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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Barth, Hans: Die römische Kunstausstellung, [1]: der italienische Palast
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Die II. juryfreie Kunstausstellung München 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0542

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DIE II. JURYFREIE KUNSTAUSSTELLUNG MÜNCHEN 1911

trefflichem Geschmack wurden die
großen und kleinen Säle hergerichtet,
so daß die mitunter recht kräftig farbig
getonten Wände, vereint mit einem ge-
schickt verteilten Arrangement von
Immortellen, eine heitere frohe Stim-
mung hervorrufen. Im Prinzip der
Jurylosigkeit liegt ein großer Vorzug
und eine große Gefahr. Mag man letz-
tere für die Kunst und deren erziehe-
rischen Wert gegen dieses System ins
Feld führen, so muß sie dennoch als
gering erscheinen, einem Jurywesen
entgegengestellt, das, mag es noch so
gut gemeint sein, nie ganz verhindern
kann, daß schlechte Arbeiten aufge-
nommen und gute, weil sie keineVer-
treter finden, zurückgewiesen werden.
Und wenn wir auch dies als rein
menschlich begreiflich entschuldigen
wollen, so ist noch ein Faktor, der weit
wichtiger erscheint als alles übrige,
nämlich die Freiheit der Kunst. Wir
verlangen heute mehr denn je, daß der
Künstler in erster Linie Selbsterlebtes
und Selbstgeschautes darstelle, daß er
paar mit früchten seine Welt, mag sie noch so klein und
_ « ii j M- >. c „■„ unscheinbar uns dunken, schildere,

Sommer-Ausstellung der Münchner secession . .. . _ . ' , '

ohne Rucksicht darauf, ob der oder jener
Richter daran Gefallen findet oder nicht.
„Lächelnde Schöne" (Baronin Roppe) und einen Das alles ist uns wertvoller, interessanter als eine aus-
vom Sonnenlicht übergossenen Viveur mit feistem geklügelte, geglättete, verfeinerte Kunst, die nirgends
rotem Gesichte, Emil Oestermanns beide Freunde anstoßen will. Freiheit vor allem jenen aber, die in
nach dem Diner, Johanssons sonderbar harte, der Arena des Kampfes streiten, die über alle Schran-
eckige Bildnisse von Leuten, die nicht zu lächeln ken hinwegsetzen, jede künstlerische Möglichkeit
verstehen. Von Fjaestad ein Sondersaal mit zarten lösen wollen und sei es nur um des Problems willen,
nordischen Landschaften in allen Stimmungen. — Solch frisches freipulsierendes Leben finden wir
Auch Bulgarien und Griechenland hospitieren bei hier in der „Jurylosen" und wenn es dort und da
den Italienern, aber ohne ihnen Konkurrenz
zu machen. Bulgarien exzelliert durch Para-
den- und Manöverbilder, nach berühmten
Berliner Klischees, wo man den Zaren mit
der langen Nase in allen möglichen Posen
bewundern kann, und Griechenland führt
einige Szenen ins Feld, wo einem bei
wehenden Kreuzesfahnen, kahlen Türken-
schädeln und gefangenen Christensklaven
das Gruseln überkommt und die ganze Orien-
talische Frage sich wie ein Gespenst vor uns
aufreckt. Woraus zu entnehmen, daß die drei
griechischen Professoren, die uns beim Ein-
tritt in den Palazzo begrüßen, uns trotz ihrer
hohen Ethik doch nicht vor einem Ende mit...
griechischem Schrecken bewahren können.

DIE II. JURYFREIE KUNSTAUSSTEL-
LUNG MÜNCHEN 1911

Tingleich vorteilhafter als die „I. Juryfreie
Kunstausstellung" in der Schrannenhalle,
kommt die heurige Vorführung zur Geltung.
Schon das Ausstellungsgebäude allein gibt
der großen Bilderschau ein würdigeres Ge-
präge. Es ist hoch anzuerkennen, daß der
Stadtmagistrat dem Deutschen Künstlerver-
bande jene Räume zur Verfügung stellte, in
denen im vorigen Jahre die mohammedanische frank behrens herrenbildnis

Ausstellung die seltensten Genüsse bot. Mit Sommer-Ansstellung der Münchner Secession

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