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Möller, Hans-Herbert [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

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Die Ev.-ref. Kirche in Eilsum
DOI article:
Schumacher, Martin; Haupt, Dieter: Baugeschichtliche Anmerkungen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0107
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rundvorlagen und Ecksäulen der Pfeiler sind lediglich durch
eine schlichte Kapitellzone unterbrochen und mit wesentlich
niedrigerem Bogenscheitel im spitz zulaufenden Bogen her-
umgeführt.
Die zweizonige Fassadengliederung des Schiffes wird im Erd-
gechoß durch unregelmäßig angeordnete hochreichende
Blendarkaden mit teilweise leicht spitz zulaufenden Bogenfel-
dern geprägt. Die Geschoßteilung wird durch ein schlichtes
Rundstabgesims gebildet, über dem 19 Blendarkaden mit
eingelegtem Stabprofil und zur Mitte hin schiffsbauchähnlich
ansteigenden Bogenfeldern die Obergeschoßwand gliedern.
Kleine, kelchförmige Konsolen oberhalb der Blendbögen wei-
sen auf einen ursprünglichen Rundbogenfries hin, der, wie
vermutlich auch das ursprünglicheTraufgesims, in seiner Kon-
tur der anschwellenden Bogengestaltung folgte.
Der ebenfalls zweizonige Fassadenaufbau des Chorturmes
ist im Erdgeschoß wie die Langhauswände gegliedert, hat
jedoch höhere und symmetrisch angeordnete Bogenfelder.
Das Obergeschoß ist mit rahmenden Ecklisenen und Rundbo-
genfriesen gestaltet, die in den Giebelseiten ansteigen.
Die Formelemente der Eilsumer Kirche weisen, abgesehen
von einem jeweils eigenständig entwickelten unterschiedli-
chen Grundrißtypus, enge stilistische Beziehungen zur Nach-
barkirche in Pilsum auf. Schon H. Haiduck erwähnt diese
Abhängigkeiten und unterstreicht die Bedeutung der Eilsumer
Kirche mit der Feststellung: „Durch die größere Streckung und
konsequentere Überhöhung der mittleren Bogenfelder von
den oberen Blendarkaden wurde (im Vergleich zu Pilsum) eine
noch spannungsreichere Gestaltung erreicht.”1
Darüber hinaus verweist Haiduck im Hinblick auf die schräg-
gestellten Kapitelle zur Aufnahme der Gewölberippen im Schiff
auf westfälischen Einfluß (Metelen, 13. Jahrhundert).
Konkrete Aussagen über ein Baudatum oder andere bauliche
Zusammenhänge sind aus Archivalien derzeit nicht bekannt,
so daß die Fragen zur Datierung und baulichen Entwicklung
der Kirche ausschließlich auf Untersuchungen der vorhande-
nen Bausubstanz und typologischen Vergleichsstudien basie-
ren und nicht in allen Punkten erschöpfend beantwortet wer-
den können.
Baugeschichtliche Ergebnisse2
Ein nachträglich eingebrochener Kamin in der Südostecke
der Chorapsis macht einen Querschnitt durch das ursprüng-
liche Turmmauerwerk sichtbar. Demnach ist das Backstein-
mauerwerk zwischen der halbrunden Apsis und der äußeren
Turmecke massiv und ohne erkennbare Baufuge ausgeführt.
Zudem bestätigen die im Verband gemauerten Fensterlaibun-
gen im Mauerwerk des tonnenüberwölbten und der Rundung
der Apsis folgenden Treppenaufganges die Homogenität der
Turmaußenwände, so daß die halbrunde Apsis und der annä-
hernd quadratische Turmumriß konzeptionell und baulich wohl
einer Bauperiode entstammen.
Obgleich die stilistischen Merkmale in den Fassaden von Turm
und Langhaus mit der jeweils zweizonigen Wandgliederung,
den Blendarkaden, dem Rundbogenfries, etc. weitgehende
Übereinstimmungen zeigen, sind in der Detailausbildung
leichte Unterschiede vorhanden. Sie können für die Fragestel-
lung nach einer zeitlichen Differenzierung der beiden Baukör-
per jedoch z. Zt. nur unter Vorbehalt in die Diskussion gebracht
werden, da hier wohl auch bautechnische, konstruktive und
bewußte gestalterische Aspekte zu berücksichtigen sind, die
im Rahmen dieser Untersuchung im einzelnen nicht verfolgt
werden konnten.
Im Gewölbe des Turmaufganges läßt eine durchgehende
Baufuge zwischen Turm und Schiff eindeutig erkennen, daß
das angrenzende Mauerwerk der Schiffssüdwand stumpf und


2 Nordfassade. Das Mauerwerk im Anschlußbereich zum Ostturm
ist erneuert; die Konsolen für den Rundbogenfries sind größtenteils
vollständig erhalten.

mit geringem Abstand gegen das hier abgestemmte Turm-
mauerwerk gesetzt ist.
Zudem lassen das asymmetrisch an den Chorgrundriß (Turm)
angeschlossene Langhaus und ein leichtes Abknicken nach
Süden in der Symmetrieachse des Schiffes gegenüber der
des Turmes zumindest auf Unregelmäßigkeiten während des
Bauablaufes schließen.
Der konzeptionelle Zusammenhang zwischen dem Außenbau
von Turm und Langhaus deutet auf die stufenweise Realisie-
rung einer einheitlichen Neuplanung hin, der vermutlich an
Stelle eines älteren Kirchenbaues trat. Geringe Unterschiede


3 Mit Ausnahme der Mauerkrone in situ erhaltenes Traufgesims der
Turmostfassade; eine ähnliche Gestaltung ist auch für die ursprüng-
lichen Langhausfassaden wahrscheinlich.

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