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Ein Monat im Bade.
beit Faselhans eben nur einer jener bizarren Widersprüche, wie
wir sic bei dem weiblichen Herzen so häufig finden, eine
Laune, die mit dem tiefsten Innern ihres Gemüthes gar nichts
z» thun hat und vielleicht nur eine Folge ihres mit der auf-
keimenden Neigung zu mir kampfenden jungfräulichen Stolzes ist.
Hat nicht ein fein beobachtender deutscher Schriftsteller ein un-
trügliches Zeichen der Liebe darin gefunden, daß eine Person
eine andre entweder zu viel oder auch — gar nicht ansieht?
Nun, Emilie sieht mich jetzt fast gar nicht mehr an; sic muß
mich also wohl ganz rasend lieben.
Auch noch ein Gedanke tröstet mich. Der Kerl nämlich,
der Wind, hat offenbar kein Geld und lebt hier nur von Schulden.
Er wird sich nicht mehr lange hier halten können. Ich habe
wenigstens schon so ein Liedchen davon singen hören.
(Schluß folgt.)
Der Vöglein Klage.
Der Specht erhub ein groß' Geschrei
Im Walde,
lind rief die Bügel all' herbei
Zur Halde,
Ein Frevel sich ereignet hatt'
An still verborg'ner Wuldesstatt
Beim Busch der rothen Rosen.
Drob grämten sich die Vöglein sehr
Und klagten.
Sie riethen hin, sie ricthen her,
Und sagten:
Solch' unerhörte Frevelthat
Kein and'rer wohl begangen hat,
Als lieblos böse Menschen.
Tic Blumen, die stets jedes Aug'
Entzücket,
Sie waren heut' vom grünen Strauch
Gepflücket,
Und rothe Blätter weit und breit
Verwelkten, rings umher gestreut,
Fm glüh'nden Strahl der Sonne.
Was hat herauf vom Waldesquell
Geklungen?
Von Liebeslüst ein Lied so hell
Gesungen?
Ein Knabe war's, ein Mägdelein,
Die wanden sich im Erlenhain
Zum Kranz die rothen Rosen. «. Habenicht.
Ein Monat im Bade.
beit Faselhans eben nur einer jener bizarren Widersprüche, wie
wir sic bei dem weiblichen Herzen so häufig finden, eine
Laune, die mit dem tiefsten Innern ihres Gemüthes gar nichts
z» thun hat und vielleicht nur eine Folge ihres mit der auf-
keimenden Neigung zu mir kampfenden jungfräulichen Stolzes ist.
Hat nicht ein fein beobachtender deutscher Schriftsteller ein un-
trügliches Zeichen der Liebe darin gefunden, daß eine Person
eine andre entweder zu viel oder auch — gar nicht ansieht?
Nun, Emilie sieht mich jetzt fast gar nicht mehr an; sic muß
mich also wohl ganz rasend lieben.
Auch noch ein Gedanke tröstet mich. Der Kerl nämlich,
der Wind, hat offenbar kein Geld und lebt hier nur von Schulden.
Er wird sich nicht mehr lange hier halten können. Ich habe
wenigstens schon so ein Liedchen davon singen hören.
(Schluß folgt.)
Der Vöglein Klage.
Der Specht erhub ein groß' Geschrei
Im Walde,
lind rief die Bügel all' herbei
Zur Halde,
Ein Frevel sich ereignet hatt'
An still verborg'ner Wuldesstatt
Beim Busch der rothen Rosen.
Drob grämten sich die Vöglein sehr
Und klagten.
Sie riethen hin, sie ricthen her,
Und sagten:
Solch' unerhörte Frevelthat
Kein and'rer wohl begangen hat,
Als lieblos böse Menschen.
Tic Blumen, die stets jedes Aug'
Entzücket,
Sie waren heut' vom grünen Strauch
Gepflücket,
Und rothe Blätter weit und breit
Verwelkten, rings umher gestreut,
Fm glüh'nden Strahl der Sonne.
Was hat herauf vom Waldesquell
Geklungen?
Von Liebeslüst ein Lied so hell
Gesungen?
Ein Knabe war's, ein Mägdelein,
Die wanden sich im Erlenhain
Zum Kranz die rothen Rosen. «. Habenicht.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Vöglein Klage"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1870
Entstehungsdatum (normiert)
1860 - 1880
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 52.1870, Nr. 1298, S. 172
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg