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Krisch an Wehncke's Erlebnisse im nördlichen Eismeer.

mich sehr, Ihre wcrthc Bekanntschaft zu machen, Frau
Quem!"

Darauf zog ich denn meine Diamanten heraus und,
wie ich vorauSgcschcn hatte, befand sich einer unter denselben,
welcher gerade so auSsah wie der Koh-i-noor. Victoria stieß
einen Freudenschrei aus, als sie ihn erblickte und lachte und
weinte zu gleicher Zeit.

Na, Ihr kennt mich ja, ich war von jeher ein galanter
Mann, ich kniete also mcinswcgcns nieder und sagte: „Neh-
men Sic diesen Stein als ein schwaches Zeichen meiner Ver-
ehrung, liebe Queen!"

„Aber, clenr Mi-. Welmcko, das kann und darf ich
nicht annehmcn!" rief sic erstaunt über eine solche Uucigcu-
nützigkeit. Ich bemerkte, daß Prinz Albert sic in diesem
Augenblicke hinten am Kleide zup'ste, was natürlich soviel
heißen sollte, alS: „So nimm ihn Dir ihn doch!"

„Halt, mein Junge," dachte ich; „kommst Du mir so,
daun komme ich Dir auch einmal, warte nur!" Ich beugte
mich also meinSwcgcnS noch einmal auf meine Knie und
sagte: „So betrachten Sic cS denn gefälligst alö ein Zeichen
dev Tankes dafür, daß Sic Deutschland einen Fürsten ge-
nommen haben."

„Maliziöser Knecht!" lachte Prinz Albert, indem er mich
am Ohr zupfte; die Königin fand den Witz ausgezeichnet,
und. alle Anwesenden mußten lachen. Darauf sing sie an
mich mit DankeSbczeugungen zu überhäufen.

„Wollen Sic einen Titel als Baron oder Graf!" rief
sic; „ Sie brauchen meinöwegenö nur zu wünschen, lieber
Wehncke!"

„Liebe Queen," sagte ich mit republikanischem Stolze,
„ich bin „Hamborgcr Borger." I» meiner Vaterstadt gilt
ein Titel, was Sic vielleicht nicht wissen, gar nichts. Ich
könnte als Baron oder Graf höchstens eine Senatorentochter
heirathen, aber mir sichen zur Zeit ganz andere Partien zu
Gebote."

Bei diesen Worten warf ich einen vielsagenden !
Blick auf die junge Hofdame, welche jungfräulich
errötheud ihr Haupt zur Erde neigte.

„So nehmen Sie vielleicht lieber einen Orden?" *
fragte die Königin. „Was meinen Sic zu einem
Hosenband?"

„Auch diesen muß ich dankend ablchuen; meine
republikanischen Grundsätze verbieten mir die An-
nahme. Wenn ich aber um etwas bitten dürfte,
liebe Queen, so geben Sic mir noch eine Tasse Thcc!"

„Sic sind wirklich ein einziger Mensch, Mr.
Weluicke!" rief die Königin, mich voll Bewunderung
betrachtend. „Aber eine Bedingung mache ich doch: ■
kommen Sie je wieder nach England, so logircu
Sic bei mir in meinem Palastc, und sollten Sic
je in Noth gerathen, was freilich bei Ihrem Rcich-
thum nicht zu erwarten ist, so vergessen Sie nicht,
daß in England eine Person lebt, die Ihnen zu
unendlichem Dank verpflichtet ist."

Ihr seht, ich habe cS nicht vergesse». Hätte ich damals
meine Diamanten zu Gelbe gemacht und dieses in der !
englischen Bank dcponirt, so wäre ich schwer reich gewesen.
Aber in meinem Leichtsinn nahm ich alles mit au Bord der
„Elisabeth", und ich habe schon erzählt, daß diese vor der
Elbe untcrging; ich rettete nichts als das nackte Leben.

Das war mir also kurz vorher passirt und Ihr begreift
wohl, daß ich einen Hamburger Rheder nicht blos deshalb
schätzen könnte, weil er reich war; ich mußte erst wissen, ob
er auch Edelsteine dcö Geistes und Herzend besaß.

Ich erfuhr indessen, daß JSmcicr ein grundguter Kerl
sei, der keinen Armen »»beschenkt von seiner Thür gehen
lasse, und dies bestimmte mich, ihn schon am dritten Tage
zu empfangen. ES machte mir jedoch Spaß, ihn erst ein
wenig zappeln zu lassen; um so größer ward seine Freude,
alö ich endlich cinwilligtc, eine Heuer auf seiner Brigg anzu
nehmen. Meine Bedingung, daß Peter Baars alö zweiter
Steuermann mitgehe, wurde selbstverständlich angenommen.
So war denn alles in der besten Ordnung, und eines
schönen TagcS verließen wir bei herrlichem Südwestwind de»
Hamburger Hafen.

Der neue Steuermann gefiel der Mannschaft gar nicht,
und man wußte mir keinen Dank dafür, daß ich ihn an
Bord gebracht hatte. Selbst Capitäu Paulscn, der sich sonst
von keinem Vorurtheil leiten ließ, konnte sich nicht enthalten,
mich zu fragen: „Sage mir doch um dcö Himmels Willen,
Krischan, wie kommst Du eigentlich zu diesem Peter BaarS?
Das ist ja ein ganz wunderbarer Kauz!"

„Versteht er ct>va nicht zu segeln," fragte ich ruhig.

„Ei, gewiß, cs gicbt gar keinen bessern Steuermann,
aber auch nie in meinem Leben ist mir ein so mundfauler
Kerl vorgekommen! Seitdem er an Bord ist, hat er außer
seinem Commando noch kein Sterbenswort gesprochen!"

„Daö mag. freilich wahr sein, Capitäu; man muß ihn j
aber näher kennen, um ihn verstehen zu lernen."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Krischan Wehncke's Erlebnisse im nördlichen Eismeer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Hofdame
Ersatz
Ich-Erzählung
Kronjuwel
Verlust
Angeber
Verlegenheit
Begegnung <Motiv>
Prinz <Motiv>
Hilfe
Hut <Motiv>
Schelm
Großzügigkeit
Königin <Motiv>
Diamant
Freude
Karikatur
Rauchen
Schenkung
Situation
frech
Beutel <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Viktoria, Großbritannien, Königin
Albert, Großbritannien, Prinzgemahl
England
London
Thema/Bildinhalt (normiert)
Verbeugung <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 46.1867, Nr. 1126, S. 40

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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