Herzog Wilhelm glaubt dem Bericht des wackeren Me-
dizinalrathes von Putzi und bestimmt aus lauter Mitleiden
mit dem Zustande seines armen kranken Jägers 200 Reichs-
! thaler zu dessen Karlsbader Kur.

Das hatte sich Sussia nicht träumen lassen, das über-
trifft seine kühnsten Hoffnungen; und die nunmehr sichere
Aussicht, in der Kürze dort zu sein, wohin er sich seit Jahren
vergeblich gesehnt hatte, macht ihn ganz frcudcntoll. Trotz
seiner Magenbcschwerden springt er aus seinem Bett, wie
ein aufgescheuchtes Reh von seinem Lager, durchtanzt seine
Stube und pfeift und singt: „Ich reise nach Karlsbad, nach
Karlsbad, ja meinem lieben Karlsbad, juchheisa, juchhei!"

Nach drei Tagen kömmt er in Karlsbad wirklich an,

' d. h. prächtig angefahren in einem offenen, mit Sammt aus-
j geschlagenen Wagen. Im ersten Hotel steigt er ab, bezieht
eine prächtige Wohnung und zeichnet sich in die Liste der
Kurgäste ein als „Baron de Sussia."

Der schöne, junge und, wie eö scheint, auch reiche Baron
erregt Aussehen. Er sucht und macht angenehme Bekannt-
schaften. Er wird eingeführt in die ersten Cirkel, beim
Fürsten von Weißenberg, dem Grafen von Dettmar u. a. m.
und entzückt die jungen Damen durch seine feine Galanterie
und Liebenswürdigkeit. Die junge Comtesie empfindet eine
wahre Freude, wenn der Herr Baron von Sussia Abends
mit ihr und keiner andern Dame ihres Cirkels auf der
„langen Wiese" promenirt, sie ist glücklich bei dem Gedanken,
daß wiederum sie und keine Andere seine Nachbarin beim
Thee sein werde. Mama und Papa schauen das Frohlocken
ihres Töchtcrlcins mit gütigem Blick und freundlichem Lächeln.
Kurz Sussia ist auf dem Höhepunkt seines Glückes. — Da
trifft ihn wie ein Wetterstrahl aus heiteren Himmelshöhen
die Nachricht, der Herzog von * * * sei angekommcn.

Armer Sussia! Was nun thun! Der Baron von
Sussia wird plötzlich krank, bettlägerig. Aufrichtig bedaucüt
ihn die schöne Welt und versüßt ihm sein herbes Looö durch
die zartesten Beweise der Theilnahmc.

Auch der eben erst angekommene Herzog verfehlt nicht,
auf die Kunde von Sussia's Erkrankung, diesem seinen Leib-
arzt, den Medizinalrath von Putzi, zu schicken. — Aber der

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herzog und Leibjäger"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Bezeichnung
Diener <Motiv>
Hochstapelei
Hochstapler <Motiv>
Interesse
Spaziergang <Motiv>
Jäger
Junger Mann <Motiv>
Kurort
Gräfin
Karikatur
Kur
Sozialstatus
Baron
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 39.1863, Nr. 961, S. 179

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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