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Klein, Dieter; Dülfer, Martin; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Dülfer, Martin [Ill.]
Martin Dülfer: Wegbereiter der deutschen Jugendstilarchitektur — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 8: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.63235#0094

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Abb. 73 Duisburg: Stadttheater


Der fertige Theaterbau wurde als „eines der schönsten
Theater des Westens“1026), als „eine der schönsten und
modernsten Bühnen ihrer Zeit“1027) gepriesen.
Einschließlich der Kosten für den Fundus kam dieses „her-
vorragende Denkmal der Theaterbaukunst als Denkmal der
opferfreudigen und kunstsinnigen Bürger Duisburgs“ auf
die stolze Summe von 2.550.000 Mark, zuzüglich 750.000
Mark für den Erwerb des Grundstücks1028).
Eröffnung des Theaters
Im Rahmen eines Festaktes im Foyer, bei dem Dülfer die
geladenen Ehrengäste persönlich begrüßte, fand am 7.
November 1912 die Schlüsselübergabe an Bürgermeister
Lehr statt.
Um halb Vier begann die Festvorstellung mit dem „Meister-
singer-Vorspiel, gefolgt von einem Festspruch, den eine
als Muse verkleidete Schauspielerin vor einer „großen
Tempeldekoration“ und vor lodernden Feuerbecken vortrug.
Zu „Wallensteins Lager“ brachte man lebende Pferde auf
die Bühne, den Abschluß bildete die „Festwiese“ aus den
„Meistersingern“.1029)
Bereits aus dieser einfachen Aufzählung wird ersichtlich,
daß nichts unversucht blieb, die technischen Bühnenerrun-
genschaften effektvoll zu demonstrieren.1030)
Die erste reguläre Aufführung brachte am 8. Nov. „Minna
von Barnhelm“.1031)
Umbauten und Zerstörung
An späteren Veränderungen sind nur den Bühnenbereich
betreffende Umbauten bekannt, die keinen Einfluß auf die
Bausubstanz hatten.
Bei einem Bombenangriff am 20. September 1942 wurde
das Haus zum größten Teil zerstört; erhalten blieben nur die
Außenmauern und der Foyertrakt.1032)

Das Hauptfoyer wurde am 14. September 1946 erstmals zu
Theateraufführungen benutzt; neben kleinen Schauspielen
fanden dort aber auch Kinovorstellungen und sogar kirch-
liche Veranstaltungen statt.1033)
Im Frühjahr 1949 war die Ruine durch ein Notdach vor wei-
terem Verfall gesichert; mit teilweise verändertem Saal-
grundriß und mit völlig neu gestalteten Innenräumen wurde
das Theater ab 1950 nach Entwürfen von Siegfried v. Tilling
wiederaufgebaut, wobei man die Fassade nur in Details
veränderte. Gegenüber dem alten Zustand ist im Auditori-
um der erste Rang um eine Sitzreihe nach vorne, der zweite
um drei Reihen nach hinten erweitert1034), dafür aber der
dritte und vierte Rang weggelassen und die Decke niedriger
gehängt worden (vgl. Abb. 77).
Grundriß und Lage
Der Pulverweg tangiert den Königsplatz an seiner Nord-
seite, westlich und östlich wird das Theatergrundstück von
der Mosel- bzw. der Neckarstraße begrenzt.
Das Theater steht an einer städtebaulich besonders wichti-
gen Stelle: die Achse des Königsplatzes führt genau auf
das Portal. Zusammen mit der Tonhalle, dem Landesgericht
und zwei geplanten flankierenden Neubauten, mit denen es
durch Säulenhallen verbunden werden sollte (Abb. 79), war
ein großstädtisch-repräsentatives Ensemble geplant, das
durch Gartenanlagen in der Mitte des Königsplatzes an die
Hauptgeschäftsstraße Duisburgs, die Königstraße, ange-
schlossen wurde.
Gesamtgrundriß
Die Hauptachse des Theaters verläuft in Nord-Südrichtung,
mit dem Säulenportikus nach Süden hin orientiert. Dahinter
sind in bekannterWeise Kassenhalle mit darüberliegenden
Foyers angeordnet (diese in gleicher Breite wie die Haupt-

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