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Reelles Heirathsgesuch.

sich bereits gegen meine Hand entschieden — wir zwei sind
fertig mit einander."

„Nicht gegen Dich entschied ich mich!" entgegnete ich
mit Wärme, „nie bin ich zum Verräther an Jugend, Schön-
heit und Liebe geworden."

In diesem vcrhängnißvollen Moment öffnete sich die Thüre
des Nebenzimmers, und eine Stimme, die mir sehr bekannt
vorkam, rief:

„Um Alles in der Welt, was geht hier vor?"

Erstaunt wandte ich mich um.

„Ist dies nicht mein Herr Neffe, der die einst ver-
schmähte Frucht kosten will?"

Mit einem Male siel es mir wie Schuppen von den
Augen, Alles ward mir klar. Niemand Anders als die
Tante hatte am Tage vorher die reiche Wittwe gespielt, deren
Hand ich verweigert hatte.

„Geh' mir aus den Augen, Du junger Taugenichts,"
sagte sie, „nie in meinem Leben hätte ich geglaubt, mir noch
solch einen Korb holen zu müssen!"

„Nein beste Tante, ich weiche nicht von der Stelle.
Hier ist ein Magnet, der mich unwiderstehlich an sich zieht.
D daß ich vor fünf Jahren gewußt hätte, daß meine Laura
vom Rigi und Ihre Adoptivtochter ein und dieselbe Person
ist! Nur meine innige Liebe zu der schönen Unbekannten ließ
mich Dein Anerbieten zurückweisen. Ich verdiene Ihr Lob
dafür und —“

trieben. Denken Sie nur daran, wie lockend 40,000 Gulden i

für einen verschuldeten Referendär sind!"

„Hättest Du zugegriffcn, würdest du weder meine noch
Laura's Hand erhalten haben, wohl aber eine Lection, welche
Dir es auf ewig verleidet haben würde, ein anderes „Reelles
Heirathsgesuch" in die Zeitung rücken zu lassen. Diesmal
dankst Du es Deinem Freunde Schlaich so davon zu kommen,
denn er hat mir nicht allein Deine Heirathsprojecte, sondern
auch Deine pecuniären Verlegenheiten verrathen; ohne ihn
hättest Du noch lange auf eine Frau, wie Laura sein wird,

warten können."

Und ich dankte meinem Schöpfer, sowie meinem Schneider
für die Verwechselung der Briefe, die mir Anfangs so viel
Verdruß verursacht hatte, jetzt aber die Ursache meines Glücks
geworden war. Mit den Fügungen des Ersteren bin ich heute
noch zufrieden, Letzterem aber habe ich bis zur Stunde meine
Kundschaft gelassen. Fc. o. Wickede.

Der sensible Phylax.

„Und wohl auch ihre Hand, nicht wahr, Du Windhund?"

„£), theure <.ante, lassen Sie mich hoffen, denn sicherlich
jaben Sie meine Annonce nur beantwortet, um uns zu ver-
einigen. "

»Na, es ist mir wenigstens lieb, daß Dir
nach die Ueberzeugung kommt, daß ich nicht
Absicht hatte, Dich zu heirathen."

„Jedenfalls haben Sie ein sehr gefährliches Spiel ge

nach und
wirklich die

„Sie, meine Diana ist so ein empfindliches Hündchen,
daß sie jedesmal, wenn ihr ein Haar ausfällt, zu winseln
beginnt." — „Ach. guter Freund, das ist noch alles nichts,
mein Philar ist so ein sensibles Hausthier, daß er vor
| Schmerz heult, wenn ihm Jemand auf seinen Schatten tritt."


3*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Reelles Heirathsgesuch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Verlieben
Sensibilität
Ältere Frau <Motiv>
Junger Mann <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Heiratsantrag
Ehevermittlung
Hochzeit
Karikatur
Hund <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Tante <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 52.1870, Nr. 1279, S. 19

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