198 Glei
Einst war ein Frosch;
Auch eine Nachtigall,
Die sang der Lieder schönstes in den Zweigen.
Sie sang so süß, mit leisem Wiederhall,
Wie einer Nachtigall das Singen eigen.
Den Meister Frosch zog's mächtig himmelan.
Des Liedes Töne wiegten ihn in Wonne,
Und wie gedacht, so auch gethan,
Hoch oben saß er bald im warmen Strahl der Sonne.
Mit tiefer Ehrfurcht sah er nach dem Sänger,
Ihm dünkt der graue Vogel gleich ein Gott,
Und im Genüsse will er schwelgen länger,
Denn im Genuß vergißt er alle Noth. —
So lauschte er der Stunden viel' des Tages,
Die Nachtigall sang spät bis in die Nacht,
Sie sang und flötete, und immer voller klang es.
Des Vogels Lied auf seiner stillen Wacht.
Doch unfern Frosch füllt's nicht mehr mit Entzücken,
Die lange Weile drückte ihn bereits;
Er haschte zur Abwechselung nach Mücken,
Das gab der armen Unkenseele neuen Reiz.
Sehr bald wollt' ihm auch dies nicht mehr behage»,
Ihn störte seht der holden Töne Klang;
Er fand das Lied — ich will es Euch nur sagen —
Zu albern, und zu fad den göttlichen Gesang.
Drum stieg er murrend von des Baumes Gipfel
Zn dem Morast, wo seines Gleichen webt.
niß.
Und selten nur siehst Du ihn hoch im Wipfel,
Am meisten doch im Sumpfe, wo er lebt.
So ziehet den Gemeinen wohl das Hohe,
Das ewig Göttliche, auf Stunden an,
Doch aufzuflammen in Begeisterungs-Lohe,
Verleidet ihm sein angeborner Wahn.
I. f. (0. Schmidt.
Einst war ein Frosch;
Auch eine Nachtigall,
Die sang der Lieder schönstes in den Zweigen.
Sie sang so süß, mit leisem Wiederhall,
Wie einer Nachtigall das Singen eigen.
Den Meister Frosch zog's mächtig himmelan.
Des Liedes Töne wiegten ihn in Wonne,
Und wie gedacht, so auch gethan,
Hoch oben saß er bald im warmen Strahl der Sonne.
Mit tiefer Ehrfurcht sah er nach dem Sänger,
Ihm dünkt der graue Vogel gleich ein Gott,
Und im Genüsse will er schwelgen länger,
Denn im Genuß vergißt er alle Noth. —
So lauschte er der Stunden viel' des Tages,
Die Nachtigall sang spät bis in die Nacht,
Sie sang und flötete, und immer voller klang es.
Des Vogels Lied auf seiner stillen Wacht.
Doch unfern Frosch füllt's nicht mehr mit Entzücken,
Die lange Weile drückte ihn bereits;
Er haschte zur Abwechselung nach Mücken,
Das gab der armen Unkenseele neuen Reiz.
Sehr bald wollt' ihm auch dies nicht mehr behage»,
Ihn störte seht der holden Töne Klang;
Er fand das Lied — ich will es Euch nur sagen —
Zu albern, und zu fad den göttlichen Gesang.
Drum stieg er murrend von des Baumes Gipfel
Zn dem Morast, wo seines Gleichen webt.
niß.
Und selten nur siehst Du ihn hoch im Wipfel,
Am meisten doch im Sumpfe, wo er lebt.
So ziehet den Gemeinen wohl das Hohe,
Das ewig Göttliche, auf Stunden an,
Doch aufzuflammen in Begeisterungs-Lohe,
Verleidet ihm sein angeborner Wahn.
I. f. (0. Schmidt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gleichniß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1870
Entstehungsdatum (normiert)
1860 - 1880
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 52.1870, Nr. 1301, S. 198
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg