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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

DOI Artikel:
Mies, Paul: Über die Tonmalerei, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0582
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XIII.

Über die Tonmalerei.

Von

Paul Mies.

B) Darstellung durch Bewegungsanalogien.

Wir gehen jetzt zu solchen Tonmalereien über, die durch Bewe-
gungsanalogien zustande kommen, d. h. bei denen die Übertragung
der Vorstellung in die Musik nach den Momenten: steigend und fallend,
leicht und schwer, schnell und langsam vor sich geht. Wir werden
in diesem Abschnitte Gelegenheit haben, einzelne Tonmalereien, die
auf klanglichen oder rhythmischen Analogien beruhen, zu betrachten;
über das Wesen solcher Tonmalereien sind wir ja genügend unter-
richtet, sie lassen sich aber im jetzigen Zusammenhang besser unter-
suchen.

Zu den einfachsten Darstellungen geben Worte wie »aufsteigen«,
»absteigen«, »fallen« usw. Anlaß. Die Versinnlichung solcher Worte
durch auf- und absteigende Notenfolgen reicht bis in die ältesten
Zeiten der Musikgeschichte hinab. So finden sich schon in den geist-
lichen Schauspielenl) des 14. Jahrhunderts die Worte »ascendo ad
patrem« durch aufsteigende Notenfolgen charakterisiert. Die Texte
der kirchlichen Gesänge gaben in den Worten »ascendo in ccelum«,
»descendit de ccelis« und ähnlichen mehr den Komponisten erwünschten
und viel gebrauchten Anhalt zur malerischen Verwendung der Musik.
Die bedeutendsten Meister der niederländischen Schulen verschmähten
derartige Darstellungen nicht; Okeghem2) (1430—Q5), Josquin8) (1471
bis 1521), Gombert4), Pierre de laRue6) (gest. 1518) geben uns dazu
Beispiele; eine von Ambros sehr gelobte Motette »Descende in hortum
meum« des Antonius de Fevin6) (1490—1516) hat in ihrem ersten
Teile ein Thema von acht absteigenden Noten. Diese Art der Ton-

1) Beispiele A. II, S. 332.

2) R. Hb. II ', S. 230.

3) A. III, S. 141.
*) A. III, S. 301.

6) R. Hb. II ', S. 287.

°) A. III, S. 181 u. A. V, S. 208.
 
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