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Ei» Ho nvod.

23*

Güter wäre» couflScivt — drang nach langer Zeit der erste
Lichtblick in mein so düsteres Leben; ein alter Freund, dem
ich in besseren Zeiten eine ziemlich bedeutende Summe ge-
liehen, stattete sie mir ehrlich zurück. Das Kind, das ich
meiner Schwester anvertraut hatte, war zur schönen Jungfrau
herangeblüht. Dankbarkeit fesselte sie an denjenigen, den sie
ihren Retter nannte. Sie ahnen wohl, wer die kleine Ver-
lassene war, ja es ist meine Irma, die dem armen, so streng
Behandelten, dem Invaliden, dem Festnngssträflinge ihre
Hand, ihre Liebe schenkte. Auf meinen Zügen, als ich noch
Honvöd war, brachte ich in dieser Gegend einige Zeit zu,
das Haus gehörte einem alten Kameraden, der mit dem
Leben seine Kampfeslust bezahlen mußte. Es fand sich Nie-
mand, der es kaufen wollte und so blieb es seit jener Zeit
unbewohnt. Ich erinnerte mich daran, man war froh, einen
Käufer zu finden, ich kam hieher, richtete es wohnlich ein
und brachte meine Irma mit, die meinen Geschmack theilte
und sich mit mir hier zufrieden fühlt. Was sollte ich auch
in der Welt, ich habe zu bittere Erfahrungen gemacht, nein,
ich bleibe Bauer, und wenn einst meine Stunde schlägt, so
ist dort zwischen den zwei Linden ein gar so schönes Plätzchen,
für den alten Honvöd!"

Tiefgerührt reichte ich meinem freundlichen Wirthe die
Hand, und als ich die schöne junge Frau sich so innig an
ihn schmiegen sah, da dachte ich mir wohl, daß er sein jetziges
unnennbares Glück, obschon er so viel gelitten, nicht zu theuer
erkauft habe.

„Werden Sie uns bald wieder besuchen?" sagte die
junge Frau, als ich zu ihrem Manne in den Wagen stieg, und
reichte mir ihr kleines Händchen, das ich an meine Lippen drückte.

„Gewiß, gnädige Frau, ich habe die feste Uebcrzeugnug,
daß ich recht bald wieder das Glück Ihrer Nähe haben werde."

„Hoffen wir, daß Sie wahr spre-
chen. Adieu!"

Fort stogen wir über Stock und
Stein und hatten bald die Poststation
erreicht. Nach Beendigung meines
Urlaubs, als ich wieder in die Ge-
gend kam, wo meine interessanten
Bekannten weilten, wollte mir der
Postmeister, da ihm der Weg zu dem
Haus des ehemaligen Honvöds ganz
unbekannt war, keine Pferde geben,
so blieb mir nichts übrig, als den
Weg fortzusetzen und wieder in mein
Joch zurückzukehren.

Bald darauf kam das Jahr l 86 l,
wo ich zu so vielen angefangenen Pro-
zessen und Untersuchungen auch meine
Amtswirksamkeit ad acta legen mußte.
Auch diesmal war es mir nicht mög-
lich, den Weg in jene Gebirgsschlucht
zu finden und mußte wie damals
auf bessere Zeiten hoffen.

Mit vieler Mühe gelang es mir, auf einer Tribüne
ein Plätzchen zu erobern, wo ich den Krönungszug mit au-
sehen konnte. Es ist ja so viel darüber geschrieben worden,
die illustrirten Blätter hatten ihre Zeichner gesendet, um be-
redter, als Worte es vermögen, jene fabelhafte Pracht wieder-
zugeben, auch ich ward von dem wunderbaren Schauspiel
geblendet. Die Söhne Pannoniens, in dem stolzen Gefühle
ihren König zu krönen, zogen au mir vorüber; da traf mein
Blick eine bekannte Gestalt, ja, es war mein Honvod aus
beu Bergen Trausilvaniens, hoch auf einem prachtvollen Voll-
blutrappe», in glänzender Magnaten - Tracht, mit einem
herrlichen Familienschmuck ragte er unter all' den schönen
Gestalten empor. Ich frug meinen Nachbar, wer der stolze
Reiter, sei und hörte einen mir längst bekannten Namen —
den mein freundlicher Wirth schon vergessen hatte. Leicht war
es mir, seine Adresse zu erfahren. Ein prachtvolles Hotel,
zahlreiche Dienerschait, überall Wohlhabenheit, ja fürstlichen
Luxus, nichts erinnerte mehr an jenes Häuschen als der herz-
liche Empfang, der mir auch hier zu Thcil wurde.

„Sie hatten Recht lieber Baron," rief mir die Gräfin
zu. „Sie sagten ja, daß wir uns Wiedersehen werden, seien
Sie hier wie in Siebenbürgen herzlich gegrüßt."

Gerührt drückte ich einen Kuß aus ihre schöne Hand,
als der Graf fortfuhr: „Was sind doch die menschlichen Vor-
sätze! Mich dünkt, Ihnen gesagt zu haben, daß wir unsere
Hütte nie verlassen wollen, es war bei Gott mein ernster
Vorsatz, allein der Ruf meines Königs, der mir meine Güter
zurückgab, der Ruf meiner ehemaligen Kampfgefährten bvang
bis in meine Wildnis;; sollte ich ihn ungehört verhallen lassen?
Ja die Morgenröthe unserer Freiheit ist angebrochen, möge
j ihr ein heiterer schöner Tag folgen!"
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Honvéd"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Diez, Wilhelm von
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Reiter <Motiv>
Soldat <Motiv>
Pferd <Motiv>
Karikatur
Kind <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 51.1869, Nr. 1273, S. 179

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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