Fliegende Blätter (46.1867 (Nr. 1121-1146))

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Eine Dorfgeschichte. 143

Beim Ochsenwirthshaus cm der Thüre, stehn unheilkündend
ihrer Viere.

Die ersten Drei kennt unser Leser, der Vierte aber weht daS
Messer.

Vor's Tribunal mit viel Geschrei, schleppt jetzt den Eber
man herbei,

Und vor des Dorfes Jugend tritt der Herr GenSdarm mit
ernstem Schritt:

„Dies Thier," spricht er, „es hat vermessen, sich an der
Obrigkeit vergessen,

Was cs verbrach in frevlem Muthe, das büße es mit seinem
Blute.

: Nehmt Euch ein Beispiel, liebe Kinder, an diesem hartge-

sott'nen Sünder."

Sprach's, winkte und der Messermann stürzt auf das Schwein
im Nu sodann.

Ein Schrei, ein Blutstrom hinter her, der Uebelthätcr lebt
nicht mehr.

Doch dringen alsbald aus der Küche, gar wunderliebliche
Gerüche,

Mit Kuöchlciu, Blut- und Leberwürsten, stillt man das heiße
Rachedürsten,

Der Hochgenuß der Metzelsuppe, versöhnt die schwergekränkte
Gruppe.

j D'rauf ballt er grimmig seine Faust und flucht, daß Türk' >

und Heiden graußt.

Des Dorfes Jugend sammelt er und bildet eine Jugendwehr;

! Schulmeister ohne Nasenspitze, entstammt sic noch zu wilder j

Hitze.

Des Pfarrers Köchin sieht man eilen, Lorbeer und Rache-
durst zu theilen. |

Und die Moral von der Geschicht': vergesse Deinen Stand
punkt nicht!

Die Sau wehrt sich der Ucbcrmacht, wird aber doch zu Rührst Du an Kirche, Schul' und Staat, gcht's an de
Kall aebrackt: I Sv™™ i

Fall gebracht;

Der Eine zerrt sie au dem Strick, ein And'rcr packt sic am
Genick,

So schleppen sic den Attentäter, es rühret nicht sein Angst
gezeter.

Kragen ohne Gnad'!

Das sind drei eherne Gewalten, die steif und fest zusammen
halten,

Doch ehrest Du die Obrigkeiten, so geht es gut Dir allc
Zeiten.

ll. G.