angesiedelt,’ die hier dank des besonderen Umfel-
des Lokalkolorit besassen und zur Entstehung ei-
ner Lokaltradition beitrugen.
Diese Pluralität, das Zusammentreffen verschie-
denartiger Einflüsse und die Heterogenität als
Grundcharakteristika der Umwelt können zugleich
zu den Vorbedingungen der folgenden Architektur-
entwicklung in Bratislava gezählt werden. Auch
nach der Umwälzung ist diese Konstellation der
Einflüsse aus Wien und Budapest (bzw. in geringe-
rem Maße aus Prag und Deutschland) der eigentli-
che Ausgangspunkt der neuen Architektur. Mit der
Entstehung des neuen Staates erweitert sich das
ursprüngliche Spektrum der Anregungen und Ein-
flüsse um die enge Verbindung zur tschechischen
Architektur überhaupt. Diese Verbindung soll die
de facto nicht bestehende slowakische Architektur-
theorie, Publizistik, wie auch Fachschulen ersetzen
und zugleich wird sie zu dem die allmählige Beseiti-
gung der genannten Mängel stimullierenden Im-
puls. Eine direkte Verstärkung erhält die zahlen-
mässig relativ kleine slowakische Architektenge-
meinde durch geschulte böhmische Fachleute, die
unter anderem einen Versuch machen, ihren eige-
nen Stil zu „übertragen“. Das schafft die Möglich-
keit, dessen Modifikationen unter den neuen Um-
ständen zu eforschen.
Grundsätzliche Voraussetzungen der folgenden
Architekturentwicklung sind die Bauaufgaben, die
Bratislava als neue Landeshauptstadt der Architek-
tur stellt: Vertretungsbehörden, Verwaltungszen-
tren, Industrie- und Handelsbehörden, Schulen
und öffentliche Einrichtungen — Geschäfte,
Dienstleistungen, Sozial- und Kulturbauten,
Wohnbauten — also alle Gebäudearten, alle Bau-
typen, die sowohl für umfangreiche öffentliche als
auch privatunternehmerische Aufträge umfassende
Baukapazitäten erfordern.
Der Auschwung und die Bauaufgaben der Stadt
lockten eine beträchtliche Zahl von Fachleuten an.
Es formierte sich hier eine Architektengruppe hete-
rogener Herkunft und Schulung. Diese Gruppe
fasst einerseits die Persönlichkeiten zusammen, die
die Entwicklung wesentlich beeinflussen, und an-
dererseits stellt sie zugleich das Phänomen des Auf-
einandertrefifens und der Konfrontation verschie-
denartiger Meinungen, Auffassungen und Einflüsse
in einem Umfeld vor.
Pluralität und Vielfalt, die wir bereits als Erbe
und zugleich als Voraussetzung der Entwicklung
nannten, muss, wenn sie nicht nur zu einer mecha-
nischen Summe der Tendenzen werden soll, durch
einen bestimmten inneren Zusammenhang bedingt
werden. Sie muss einen gemeinsamen, sie spezifisch
färbenden Nenner haben, der die einzelne Tenden-
zen gegenseitig verbindet und mit der Umwelt har-
monisiert. Den gemeinsamen Nenner, der aus der
Natur und Eigenart der gegebenen Umwelt (als Ort
wie auch als Sozietät verstanden) entspringt, stellen
in diesem Falle die nationalorientierten kulturellen
Bestrebungen dar, die ihren mehr oder weniger
programmatischen Ausdruck in den schöpferi-
schen Konzepten der Architekten finden.
Dies alles sind also Gründe, bei denen man ver-
muten kann, dass Bratislava in der ersten Dekade
der Existenz der tschechoslowakischen Republik
jene Voraussetzungen besaß, um eine Schüsselrolle
in der Architekturentwicklung der Slowakei zu
spielen.
Die Persönlichkeiten und Trends
Das kommunale Bauprogramm ist in den erste
Nachkriegsjahren durch die soziale Notwendigk
motiviert. Die von der Städtischen technischen /
teilung (Městské technické oddelenie) projektier
Bauten mit kleinen Wohnungen repräsentiere)
Bezug auf die Raumdisposition kein Novum
auch in Bezug auf die Baugestalt knüpfen sie ai
vorhergehende Periode städtischer Architektur
wicklung in Bratislava an. Sie sind durch die
hältnismässige Strenge des einzelnen Blocks, ».
ihn belebenden Steinmetzarbeiten und die geglic
derten Dachpartien charakterisiert (zum Beispiel
Häuser in der Vajnorská Strasse aus den Jahren
1919—20 oder das Haus Ecke Vazovova und Mýt-
ná Strasse aus dem Jahre 1921). Die für die Bedürf-
nisse der Stadt ausgearbeiteten progressiveren
Projekte — die Gartenstädte (von Jurkovič aus
dem Jahre 1919 und von Szönyi, Madlmayer und
Weinwurm aus den Jahren 1919—20) und billige
typisierte Häuser (von Jurkovič aus den Jahren
1919—20)4 — blieben jedoch auf dem Papier.
Dušan JURKOVIČ (1868—1947), ein aus na-
tionalbewusstem Milieu stammender, an der Höhe-
98
des Lokalkolorit besassen und zur Entstehung ei-
ner Lokaltradition beitrugen.
Diese Pluralität, das Zusammentreffen verschie-
denartiger Einflüsse und die Heterogenität als
Grundcharakteristika der Umwelt können zugleich
zu den Vorbedingungen der folgenden Architektur-
entwicklung in Bratislava gezählt werden. Auch
nach der Umwälzung ist diese Konstellation der
Einflüsse aus Wien und Budapest (bzw. in geringe-
rem Maße aus Prag und Deutschland) der eigentli-
che Ausgangspunkt der neuen Architektur. Mit der
Entstehung des neuen Staates erweitert sich das
ursprüngliche Spektrum der Anregungen und Ein-
flüsse um die enge Verbindung zur tschechischen
Architektur überhaupt. Diese Verbindung soll die
de facto nicht bestehende slowakische Architektur-
theorie, Publizistik, wie auch Fachschulen ersetzen
und zugleich wird sie zu dem die allmählige Beseiti-
gung der genannten Mängel stimullierenden Im-
puls. Eine direkte Verstärkung erhält die zahlen-
mässig relativ kleine slowakische Architektenge-
meinde durch geschulte böhmische Fachleute, die
unter anderem einen Versuch machen, ihren eige-
nen Stil zu „übertragen“. Das schafft die Möglich-
keit, dessen Modifikationen unter den neuen Um-
ständen zu eforschen.
Grundsätzliche Voraussetzungen der folgenden
Architekturentwicklung sind die Bauaufgaben, die
Bratislava als neue Landeshauptstadt der Architek-
tur stellt: Vertretungsbehörden, Verwaltungszen-
tren, Industrie- und Handelsbehörden, Schulen
und öffentliche Einrichtungen — Geschäfte,
Dienstleistungen, Sozial- und Kulturbauten,
Wohnbauten — also alle Gebäudearten, alle Bau-
typen, die sowohl für umfangreiche öffentliche als
auch privatunternehmerische Aufträge umfassende
Baukapazitäten erfordern.
Der Auschwung und die Bauaufgaben der Stadt
lockten eine beträchtliche Zahl von Fachleuten an.
Es formierte sich hier eine Architektengruppe hete-
rogener Herkunft und Schulung. Diese Gruppe
fasst einerseits die Persönlichkeiten zusammen, die
die Entwicklung wesentlich beeinflussen, und an-
dererseits stellt sie zugleich das Phänomen des Auf-
einandertrefifens und der Konfrontation verschie-
denartiger Meinungen, Auffassungen und Einflüsse
in einem Umfeld vor.
Pluralität und Vielfalt, die wir bereits als Erbe
und zugleich als Voraussetzung der Entwicklung
nannten, muss, wenn sie nicht nur zu einer mecha-
nischen Summe der Tendenzen werden soll, durch
einen bestimmten inneren Zusammenhang bedingt
werden. Sie muss einen gemeinsamen, sie spezifisch
färbenden Nenner haben, der die einzelne Tenden-
zen gegenseitig verbindet und mit der Umwelt har-
monisiert. Den gemeinsamen Nenner, der aus der
Natur und Eigenart der gegebenen Umwelt (als Ort
wie auch als Sozietät verstanden) entspringt, stellen
in diesem Falle die nationalorientierten kulturellen
Bestrebungen dar, die ihren mehr oder weniger
programmatischen Ausdruck in den schöpferi-
schen Konzepten der Architekten finden.
Dies alles sind also Gründe, bei denen man ver-
muten kann, dass Bratislava in der ersten Dekade
der Existenz der tschechoslowakischen Republik
jene Voraussetzungen besaß, um eine Schüsselrolle
in der Architekturentwicklung der Slowakei zu
spielen.
Die Persönlichkeiten und Trends
Das kommunale Bauprogramm ist in den erste
Nachkriegsjahren durch die soziale Notwendigk
motiviert. Die von der Städtischen technischen /
teilung (Městské technické oddelenie) projektier
Bauten mit kleinen Wohnungen repräsentiere)
Bezug auf die Raumdisposition kein Novum
auch in Bezug auf die Baugestalt knüpfen sie ai
vorhergehende Periode städtischer Architektur
wicklung in Bratislava an. Sie sind durch die
hältnismässige Strenge des einzelnen Blocks, ».
ihn belebenden Steinmetzarbeiten und die geglic
derten Dachpartien charakterisiert (zum Beispiel
Häuser in der Vajnorská Strasse aus den Jahren
1919—20 oder das Haus Ecke Vazovova und Mýt-
ná Strasse aus dem Jahre 1921). Die für die Bedürf-
nisse der Stadt ausgearbeiteten progressiveren
Projekte — die Gartenstädte (von Jurkovič aus
dem Jahre 1919 und von Szönyi, Madlmayer und
Weinwurm aus den Jahren 1919—20) und billige
typisierte Häuser (von Jurkovič aus den Jahren
1919—20)4 — blieben jedoch auf dem Papier.
Dušan JURKOVIČ (1868—1947), ein aus na-
tionalbewusstem Milieu stammender, an der Höhe-
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