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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 18.1902

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Heft 9
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Zetzsche, Carl: Fortschritte in der Kunsttischlerei, [2]
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Beschreibung der Abbildungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44900#0078

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1902

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 9



Kredenz. Ausgeführt von Georg Schöttle in Stuttgart,
voller die Linienführung der Jahre ist, und je härter und wider-
standsfähiger die Rippen im Vergleich zu den weichen Teilen
sind. Deshalb eignen sich einige überseeische Hölzer, wie die
amerikanischen Nadelhölzer, besonders gut für dieses Verfahren.
Durch Schleifen der Oberfläche, durch Beizen und Färben
derselben wie des Grundes in beliebigen Farbentönen wird
die Behandlung zu künstlerisch vollendeter Wirkung gesteigert.
Das Verfahren stellt demnach eine aus der Eigenart des
Holzes selbst gewonnene, durch keine fremde Zuthat bedingte
Schmuckweise dar, welche nicht nur als vollkommener Aus-
druck der Freude am echten Material und seiner natürlichen
Behandlung gelten kann, sondern zugleich ein gesteigertes
Verständnis für die Eigenschaften des Materiales und eine
fortgeschrittene Ausnutzung derselben darthut.


Kredenz.

Ausgeführt von Georg Schöttle in Stuttgart.

Für die künstlerische Anwendung des Verfahrens, die bei
der blossen Aushebung der Maserung nicht stehen bleiben kann,
ergab sich ganz von selbst die Aussparung beliebiger Flächen,
welche durch Auflegen von Schablonen vor der Einwirkung des
Sandstrahlgebläses geschützt werden und geschlossen stehen
bleiben. Mit diesen lassen sich in der Ausführungsweise völlig
neue, eigenartige und materialechte bildliche Darstellungen von
ausserordentlichem Reiz gewinnen, die unseren gegenwärtigen
Anschauungen über die ansprechendste Art der Verzierungs-
weise vorzüglich gerecht werden durch das flache Relief
und durch die grosszügige, das Wesentliche hervorhebende
Art der Zeichnung, welche für diese als reine Flächenornamente
zu behandelnden Darstellungen unerlässlich ist. Ausserdem
verlangt die Anwendung der Xylectypomfüllungen in der
Konstruktion gerade das, wonach unsere neuere Möbelkunst
eifrig strebt, nämlich einfache glatte Konstruktionsglieder und
einfache energische Profile der Umrahmungen, weil alles Klein-
liche und Unruhige gegen die vornehme Ruhe der Xylectypom-
füllungen abfallen würde. Unsere Abbildungen, welche aus-
geführte Arbeiten der Hofmöbelfabrik von Georg Schöttle
darstellen, geben ein gutes Bild von der vielseitigen Ver-
wendbarkeit dieser ebenfalls recht preiswerten Erzeugnisse,
die allerdings nicht einzeln wie die Harrassschen Koptoxyl-
tafeln gleichsam als Material zur Verwendung an beliebigen
Arbeiten an Tischler abgegeben werden.
Somit sind durch die beiden Erfindungen unseren Künstlern
und Kunsthandwerkern nicht nur lebhafte Anregungen und
mustergültige Vorbilder zu eigenem Schaffen gegeben, sondern
die Mittel zu wahrhaften fortschrittlichen Arbeiten, die auch
weiterhin zu echten und lebensfähigen künstlerischen Neue-
rungen führen können. In dem rastlosen Weiterstreben auf
diesem Wege liegt ohne Zweifel auch die befriedigende Lösung
der Frage, wie die moderne Industrie, die von vielen für die
erbitterte Feindin der Kunst gehalten wird, mit Erfolg in den
Dienst des Kunstgewerbes gestellt werden kann, und wie wir
so zu einer unseren völlig veränderten Arbeitsverhältnissen
entsprechenden Verjüngung und Wandelung unserer kunst-
gewerblichen Herstellungsweisen gelangen können.
C. Zetzsche.

Beschreibung der Abbildungen.

Tafel 65. Entwurf zu einem Landhaus in Hoppegarten.
Architekt: Regierungsbaumeister Ludwig Otte in Berlin.

In Hoppegarten wohnen viele Trainer, Jockeys und derartige Herren,
deren Geschmack es entspricht, schöne Häuser mit viel Stuck und reicher
Gruppierung zu bewohnen.
Darum wurde, als es sich darum handelte, für einen dortigen Renn-
stallbesitzer — einen Herrn mit gewähltem Geschmack — ein Wohnhaus
zu erbauen, auf die einfachen Formen des bäuerlichen Landhauses zurück-
gegangen und im Schmuck des Aeusseren in zurückhaltendster Weise ver-
fahren.

Bei Ausgestaltung des Inneren musste allerdings auf solche Einfalt ver-
zichtet werden, denn die Aufgabe war, innerhalb der rechteckigen Grund-
form Räume zu schaffen, die dem behaglichsten Leben eines unverheirateten,
verwöhnten Herrn dienen sollten, der für die fehlende eigene Familie

Ersatz findet
im geselligen
Verkehr mit
Freunden.
Die Lage
der Terrasse
war dadurch
gegeben,dass
an der hinte-
ren (Garten-)
Front des
Hauses sich
eine weite
Aussicht öff-
net. Der erste
Stock ist zur
Aufnahme
vonFremden-
zimmern ein-
gerichtet; die
Küche ist im
Souterrain,
unterhalb des
Speisezim¬



mers, ange¬
ordnet.

Landhaus in Hoppegarten.
Grundriss des Erdgeschosses.

Architekt: Regierungsbaumeister
Ludwig Otte in Berlin.

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