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Mil Nr. 1147, der zweitfolgenden Nummer nach dieser, beginnt der XI^VII. Band oder das zweite Semester
1867 der Fliegenden Blätter. Wir ersuchen unsere verehelichen Abonnenten, ihre Bestellungen bei den resp. Buch-
handlungen, Postämtern und Zeitungsexpeditioneu gefälligst sofort zu machen, damit in der Zusendung der Blätter
keine Störung eiutritt.
Wir bemerken ferner, daß alle früheren Bände vollständig zu den bekannten Preisen zu haben sind, da wir
durch neue Auflagen die abgehenden Bände fortwährend ersetzen.
München, im Juni 1867. Die ExpeMon -er Fliegenden ölätter.
Vergessen.
Er denkt au seine Jugendzeit,
Die Tage voller Lust und Glück,
Wie liegen sie so fern, so lveit,
Und doch war's nur ein Augenblick.
Wo ist der Freunde große Zahl,
Die einst ins Leben froh geschaut,
Wo sind die muntern Dirnen all',
Wo ist die süße ros'ge Braut?
Es hat gelegt der alte Mann
Sie in der Erde kühlen Schooß.
Und für den Letzten ist er d'ran
Ein Grab zu schaufeln lveit und groß. —
Auch morgen werden an der Bahr'
Die Erben alle tveinend steh'n;
Doch nach dem leidigen Trauerjahr
Gleichgiltig hier vorübergeh'n;
Wenn wieder dann die Frühlingsluft
Leis' zieht durch den Cypressenhain,
Dann lvird der Todtc in der Gruft
Vermodert und — vergessen sein.
Es sind die Menschen alle gleich,
Am frischen Leben Jeder hält,
Ob jung, ob alt, ob arm, ob reich —
Es ist ja so der Lauf der Welt!
Der Todtengräber hat's gedacht.
Als er am Grabe sinnend stand:
„O glücklich ist, der in der Nacht
Des Todes seine Ruhe fand.
Jst's auch nicht gut, so ganz allein
Durch's lange Leben hinzugeh'n,
Werd' ich doch nie vergessen sein,
An meinem Grab wird Niemand steh'n.
Nur Einer, der mich niedersenkt
Am Strick mit junger neuer Kraft,
Der Einzige, der mein gedenkt,
Weil ihm mein Sterben Brod verschafft;
Man hält auch keine Trauerred'
Dem alten und den, armen Mann,
Ohn' Sang und Klang von dannen geht
Der Meßner und der Kapellan." —
Fra»; lleuji.
Gar wonnig ist die Maiennacht,
In tiefer Ruh' liegt Dorf und Flur,
Von den Bewohnern allen lvacht
Der alte Todtengräber nur.
Von seiner Stirne rinnt der Schweiß,
Da er in die geweihte Stätt'
Nun graben muß mit regem Fleiß
Dem letzten Freund das letzte Bett.
Und während milde Frühlingsluft
Durch die Cypressen lispelnd rauscht,
Steigt mühsam aus der tiefen Gruft
Der Alte jetzt empor und lauscht.
Er stützt auf seine Schaufel schwer
Das Haupt, so kahl von Sorg und Müh'n,
An seinem Geist vorüberzieh'n
Erinnerungen trüb und hehr,
Vergessen.
Mil Nr. 1147, der zweitfolgenden Nummer nach dieser, beginnt der XI^VII. Band oder das zweite Semester
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Vergessen.
Er denkt au seine Jugendzeit,
Die Tage voller Lust und Glück,
Wie liegen sie so fern, so lveit,
Und doch war's nur ein Augenblick.
Wo ist der Freunde große Zahl,
Die einst ins Leben froh geschaut,
Wo sind die muntern Dirnen all',
Wo ist die süße ros'ge Braut?
Es hat gelegt der alte Mann
Sie in der Erde kühlen Schooß.
Und für den Letzten ist er d'ran
Ein Grab zu schaufeln lveit und groß. —
Auch morgen werden an der Bahr'
Die Erben alle tveinend steh'n;
Doch nach dem leidigen Trauerjahr
Gleichgiltig hier vorübergeh'n;
Wenn wieder dann die Frühlingsluft
Leis' zieht durch den Cypressenhain,
Dann lvird der Todtc in der Gruft
Vermodert und — vergessen sein.
Es sind die Menschen alle gleich,
Am frischen Leben Jeder hält,
Ob jung, ob alt, ob arm, ob reich —
Es ist ja so der Lauf der Welt!
Der Todtengräber hat's gedacht.
Als er am Grabe sinnend stand:
„O glücklich ist, der in der Nacht
Des Todes seine Ruhe fand.
Jst's auch nicht gut, so ganz allein
Durch's lange Leben hinzugeh'n,
Werd' ich doch nie vergessen sein,
An meinem Grab wird Niemand steh'n.
Nur Einer, der mich niedersenkt
Am Strick mit junger neuer Kraft,
Der Einzige, der mein gedenkt,
Weil ihm mein Sterben Brod verschafft;
Man hält auch keine Trauerred'
Dem alten und den, armen Mann,
Ohn' Sang und Klang von dannen geht
Der Meßner und der Kapellan." —
Fra»; lleuji.
Gar wonnig ist die Maiennacht,
In tiefer Ruh' liegt Dorf und Flur,
Von den Bewohnern allen lvacht
Der alte Todtengräber nur.
Von seiner Stirne rinnt der Schweiß,
Da er in die geweihte Stätt'
Nun graben muß mit regem Fleiß
Dem letzten Freund das letzte Bett.
Und während milde Frühlingsluft
Durch die Cypressen lispelnd rauscht,
Steigt mühsam aus der tiefen Gruft
Der Alte jetzt empor und lauscht.
Er stützt auf seine Schaufel schwer
Das Haupt, so kahl von Sorg und Müh'n,
An seinem Geist vorüberzieh'n
Erinnerungen trüb und hehr,
Vergessen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vergessen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 46.1867, Nr. 1145, S. 199
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg