Dichtung und Wahrheit.
Der Sänger war zu Ende mit seinem Festgesang,
Es tönte lauter Beifall beim letzten Saitenklang.
Der Herzog winkt dem Sänger, der lobend ihn besungen,
Und hat ein güld'nes Kettlein ihm um den Hals geschlungen.
Er schlägt hierauf zum Ritter den frohen Sängersmann,
Und Glückwunsch spendend, drängen die Zeugen sich heran;
Nur Kunz, der Hofnarr, bleibet am Erker ruhig stehen,
Und gibt sich ganz den Anschein, als hätt' er nichts gesehen.
„Du scheinst erfüllt vom Neide," spricht ihn der Herzog an,
„Was spart Dein Mund den Glückwunsch für diesen Rittersmann?
Dich scheint es sehr zu kränken, daß durch das edle Singen
Sich Gunst und hohe Ehre weiß Jemand zu erringen.
Es lobte inich der Sänger in seinem Festgedicht,
Theilst Du vielleicht die Ansicht des wackern Barden nicht?
Du wähnst wohl gar am Ende, Du könnest besser singen?
Ich gebe Dir die Freiheit, die Dichtung vorzubringen!" —
„O nein! ich gönn' dem Sänger den hohen Ehrenpreis,
Der seine Lobcslieder gut zu verwerthen weiß;
Im Lobgesang ein Stümper, der werd' ich ewig bleiben,
Weiß nur mit Narr- und Wahrheit die Zeit Euch zu vertreiben.
Jhr wißt, mein edler Herzog," so Kunz mit Wärme spricht,
„Im Grund der Seele besser, ich mache kein Gedicht,
D'rum nmß ich auch verzichten auf alle hohe Ehren,
Ihr könnt bei mir nie Dichtung, Ihr könnt nur Wahrheit hören."
Ph. Haas.
Der Sänger war zu Ende mit seinem Festgesang,
Es tönte lauter Beifall beim letzten Saitenklang.
Der Herzog winkt dem Sänger, der lobend ihn besungen,
Und hat ein güld'nes Kettlein ihm um den Hals geschlungen.
Er schlägt hierauf zum Ritter den frohen Sängersmann,
Und Glückwunsch spendend, drängen die Zeugen sich heran;
Nur Kunz, der Hofnarr, bleibet am Erker ruhig stehen,
Und gibt sich ganz den Anschein, als hätt' er nichts gesehen.
„Du scheinst erfüllt vom Neide," spricht ihn der Herzog an,
„Was spart Dein Mund den Glückwunsch für diesen Rittersmann?
Dich scheint es sehr zu kränken, daß durch das edle Singen
Sich Gunst und hohe Ehre weiß Jemand zu erringen.
Es lobte inich der Sänger in seinem Festgedicht,
Theilst Du vielleicht die Ansicht des wackern Barden nicht?
Du wähnst wohl gar am Ende, Du könnest besser singen?
Ich gebe Dir die Freiheit, die Dichtung vorzubringen!" —
„O nein! ich gönn' dem Sänger den hohen Ehrenpreis,
Der seine Lobcslieder gut zu verwerthen weiß;
Im Lobgesang ein Stümper, der werd' ich ewig bleiben,
Weiß nur mit Narr- und Wahrheit die Zeit Euch zu vertreiben.
Jhr wißt, mein edler Herzog," so Kunz mit Wärme spricht,
„Im Grund der Seele besser, ich mache kein Gedicht,
D'rum nmß ich auch verzichten auf alle hohe Ehren,
Ihr könnt bei mir nie Dichtung, Ihr könnt nur Wahrheit hören."
Ph. Haas.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dichtung und Wahrheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 46.1867, Nr. 1122, S. 14
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg