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Werner, Wilfried
Cimelia Heidelbergensia: 30 illuminierte Handschriften der Universitätsbibliothek Heidelberg — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.2051#0093

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Historie vom Herzog Herpin (Cod. Pal. Germ. 152)

Akanthus-Blattwerk gefüllt ist. Diese Initialen sind offensichtlich in allen drei Teilen von einer Hand ge-
zeichnet, und sie sind alle in den gleichen Farbtönen koloriert, die meist auch für die Miniaturen verwendet
sind.

Auch der Dialekt ist in allen drei Teilen weitgehend gleich. Er zeigt im wesentlichen die Merkmale des
Mittelfränkischen, jedoch mit rheinfränkischen bzw. sogar oberdeutschen (niederalemannischen) Elementen5.

Es ist offensichtlich, daß es sich hier nicht um eine gesprochene Mundart handelt. Die Sprache der Vorlage
und des Schreibers spielen eine Rolle, vielleicht ist auch an gewisse Ausgleichstendenzen einer Literatur-
sprache zu denken.

1 Zwar fehlen auch hier meist die Verschleifungen der Oberlängen (außer mitunter bei den sehr hoch angesetzten ersten
Hasten von v und w), doch sind weitaus mehr Haarstriche verwendet, insbesondere bei den Unterlängen von y, h, z, die
oft zum Schnörkel umgebrochen und teilweise weit nach oben - bisweilen durch den Buchstaben hindurch - zurückge-
führt sind. Insgesamt ist hier die Vertikale sehr viel stärker betont. Auch die Einzelformen sind deutlich unterschieden.

2 Krone, nicht Blüte, wie Priebsch angibt.

3 P. Heitz, Les filigranes despapiers cont. dans les archives de la ville Strasbourg (1902), Tafel X, Nr. 105.

4 Die Papiere der beiden andern Teile zeigen jeweils ein gotisches Minuskel-p mit drei- bzw. vierblättriger Blume. Für beide
ließen sich keine identischen Zeichen ermitteln.

5 Genannt seien: im Anlaut unverschobenes p (»perd«, »pand«, »porten«, aber »helffen«), »daz« statt »dat« (wenige
Ausnahmen im ersten und dritten Teil), westmitteldeutsches d zwischen Vokalen, d auch im Anlaut für westgerm. t und d
(»dochter«, »dun«, »dot« usw.), auslautendes -b und -p als -ff (»gaff«, »blaiff«), »tuschen«, 1. Pers. Sing. Praes. Ind. auf
-n (»ich beden«, »ich dancken«: seltener im »Herzog von Braunschweig«). Während aber der erste und letzte Teil
für die Bezeichnung von alten und neuen Längen regelmäßig das Dehnungs-i/y verwenden (»taiffel«. »genoich«, »guyt«,
»ayn«, »wail«, »layssen« etc.), begegnet es bei Johann von Worms weitaus seltener. Statt dessen findet hier die
Wandlung ä>ö~ (»spode«, »woren«, »froge«, »noch«, »des obents«, »wogen« usw.) auch orthographisch ihren Nieder-
schlag. Oberdeutsch sind regelmäßiges »er« (nur gelegentlich »he«, »hey« in dem aus dem Niederfränkischen übertra-
genen »Herzog von Braunschweig«) sowie die für das Alemannische geltende, aber auch im Südfränkischen und
Mitteldeutschen nicht unbekannte Bildung der 2. Pers. Plur. und des Imperativs auf -nt (»ir sullent«, »dunt«, »horent«
usw.), vor allem im zweiten, selten im dritten Teil. Bei Johann von Worms findet man aber auch die Endung -n
(»felhen ich. so sulen ir . . .« 50rb, »weren ir mir gestorben . . .« 43va). Bei ihm fällt ferner ein besonders häufiges
epithetisches -e beim Praeteritum starker Verben auf (»er ginge«, »läge«, »erschracke«, »name«), das jedoch gelegentlich
auch in den übrigen Teilen begegnet.

R. Priebsch, Deutsche Handschriften in England. Erlangen 1896 (unsere Handschrift beschrieben als Nr. 2 der Manu-
skripte in Ashburnham-Place, Barrois 486; Textauszug im Anhang, S. 197-219).

29 Historie vom Herzog Herpin

Tafel Seite 98 Cod. Pal. Germ. 152, Papier, 334 Bl., 30 X 20 cm, süddeutsch, um 1475

Die Handschrift gehört zu einer Gruppe von acht Büchern, die offensichtlich - bis auf einige wenige Bilder -
sämtlich von einem Zeichner illustriert sind. Die Texte stammen zwar von sechs verschiedenen Schreiber-
händen, doch stimmen alle Manuskripte in der Ausstattung so weit überein, daß man bisher an der Herkunft
aus einer gemeinsamen Werkstatt festgehalten hat. Wegener hat sie als die »Werkstatt des Ludwig Hennfflin«
bezeichnet, nach dem einzigen namentlich bekannten Mitarbeiter des Unternehmens. In einer Schlußformel
nennt er sich: »Hie haut ryss Sigenot ein end/ Gott uns allen kummer wend/ Lud. Hennfflin« (Sigenot,
Cod. Pal. Germ. 67, 102r). Keine Urkunde zeugt sonst von der Existenz dieses Mannes, kein Archiv gibt
Auskunft über die Tätigkeit der mit seinem Namen verbundenen Werkstatt. Die zeitliche Einordnung wird
erleichtert durch die Jahreszahl, die man auf einer der Miniaturen zu den alttestamentlichen Büchern in
Cod. Pal. Germ. 17 erkennt: »1477«. In dem nächsten Teil desselben Werkes, in Cod. Pal. Germ. 18, ist ein

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