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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 6.1911

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Geiger, Moritz: Zum Problem der Stimmungseinfühlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3675#0005
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Zum Problem der Stimmungseinfühlung.

Von

Moritz Geiger.

1.

Einer dreifachen Aufgabe sieht sich die psychologische Analyse
der ästhetischen Erlebnisse gegenübergestellt: Sie wird einmal ver-
suchen müssen, durch psychologische Zergliederung das Wesen des
ästhetischen Genusses ausfindig zu machen; sie wird in Verfolgung
dieser Aufgabe einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit, einer allgemeinen
Erlebensweise auf die Spur zu kommen suchen, die als das wesent-
liche Moment in jedem ästhetischen Genuß anzusehen ist: im Genuß
einer Symphonie, wie im Anhören eines Walzers — im sich-Begeistern
für eine Lebensdichtung, wie im Goutieren eines Epigramms. Die
meisten der großen Ästhetiken der Gegenwart haben sich diese Auf-
gabe in den verschiedensten Formen gestellt. Es wird bei dieser
Problemstellung gefragt werden müssen: was scheidet das ästhetische
Genießen vom außerästhetischen? Es wird sich darum handeln, den
Grund und Boden abzustecken, der dem Ästhetischen und nur dem
Ästhetischen zugehört.

Zu einem einheitlichen Begriff fortzuschreiten, der das Wesen alles
ästhetischen Genusses deckt, ist ein Problem, zu dessen Lösung sich
nur eine vollkommen durchgeführte Ästhetik befähigt sieht. Man wird
in den meisten Fällen zufrieden sein, wenn man die ästhetischen Er-
lebnisse als psychologische Erlebnisse gewürdigt und verstanden
hat; wenn man es dahin gebracht hat, aus den psychologischen Zu-
sammenhängen und Begriffen, aus denen man auch sonst das seelische
Leben versteht und erklärt, die spezifisch ästhetischen Erlebnisse zu
verstehen und zu erklären. Nicht den Unterschied des Ästhetischen
vom Außerästhetischen wird man dann betonen — man wird zu zeigen
suchen, wie dieselben Faktoren, die auch sonst im seelischen Leben
wirksam sind, sich im Ästhetischen wiederfinden. Man wird von
Assoziation sprechen und von Apperzeption, von Assimilation und
Einfühlung — von all den Faktoren, die auch das außerästhetische
Leben kennt. Fechners Arbeiten, wie auch die große Zahl von Unter-

Zeitschr. f. Ästhetik u. allgr- Kunstwissenschaft. VI 1

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