stamente, Inventarisationen oder Nachlassverzeichnisse bestä-
tigt, etwa in Gegenüberstellung mit der dokumentarischen Aus-
sage der gotischen Tafelmalerei, das Bild vom Lebensumfeld des
Bürgers im Mittelalter, von seiner Wohnkultur, Kleidung und
Esskultur und ist zugleich Erkenntnisquelle über diesen Tätig-
keitsbereich des mittelalterlichen handwerkers, dessen Ergebnis
der profane Kunstgegenstand ist.
Für unsere Studie wählten wir zwei, ihrem Inhalt und Cha-
rakter nach, unterschiedliche schriftliche Quellen: 1. der Nach-
lass eines wohlhabenden Pressburger Bäckers aus dem Jahre
1506 und 2. das Verzeichnis des beweglichen Inventars des
Kremnitzer Kammerhofes aus den Jahren 1541 und 1548.
Der Pressburger Nachlass ist ein repräsentatives Beispiel für
ein Haus, bzw. für den Haushalt eines wohlhabenden Bürgers im
späten Mittelalter. Das Interieur des Kammerhofes diente nich
dem familiären Leben, da es abweichende Merkmale charakteri-
sieren, die durch den zweifachen Gebrauchszweck des Gebäudes
— als Münze und als Unterkunft der Beschäftigten bzw. der
Gäste der Stadt bestimmt war.
Der Nachlass des Pressburger Bäckers wurde aus Anlass der
Aufteilung seines Besitzes unter den Erben aufgestellt. Möbel,
Kleidung, Gebrauchs- und Schmuckgegenstände wurden nach
ihrem Standort in den einzelnen Räumen erfasst. So liessen sich
wertvolle Informationen über das Bäckerhaus gewinnen, das
ähnlich wie die grossartigen Bürgerhäuser im Zentrum der
Stadt, aus einigen Wohnräumen und Kellern bestand. Die Be-
zeichnug einer der Kammern (kammer obn dem Thor) läst den
Schluss zu, dass es sich zumindest um ein eingeschossiges Haus
handelte. In der Reihenfolge war der erste der eingetragenen
Räume (stubn khomod), wie es die eigene Bezeichnung betont,
ein Zimmer, das seinem Nutzer Bequemlichkeit und zeitgemäs-
sen Komfort bot. Das heisst, dass es beheizbar war und ausrei-
chend Tageslicht hatte. Die „stubn khomod“ des Bäckers
scheint eine Analogie zum Wohnzimmer des mittelalterlichen
Hauses zu sein. Ihr beherrschendes Möbel war ein grosses Bett
mit einer schmalen, niedrigen Truhe an der Seite. An seinem
Fussende und dem Kopfende standen Truhen, die der Verwah-
rungsort für die familiären Wertstücke waren. Im Haus wird
auch ein Ausschank (schenkstubn) erwähnt. Die zugänglichen
Fakten bieten uns nicht nur Informationen über das Bürgerhaus
und sein Interieur im ausgehenden Mittelalter, sondern auch
über seine Nutzung durch einen wohlhabenden Pressburger
Bäcker, der, wie es scheint, das Ausschankrecht der Pressburger
Bürger nutzte; hauptquelle seiner Einnahmen war dabei der
Weinanbau bzw. der Weinhandel.
Das Kremnitzer Inventar erchielt sich in zwei Versionen aus
der Übergabezeit der Münze aus der Mitgift der ungarischen
Königinnen ins Eigentum des habsburger Hofes. Beide Inventa-
re erwähnen äusser den Zimmern auch eine grössere Zahl von
Schlafkammern. Den Wert der Kremnitzer Inventare verviel-
facht ihr Erzählcharakter, da sie detailliert und mit minutiöser
Genauigkeit einen Haushalt im ausgehenden Mittelalter veran-
schaulichen. Vom kulturhistorischen Standpunkt aus ist die
Küche des Kammerhofes mit seiner Vielzahl an unterschiedli-
chem Kupfer-, Holz- und Zinngeschirr von Interesse.
Unter den Möbeln der Wohnräume des Kammerhofes und
des Bäckerhauses sind Betten am zahlreichsten vertreten. Er-
wähnt wird vor allem das vom Zimmermann gefertigte, einfache
Holzbett (hiltzere spanpett). Die Inventare nennen auch Tru-
hen: schmale, polyfunktionale Truhen an den Seiten der Betten;
grössere mit einem Schloss versehene Truhen standen an ihren
Kopfenden oder an deren Stirnseiten, des weiteren werden Bän-
ke, Stühle und Klapptische erwähnt.
Die Bedeutung beider Schriftquellen, des Pressburger Ver-
zeichnisses und der Kremnitzer Inventare, beruht nicht nur in
ihrem Aussagewert, der uns mit verschidenen Arten vergangener
profaner Artefakten, bzw. Möbel bekanntmacht. Der Beitrag
zur Kenntnis der Wohnkultur des Mittelalters besteht besonders
darin, dass die Gegenstände im authentischen Umfeld ihres
funktionellen Gebrauchs erfasst wurden.
Deutsch von Kuno Schumacher
185
tigt, etwa in Gegenüberstellung mit der dokumentarischen Aus-
sage der gotischen Tafelmalerei, das Bild vom Lebensumfeld des
Bürgers im Mittelalter, von seiner Wohnkultur, Kleidung und
Esskultur und ist zugleich Erkenntnisquelle über diesen Tätig-
keitsbereich des mittelalterlichen handwerkers, dessen Ergebnis
der profane Kunstgegenstand ist.
Für unsere Studie wählten wir zwei, ihrem Inhalt und Cha-
rakter nach, unterschiedliche schriftliche Quellen: 1. der Nach-
lass eines wohlhabenden Pressburger Bäckers aus dem Jahre
1506 und 2. das Verzeichnis des beweglichen Inventars des
Kremnitzer Kammerhofes aus den Jahren 1541 und 1548.
Der Pressburger Nachlass ist ein repräsentatives Beispiel für
ein Haus, bzw. für den Haushalt eines wohlhabenden Bürgers im
späten Mittelalter. Das Interieur des Kammerhofes diente nich
dem familiären Leben, da es abweichende Merkmale charakteri-
sieren, die durch den zweifachen Gebrauchszweck des Gebäudes
— als Münze und als Unterkunft der Beschäftigten bzw. der
Gäste der Stadt bestimmt war.
Der Nachlass des Pressburger Bäckers wurde aus Anlass der
Aufteilung seines Besitzes unter den Erben aufgestellt. Möbel,
Kleidung, Gebrauchs- und Schmuckgegenstände wurden nach
ihrem Standort in den einzelnen Räumen erfasst. So liessen sich
wertvolle Informationen über das Bäckerhaus gewinnen, das
ähnlich wie die grossartigen Bürgerhäuser im Zentrum der
Stadt, aus einigen Wohnräumen und Kellern bestand. Die Be-
zeichnug einer der Kammern (kammer obn dem Thor) läst den
Schluss zu, dass es sich zumindest um ein eingeschossiges Haus
handelte. In der Reihenfolge war der erste der eingetragenen
Räume (stubn khomod), wie es die eigene Bezeichnung betont,
ein Zimmer, das seinem Nutzer Bequemlichkeit und zeitgemäs-
sen Komfort bot. Das heisst, dass es beheizbar war und ausrei-
chend Tageslicht hatte. Die „stubn khomod“ des Bäckers
scheint eine Analogie zum Wohnzimmer des mittelalterlichen
Hauses zu sein. Ihr beherrschendes Möbel war ein grosses Bett
mit einer schmalen, niedrigen Truhe an der Seite. An seinem
Fussende und dem Kopfende standen Truhen, die der Verwah-
rungsort für die familiären Wertstücke waren. Im Haus wird
auch ein Ausschank (schenkstubn) erwähnt. Die zugänglichen
Fakten bieten uns nicht nur Informationen über das Bürgerhaus
und sein Interieur im ausgehenden Mittelalter, sondern auch
über seine Nutzung durch einen wohlhabenden Pressburger
Bäcker, der, wie es scheint, das Ausschankrecht der Pressburger
Bürger nutzte; hauptquelle seiner Einnahmen war dabei der
Weinanbau bzw. der Weinhandel.
Das Kremnitzer Inventar erchielt sich in zwei Versionen aus
der Übergabezeit der Münze aus der Mitgift der ungarischen
Königinnen ins Eigentum des habsburger Hofes. Beide Inventa-
re erwähnen äusser den Zimmern auch eine grössere Zahl von
Schlafkammern. Den Wert der Kremnitzer Inventare verviel-
facht ihr Erzählcharakter, da sie detailliert und mit minutiöser
Genauigkeit einen Haushalt im ausgehenden Mittelalter veran-
schaulichen. Vom kulturhistorischen Standpunkt aus ist die
Küche des Kammerhofes mit seiner Vielzahl an unterschiedli-
chem Kupfer-, Holz- und Zinngeschirr von Interesse.
Unter den Möbeln der Wohnräume des Kammerhofes und
des Bäckerhauses sind Betten am zahlreichsten vertreten. Er-
wähnt wird vor allem das vom Zimmermann gefertigte, einfache
Holzbett (hiltzere spanpett). Die Inventare nennen auch Tru-
hen: schmale, polyfunktionale Truhen an den Seiten der Betten;
grössere mit einem Schloss versehene Truhen standen an ihren
Kopfenden oder an deren Stirnseiten, des weiteren werden Bän-
ke, Stühle und Klapptische erwähnt.
Die Bedeutung beider Schriftquellen, des Pressburger Ver-
zeichnisses und der Kremnitzer Inventare, beruht nicht nur in
ihrem Aussagewert, der uns mit verschidenen Arten vergangener
profaner Artefakten, bzw. Möbel bekanntmacht. Der Beitrag
zur Kenntnis der Wohnkultur des Mittelalters besteht besonders
darin, dass die Gegenstände im authentischen Umfeld ihres
funktionellen Gebrauchs erfasst wurden.
Deutsch von Kuno Schumacher
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