Vorsicht.
Utilitiits-Princip.
„Dich trifft man wohl och mehr in der Kneipe als in
Kirche?" — „Ja, mit dem Kirchcgehen is es so e eignes
"O'ug. Denke Dir emol, ich ginge in die Kirche — jetzt wird
^Mine was gestohlen, jetzt hcißt's: Wer war alles drinn?
^ richijg, der, der, der und der, jetzt geht die Untersuchung
jetzt kömmst Du vor die Staatsanwaltschaft un der Deibel
was Alles noch! Nee, dein setze ich inich nicht aus!"
Der betrunkene Schneider.
„Sie wünschen, Herr Müller?'
' schoppe Buckskin!"
„Gewe
Siebenhundert siebenundsiebenzig Weinhändler sollen eris- ^
tiren in dem goldenen Mainz. Da ist es freilich schwer für
junge Anfänger, vor der Concurrenz aufzukommen. Und doch
hat es einer, Herr Schlauerig, riskirt und ist sehr gut da-
bei gefahren, in einigen Jahren hatte er sein Schäfchen in's
Trockene gebracht. Das ging so: Er hielt sich die bedeutend-
sten Zeitungen und las mit wahrer Gier alle Todesanzeigen.
Eine melancholische Liebhaberei, meinst Du, für ein so lnftiges
Geschäft, wie der Weinhandel! Aber er that's aus purer
Nächstenliebe, indem er stets die Lehre der Schrift vor Augen
hatte: dem Trauernden gib Wein! So oft es nun dem All-
mächtigen gefallen hatte, irgend einen reichen Rittergutsbesitzer,
hohen Beamten oder Privatmann in ein besseres Jenseits ab-
zurufen, schrieb Herr Schlauerig sofort an dessen Adresse:
„Ihren geehrten Auftrag, am t 5. vor. Mts. an unseren
Reisenden übergeben, beehre mich hiermit zu esfektuiren, sende
Ihnen zwei Ohm Wachenheimer l846er und erlaube mir,
Sie hiefür mit 120 fl. zu belasten. Mit der Bitte um fernere
geneigte Aufträge hochachtungsvollst
S. Z. Schlauerig."
Bei diesem Manövre hatte er eine so feine Spürnase in
1 Bezug auf die Zahlungsfähigkeit seiner im Herrn entschlafenen
„Kunden wider Willen", die er stets als noch unter den
i Lebenden wandelnd ansah, daß er nur selten genöthigt war,
j seinen Wein aus der Concursmasse des Verlebten zurückzu-
! nehmen oder die „tieftrauernd Hinterbliebenen" gerichtlich zur
Zahlung anzuhalten; denn wie konnte er bei seiner ausge-
! breiteten Kundschaft immer wissen, wann einer seiner Abnehmer
das Zeitliche segnete?
Neue Drsillition des Telegraph.
:c mer cn „Sei doch so gut und erkläre mir einmal, was denn
der elektrische Telegraph eigentlich ist?" — „Nun, das sind
Utilitiits-Princip.
„Dich trifft man wohl och mehr in der Kneipe als in
Kirche?" — „Ja, mit dem Kirchcgehen is es so e eignes
"O'ug. Denke Dir emol, ich ginge in die Kirche — jetzt wird
^Mine was gestohlen, jetzt hcißt's: Wer war alles drinn?
^ richijg, der, der, der und der, jetzt geht die Untersuchung
jetzt kömmst Du vor die Staatsanwaltschaft un der Deibel
was Alles noch! Nee, dein setze ich inich nicht aus!"
Der betrunkene Schneider.
„Sie wünschen, Herr Müller?'
' schoppe Buckskin!"
„Gewe
Siebenhundert siebenundsiebenzig Weinhändler sollen eris- ^
tiren in dem goldenen Mainz. Da ist es freilich schwer für
junge Anfänger, vor der Concurrenz aufzukommen. Und doch
hat es einer, Herr Schlauerig, riskirt und ist sehr gut da-
bei gefahren, in einigen Jahren hatte er sein Schäfchen in's
Trockene gebracht. Das ging so: Er hielt sich die bedeutend-
sten Zeitungen und las mit wahrer Gier alle Todesanzeigen.
Eine melancholische Liebhaberei, meinst Du, für ein so lnftiges
Geschäft, wie der Weinhandel! Aber er that's aus purer
Nächstenliebe, indem er stets die Lehre der Schrift vor Augen
hatte: dem Trauernden gib Wein! So oft es nun dem All-
mächtigen gefallen hatte, irgend einen reichen Rittergutsbesitzer,
hohen Beamten oder Privatmann in ein besseres Jenseits ab-
zurufen, schrieb Herr Schlauerig sofort an dessen Adresse:
„Ihren geehrten Auftrag, am t 5. vor. Mts. an unseren
Reisenden übergeben, beehre mich hiermit zu esfektuiren, sende
Ihnen zwei Ohm Wachenheimer l846er und erlaube mir,
Sie hiefür mit 120 fl. zu belasten. Mit der Bitte um fernere
geneigte Aufträge hochachtungsvollst
S. Z. Schlauerig."
Bei diesem Manövre hatte er eine so feine Spürnase in
1 Bezug auf die Zahlungsfähigkeit seiner im Herrn entschlafenen
„Kunden wider Willen", die er stets als noch unter den
i Lebenden wandelnd ansah, daß er nur selten genöthigt war,
j seinen Wein aus der Concursmasse des Verlebten zurückzu-
! nehmen oder die „tieftrauernd Hinterbliebenen" gerichtlich zur
Zahlung anzuhalten; denn wie konnte er bei seiner ausge-
! breiteten Kundschaft immer wissen, wann einer seiner Abnehmer
das Zeitliche segnete?
Neue Drsillition des Telegraph.
:c mer cn „Sei doch so gut und erkläre mir einmal, was denn
der elektrische Telegraph eigentlich ist?" — „Nun, das sind
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vorsicht" "Der betrunkene Schneider" "Utilitäts-Princip"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 52.1870, Nr. 1288, S. 95
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg