Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Allgemeine Kunstchronik: ill. Zeitschr. für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater u. Litteratur — 16.1892

DOI Heft:
Allgemeine Kunst-Chronik. XVI. Bd. Nr. 13
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.73754#0327

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

fc.w>7mnuiiüuu«u^


XVI. Bd. Nr, 13,

1892.
Zweites loilieft,

ALLGEMEINE
KUNST-CHRONIK
Mairie Zeitschrift für host, Kmiffirtie, Musik, Theater and Literatur.
Herausgeber
Dr. Wilhelm Lauser.

WIEN.



Deckenbild für den Goldsaal des Kunstmuseums.


er letzte und viel-
leicht der schönste
Schmuck, den die
zeitgenössische
Kunst für unser
neues Museum am
Ring zu schaffen
hatte, ist vollendet.
Julius Bergers
großes Deckenbild

für den Goldsaal des Kunstmuseums ist, bevor es
am Orte seiner Bestimmung angebracht wird, im
französischen Saale des Künstlerhauses ausgestellt.
Und da unsere Malerei für einige Monate nach
München in den Glaspalast ausgewandert ist, so tritt
rechtzeitig Berger's Gemälde in die Bresche, und wir
hoffen, es werde für sich allein eine Anziehungskraft
ausüben wie sonst eine ganze Galerie.
Wir haben schon des öfteren darüber klagen
müssen, dass so viele herrliche Schöpfungen, hinauf-
gerückt an die Decke hoher Säle, nur mehr schwer
zu genießen sind. Die bis ins Einzelnste fein und
sorgfältig durchgeführte und doch in großen Zügen
gehaltene und mit verständiger architektonischer Be-
rechnung sich auseinanderlegende Schöpfung Berger's
ist zwar vor solchem Schicksal bewahrt. Aber für
manchen mag doch unsere Nachricht tröstend und

beruhigend wirken, dass das Deckenbild, photo-
graphisch aufgenommen, durch mechanische Wieder-
gabe in den weitesten Kreisen verbreitet werden wird.
Dem Künstler aber dürfen wir, dem Urtheil
aller Kunstfreunde und Kunstkenner vorgreifend,
heute den Glückwunsch erneuern, den wir ihm schon,
als wir das noch unvollendete Gemälde in seiner
Werkstatt gesehen, um die Mitte des vorigen Dezem-
ber ausgesprochen. Was er da in der rastlosen Arbeit
von zwei Jahren geschaffen, kann als Krönung seines
Lebenswerkes gelten und wird seinem Namen die
Dauer bei der Nachwelt sichern.
Ein nicht zu verachtender Dank der Mitwelt
ist ihm inzwischen schon dadurch geworden, dass
ihm seine hohen Auftraggeber aus freien Stücken die
ursprünglich festgesetzte Entlohnung verdoppelt
haben. So ist das Missverhältnis zu Munkäcsy einiger-
massen ausgeglichen, der für sein weniger gelungenes,
nur halb so viel Figuren aufweisendes Deckenbild
mehr als die Hälfte mehr denn Berger erhalten hatte-
Über den Wert des Gemäldes selbst sowie
über die einzelnen Figuren und Gruppen auf dem-
selben brauchen wir uns heute nicht mehr auszu-
sprechen. Jedermann kann jetzt das Werk betrachten
und studiren und beurtheilen, ob wir in unserem Auf-
satze vor einem halben Jahre „Sieben habsburgische
Kunstfürsten" des Lobes zu viel gesagt hatten.
 
Annotationen