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Klein, Dieter; Dülfer, Martin; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Dülfer, Martin [Ill.]
Martin Dülfer: Wegbereiter der deutschen Jugendstilarchitektur — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 8: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.63235#0095

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bühne), flankiert von den Treppenhäusern der oberen Rän-
ge.
Der Zweite-Rang-Umgang war in das Hauptfoyer durch eine
den ganzen Raum umlaufende Empore erweitert; ob es
auch in diesem Bereich Buffet-Betrieb gab, ist unbekannt,
da die Grundrisse der oberen Stockwerke verloren sind. Da-
gegen kann eine Bewirtschaftung für den vermutlich eher
bescheidenen, über dem Hauptfoyer gelegenen Pausen-
raum des dritten und vierten Ranges mit Sicherheit ange-
nommen werden.
Auf Ringfoyers wurde bei den beiden obersten Rängen ver-
zichtet: für die Besucher dieser Plätze stand als Pausen-
raum nur das obere Foyer zur Verfügung.
Auffallend sind die riesigen Ausmaße des Bühnentraktes:
U-förmig um einen Hof gelegt, hat Dülfer neben den großen
Seitenbühnen die notwendigen Betriebsräume unterge-
bracht.


Grundriß Auditorium
Auch in Duisburg ist der Zuschauerraum über rechtecki-
gem, an der Rückseite abgerundeten Grundriß aufgeführt;
allerdings erscheint die Rückwand wesentlich stärker ge-
schwungen als bei den älteren Theatern Dülfers.
Die Maße des Saales betragen ungefähr 21 Meter im Qua-
drat, die ursprüngliche Durchschnittshöhe ist mit 18 Metern
anzunehmen.1035) Der erste Rang war bis zum Proszenium
geführt; er öffnete sich stufenweise zur Bühne, war aber in
seiner Umrißform weniger bewegt gestaltet als die Ränge
der vorher entstandenen Theater. Im Mittelbereich zeigte er
fast halbkreisförmigen Verlauf, dem die Seitenflügel bis
zum Proszenium in zwei sanften Abtreppungen angesetzt
waren.
Stark verkürzt erschienen die Seitenteile des zweiten Ran-
ges, der dritte nahm nur noch die Breitseite des Raumes
ein; er war aber so geschwungen, daß auch hier der Ein-
druck kurzer Seitenbereiche entstand, die in nischenartige
Ausbauten geschoben waren (Abb. 77).
Ebenso wie teilweise der dritte Rang war der vierte zur Gän-
ze über der Zone der Wandelgänge der unteren Stockwerke
angeordnet (Abb. 75); wie bei den anderen Theatern hatte
man auch hier etwa ein Viertel der Besucher in diesem
hochgelegenen Bereich untergebracht.

Grundriß und Verkehrsführung
Die Haupteingänge sind auf drei Doppeltüren im Portikus-
bereich verteilt; zwei weitere Eingänge befinden sich an
den Seitenfronten. Der Besucher erreicht sie entweder über
die vorgelagerte Portikus-Rampe oder über seitliche Trep-
pen; er gelangt durch den Windfang in die Kassenhalle, von
deren Breitseiten aus je drei abgeschlossene Treppenhäu-
ser zum zweiten, dritten und vierten Rang führen (Abb. 74).
Zum Wandelgang des Parketts vermitteln von der Kassen-
halle aus vier Doppeltüren mit vorgelagerten fünfstufigen
Treppen; im ersten Rang wurde die Verbindung zwischen
Ringfoyer und Hauptfoyer mittels doppelter Pfeilerstellun-
gen hergestellt (heute verändert). An den äußeren Ecken der
Wandelgänge sind nach bewährtem Muster die offenen
Treppen zum ersten Rang untergebracht; sämtliche Trep-
penhäuser verfügen über direkte Ausgänge zur Straße.
Eine Neuerung stellte die Verlegung der seitlichen drei Par-
kett-Zugänge in tiefe Nischen dar; ob diese Besonderheit
optische, akustische oder konstruktive Ursachen hatte,
konnte bisher nicht festgestellt werden (Abb. 74).
Aufriß und Geschoßhöhen
Alle Geschoße hatten etwa gleiche Höhe, von der nur die
größeren Räume ausgenommen waren, wie zum Beispiel
die Kassenhalle. Das Hauptfoyer erstreckte sich sogar über
drei Ranggeschosse: mit dem ersten Rang auf einer Ebene
gelegen, partizipierte der zweite Rang an diesem Raum mit
dem erwähnten emporenartigen Umgang, der in halber
Höhe der Pfeiler verlief. Jedes der beiden Geschosse wurde
von fünfteiligen Fensterreihen belichtet(heute zu längli-
chen, über beide Stockwerke reichenden Fenstern zusam-
mengezogen); die Stockwerkshöhe des dritten Ranges
nahm die quer zur Hauptachse gelegene Tonnenwölbung
ein. Wieweit die dort umliegenden Räume dem Publikum
zugänglich waren, läßt sich aus den verfügbaren Grund-und
Aufrissen nicht erkennen.
Über der Tonne befand sich das nur normale Stockwerks-
höhe aufweisende Foyer des dritten und vierten Ranges,
nach außen an der Hauptfassade mit zwei fünfteiligen, den
Dreieckgiebel des Portikus flankierenden Fensterbändern
lokalisierbar (Abb. 73).
Im Gegensatz zu allen anderen, bis dahin von Dülfer kon-
struierten Zuschauerraum-Plafonds steht die völlig flache
Decke des Duisburger Auditoriums; wie in Dortmund und
Lübeck steigt aber auch sie vom Proszenium zur Rückwand
hin an und liegt sichtbar auf den Umfassungsmauern auf.


Abb. 75 Duisburg: Längsschnitt

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