Fliegende Blätter (46.1867 (Nr. 1121-1146))

Als ich betrat der Damen Kreis,

Da dacht' ich einst von Allen Gutes;

Sie sind voll Geist, voll Edclmuthes,

Wenn man sic nur zu packen weiß.

Da klopft' ich üb'rall an, — ich Thor!
Bracht' Geld, Geduld und Zeit zum Opfer,
Ich ward ein wahrer Geisterklopfer,

Doch nirgends kam ein Geist hervor.
Wie anders denk' ich jetzt — Herrsch!

Ich Hab' an all' den tauben Nüssen
Die Zähne längst mir auSgebissen,

Jetzt poch' ich nur mehr auf's — Soupsr.
Dort fitz' ich — Damenlos, allein,

Und such' für Einst mich zu entschäd'gen,
Wie geistvoll gegen so ein Mädchen
Ist doch ein stilleö Gläschen Wein!

Was bist du, o Vogel, so traurig und still?

Ich weiß, was dein Herz sich ersehnet und will:

Heut' zogen am Fenster die Brüder vorbei,

Auö südlichem Lande gelockt von dem Mai.

Du möchtest dich baden in würziger Luft,

Mit ihnen besuchen den Wald und die Kluft.

Ich öffne den Käfig: — Hinaus schwing' dich frei,

Jedoch eine Bitte besorge mir treu:

Flieg' eilig hinüber zum Berge so blau,

Beim Hause des Försters ein Nestchen dir bau;

Dort such' dir ein Liebchen, o Wonne, o Lust!

Und hauche in Lieder das Fühlen der Brust!

Mein Mädchen, das wohnt dort, es hört dann auf dich,
Und denket dabei doch voll Liebe an mich.

Und sieht es Euch schnäbeln dort innig und heiß,

So spricht es: „ach wenn doch!" — und seufzt dabei leis.

Krischan Wehncke's Erlebnisse im nördlichen Eismeer.

„Seit wie lange bist Du denn mit ihm bekannt?"

„Ich fahre jetzt wohl fünf Jahre mit ihm!"

„Aber ich habe auch nicht bemerkt, daß er gegen Dich
weniger wortkarg ist?"

„Das ist wiederum wahr, allein wenn er auch schweigt
so weiß ich meinswegens doch, was er sagen will. Ich will
Dir etwas aus seinem Leben mittheilen, dann wirst Du sein
Benehmen nicht mehr so auffallend finden."

(Fortsetzung folgt.)

Der Geistcrklopfcr.

An den Vogel im Bauer.