7 Idensen, Detail aus der Taufszene, Kopf Petri.
8 Idensen, Detail aus der Pfingstszene, Kopf Petri.
Diese exemplarisch besprochenen Aspekte lassen sich ab-
schließend zu einem Hauptgedanken zusammenfassen: Ein
optimaler Erhaltungszustand der Malerei garantiert nicht nur
ein optisch zufriedenstellendes Betrachtungserlebnis des Kir-
chenbesuchers/-benutzers, sondern zugleich eine wirkungs-
volle Zusammenstimmung mit dem gesamten Umraum und
ein übereinstimmendes Zusammenwirken einzelner Faktoren
(wie Architektur, Lichtführung, Ausstattung, liturgische Raum-
ordnung usw.) im Gesamtkunstwerk sowie die Wahrung des
Realitätscharakters eines Sakralraumes.
Dieser mehrfache „Schauwert’’ ist vornehmlich vom (Erhal-
tungs-) Zustand der Architektur selbst abhängig; einerseits
als „lebenswichtiger” Träger der Wandmalereien, andererseits
als „Rahmen” und umschließendes Gehäuse. Wird dieser ur-
sprüngliche Zusammenhang gestört oder einer der grundle-
genden Faktoren beeinträchtigt, verliert auch die Wandmalerei
ihren spezifischen Status und droht zur Wandverkleidung zu
degenerieren. Leicht mag sich dann der Eindruck einer „Kirche
als Museum” prägen, in der die einzelnen liturgischen Gestal-
tungen und Gerätschaften zu musealen Ausstattungsstücken
degradiert werden und die historischen Zustände oder Pha-
sen zu Inhalts- und beziehungslosen Raumfolien absinken.
Die Verantwortung, die hier gerade auf der Denkmalpflege
lastet, ist gar nicht groß und bedeutend genug einzuschätzen,
will man die Denkmäler auch künftigen Generationen erhalten
und überliefern.32 Und dies ist nicht allein durch Sachverstand,
Erfahrung und Problembewußtsein zu bewältigen, sondern
erfordert von den Verantwortlichen ein gewisses Maß an Ein-
fühlung und die Bereitschaft zu Ehrfurcht;33 denn: „Im Grunde
geht es um die ehrliche Verpflichtung gegenüber dem Werk,
das in seiner inneren Einheit zu wahren, seiner Zweckbestim-
mung zu erhalten und gemäß der Würde des Kirchenraumes
ungeschmälert und unverfälscht zu erkennen und zu schützen
bleibt.”34
In diesem Sinne dient die “Denkmalpflege der Idee des Werks
in allererster Hinsicht durch die Erhaltung und geistige Erläute-
rung der Materiereste, die der Idee ein einziges Mal anvertraut
wurde.”35 Neben dieser rein materiellen, unwiederbringlichen
Einmaligkeit und individuellen Einzigartigkeit eines jeden (mit-
telalterlichen) Wandbildes gilt es, den immateriellen Sinn zu
erhalten und dem Kirchenraum die ureigene Sakralsphäre zu
bewahren.
Anmerkungen
1 Als solche gelten in historischer Zeit: Feuchtigkeitseindrang,
Brände oder Kriegszerstörungen als äußere Einflüsse; Verände-
rungen der Bausubstanz oder Modernisierung des Innenraumes
als Veränderungen durch Eingebungen des Zeitgeschmacks. Ak-
tuelle Schäden entstanden durch Umgestaltungen des Innern,
Heizungseinbauten und Umwelteinflüsse. Hinzugerechnet werden
müssen außerdem und vor allem Schadensursachen, die auf den
verwendeten Materialien oder den zur Anwendung gelangten
Techniken beruhen.
2 T. Cornelius: Rheinische Denkmalpflege seit 1945. In: Jahrbuch
der Rheinischen Denkmalpflege 20, 1956, S. 39-58, insbeson-
dere S. 46.
3 W. Bader: Zur Denkmalpflege im Nordrheinland. In: Jahrbuch der
Rheinischen Denkmalpflege 20, 1956, S. 13-36, insbesondere
S. 33, stellt fest, daß die Malereien unter den Übermalungen z.T
besser erhalten blieben als durch denkmalpflegerische und re-
staurative Arbeiten.
4 W. Bornheim, gen. Schilling: Denkmalpflege heute. In: Festschrift
Metternich. Neuss 1973. Jahrbuch der Rheinischen Denkmal-
pflege 1974, S. 71-83, insbesondere S. 81.
5 R. Wesenberg: Die besondere Situation der rheinischen Denkmal-
pflege. In: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege 22, 1959,
S. 17-37, insbesondere S. 17ff., erwähnt allerdings gleichzeitig
auch, daß die Restaurierungen andererseits nur durch großzügige
finanzielle Unterstützung durch die Wirtschaft möglich waren und
sind.
6 Auf die Verantwortung gegenüber den geringeren Denkmälern
machte bereits M. Dvorak aufmerksam: Katechismus der Denk-
malpflege. Wien 1918, S. 24. Ebenso behandelten den Wertbegriff
z. B.: F Kreusch: Der Wert der kleinen Baudenkmale an kirchlichen
Beispielen aus dem Bistum Aachen. In: Die Heimat lebt, 1955/
1956, S. 180ff. und G. Mörsch: Zur Wertscala des aktuellen Denk-
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