Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PETER BEHRENS
BERUM

TERRASSEN AM HAUSE
Das größte Bauelend besteht in den bisherigen Massen-Mietshäusem
der großen Städte. Die Übelstände sind bekannt: Fünfgeschossige
Häuser mit tiefen Seiten- und Querflügeln um enge Höfe. — Es ist
kein Wunder, wenn solche Wohnungen Krankheitsherde darstellen.
Das Ideal einer gesunden Wohnung ist natürlich das kleine Ein-
familienhaus mit Garten. Aber wenn man bedenkt, daß nach Goecke
drei Viertel bis vier Fünftel der Einwohner Berlins auf Klein-
wohnungen angewiesen sind, so wird man zu der Überzeugung
gelangen, daß — bei aller Anerkennung der Siedlungsfürsorge —
doch auch das städtische Mietshaus nicht zu umgehen ist. Es ist
darum die Aufgabe, sich bei dem Kleinwohnungsbau auf beide
Ausführungsarten einzustellen.
Ich habe schon vor Jahren versucht, ein Etagenhaus zu konstruieren,
das geeignet sein könnte, den Hauptvolkskrankheiten vorzubeugen
oder die Heilung zu begünstigen. Um gegen die Tuberkulose wirksam
sein zu können, erscheint es notwendig, daß jeder Wohnung auch
im Etagenhaus ein größerer Freiplatz unter offenem Himmel bei-
gegeben ist. Trotzdem ist noch darauf zu achten, daß sämtliche Woh-
nungen durchlüftbar sind. Die dachgartenartigen Freiplätze müssen
so tief sein, daß es möglich ist, Betten und Liegemöbel leicht ins
Freie und zurück in die Wohnung stellen zu können. Schon bei
Etagenhäusern, die in gewöhnlicher Mauerkonstruktion hergestellt
sind, lassen sich Balkons anfügen, die zur Hälfte unter freiem
Himmel Hegen, indem an dieser Stelle ein Frontrücktritt der Mauer
und ein Balkonvorsprung vorgesehen ist. Auch durch die Anlage
von Dachgärten auf dem obersten Stockwerk der Häuser können
wünschenswerte Freiplätze für die Bewohner, wenn auch nur in un-
zulänglicher Anzahl geschaffen werden.
Bei dem von mir projektierten „Terrassenhaus" handelt es sich um
ein Konglomerat von eingeschossigen, zwei-, drei- und viergeschossi-
gen Häusern, die so ineinander hineingeschoben sind, daß immer das
flache Dach des niedrigen Hauses die Terrasse bildet für das da-
hinterliegende höhere Haus. Sämtliche Wohnungen des Erdgeschosses
haben ihre Freiplätze in einem durch eine Mauer vom nächstliegenden
abgetrennten Vorgarten. Das erste Obergeschoß erhält 2 m tiefe, auf
Betonplatten ausladende Balkons, das zweite Obergeschoß erhält
seine Terrassen in Größe der darunter liegenden Zimmer dadurch,

17
 
Annotationen