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Berger, Ernst; Berger, Ernst [Hrsg.]
Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Maltechnik (Band 3): Quellen und Technik der Fresko-, Oel- und Tempera-Malerei des Mittelalters: von der byzantinischen Zeit bis einschliesslich der "Erfindung der Oelmalerei" durch die Brüder van Eyck ; nach den Quellenschriften und Versuchen — München: Callwey, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.59357#0030

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12

I. G r u p p e.
Von den im Lucca-Ms. enthaltenen Farbenrezepten wären hervorzuheben:
1. (30. De colore simili cinnabarin; Mapp. clav. CCLIII.)
Eine dem Zinnober ähnliche Farbe, aus zwei Teilen geglühten Sinopisrot
und einem Teil Syrischrot (Syricum) bestehend.
2. (32. De compositio Psimithin; Mapp. CV1I.)
Bleiweiss aus Bleistücken durch Uebergiessen mit starkem Essig bereitet.
3. (70. Operatio Cinnabarin; Mapp. CV, CVI.)
Mischfarbe aus 1 Teil künstlichem Zinnober (Schwefel und Quecksilber),
Teil Grünspan (jarin) und ^2 Teil Bleiweiss, welche zusammen gerieben
und mit Fi schleim angemacht werden.
4. (71. Pigmentum Panclium; Mapp. GLXXXV.)
Aehnliche Mischfarbe mit Beigabe von Muschelpurpur, Zinnober und
Syrischrot.
5. (72. Quianus nascitur sic; Mapp. CXCII.)
Blaue Pflanzenfarbe aus einer nicht näher bezeichneten Meerpflanze (vielleicht
fucus ?).
6. (75. De Lazuri; Mapp. CVIII, CX.)
Blaue Pflanzenfarbe aus den Blüten von Veilchen, Schwertlilien und
schwarzem Mohn, die durch Lauge extrahiert und mittels Alaun und Urin
n ied erges ch 1 agen wurd e.
7. (76. Compositio Lulacin; Mapp. CLXVI, CLXVII.)
Aehnliche Farbe aus der Pflanze Caucalis (levantinische Haftdolde), den
Blüten von Neulacis (griech. Thapsia, Th. asclepium L.), welche zu einer
komplieierten Mischung mit Waid (guatto, uvatum) und Purpurschnecken
vereinigt werden, bereitet.
8. (77. De Russee.)
Farbe aus Lacca i. e. Coccus (Kermes, Schildlaus) und dem obigen
Lulacin gemischt.
9. (78. Alia compositio vermiculi; Mapp. CLXXV.)
Mischung von Coccus mit Zinnober (hier wie auch in Mapp, ch vermi-
culum, das spätere vermillion, genannt) und dem obigen Lazurin.
10. (79. Alia compositio vermiculi; Mapp. CLXXhH.)
Mischfarbe unter dem allgemeinen Namen Pandius, eine Art von Purpur-
farbe aus den 4 Species Lulax, Quianus, Cinnabarin und Lacca zu gleichen
Teilen bereitet.

Zur Malerei und Färberei mit anderen organ. Stoffen dienten:
2. für Rot: Kermes wurm oder Scharlachbeere, Coccus ilicis L.
Färberröte oder Krapp, Rubia tinctorium L., von den Alten epo9’p0oavov,rubiagenannt.
Lackmusflechte (Orseille) Lichen Roccella L., fucus marinus oder auch algae
maris genannt, war sehr verbreitet.
Ochsenzunge, Anchusa tinctoria L.
Hysgiu, hyacinthus, ebenfalls rot, scheint identisch mit
Vaccinum (Heidelbeere, Vaccina Myrtillus L.).
Rot wurde auch mit Sandyx, der gleichnamigen Pflanze gefärbt.
3. für Rlau: Indigo (Indigofera tinctoria L.),
Waid, Isatis tinctoria L., Ισάτις, vitrum.
4. für Gelb: S aff ran, Crocus sativa L., κρόκος, crocus.
Wau, Reseda luteola L.
Ginster, Genista tinctoria (Färber-Pfriemkraut).
Nussschalen (nuces juglandes).
Blüte von Granatapfelbaum (Punica Granatum L.).
Galläpfel, κηκίδες, gallae, zum Färben der Wolle oder auch zur Färberbeize,
ebenso Eichenrinde.
Zum Gelb färben der Wolle und Haare diente die Pflanze Thapsos, Thapsia Asclepinum
L,, auch die Wurzel des Lotosbaumes (Diospyros Lotos L.); Färber-Wegedorn (Rhamnus infec-
torius L.) und Sumach (Rhus coriaria L.).
Vergl. über Purpurfarben noch Pseudo-Demokrit in ßerthelot, Origines de 1’Alchimie,
Paris 1885, Appendice F., p. 257; einzelne Kapitel des Papyrus Leyden (Introduct. ä la Chimie
des anciens et du moyen-age, p. 47—50) und andere Stellen der Collection des Alchimistes Grecs.
Ueber die Farben für Malerei nach Plinius und Vitruv s. meine Beiträge,
II. Folge, p. 68 ff.
 
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