118
III. Bologneser Ms.
Neben der Hermeneia und Cennini’s Trattato müssen andere Quellen für Technik
ganz und gar in den Hintergrund treten; immerhin hat eine Rezeptensammlung Anspruch
auf unser Interesse, die, wie Le Begue’s Schriften für den nördlichen Teil von Mittel-
europa , ein Kompendium für Techniken aller Art für die südlichen Kunstzentren
bedeutet.
Das Bologn. Ms. Q mit seinen 392 Kapiteln überragt noch Le Begue’s Kompi-
lation an Reichhaltigkeit, aber während Le Begue seine Schriften so aneinander reiht,
wie sie ihm zur Verfügung stehen , sind im Bologneser Ms. die Rezeptenserien nach
Gegenständen geordnet. Nur einmal ist eine Bemerkung zu finden, wonach der
Schreiber sein Wissen einem Meister Jakobus von Tholeto (Toledo) verdankte.* 2)
Alle Umstände sprechen dafür, dass das Ms. nicht jünger ist, als höchstens
die Mitte des XV. Jhs. (Merrif. p. 326) und dies führt uns dazu, einen kurzen Vergleich
des Inhalts mit dem etwa gleichzeitigen Trattato des Cennini anzustellen. Aber Cennini’s
Buch ist eine geordnete Abhandlung, während das Bologneser Ms. eine Rezepten-
sammlung ist und zwar eine solche, die nicht die besten Rezepte allein erwähnt, sondern
einfach alle, die erreichbar waren, zu enthalten scheint.
Die Einteilung der 7 Hauptkapitel in die einzelnen Farben, deren Erzeugung
aufs genaueste beschrieben wird, zeigt, dass der Schreiber die Farbenfabrikation ver-
standen und auch betrieben hat. Das erste Kapitel ist dem gesuchten und kostbaren
Ultramarin gewidmet, deren Herstellung in einzelnen Klöstern mit besonderer Sorgfalt
geübt wurde.3) In 26 Kapiteln wird das umständliche Verfahren beschrieben, wie aus
dem Lapis lazuli der blaue Farbstoff bereitet, indem mittelst des sogen. Pastilles, aus
Harz, Wachs, Oel bestehend, die aufs feinste gestossene Steinmasse durch wiederholtes
Schlämmen und Waschen in Lauge zu Pulver verrieben wird. Ein zweites Kapitel
(Rez. 27—59) ist den anderen natürlichen blauen Farben (Azzurro della Magna des
Cennini, Azzurro Spagnolo und di Lombardia) gewidmet; es folgt ein Kapitel, blaue
Pflanzenfarbstoffe zu erzeugen, die zur Miniaturmalerei dienen, darunter auch Indigo,
Waid etc. (60—81).
9 Abgedruckt bei Merrif.. Orig.-Treat. Vol. II. p. 340—600 unter d. Titel „Segreti per
Colori“; die Orig.-Handschrift befindet sich in der Bibliothek des Klosters S. Salvatore in
Bologna, Nr. 165.
2) Zur Zeit war ein spanisches Kloster in Bologna; die Kirche S. Maria Maddalena
und ein Hospital zum St. Onofrio waren für Spanier im Jahre 1343 erbaut worden; s. Merrif.
p. 328, Note.
3) So erinnert Benozzo Gozzoli in einem Briefe (Florenz v. 11. Sept. 1459) den Herzog
Pietro de Medici daran, nach Venedig wegen des Azurs zu schicken; dieser Bitte scheint aber
der Herzog nicht entsprochen zu haben. denn am 23. Sept, schreibt Benozzo, dass er für das
gesandte Geld den Azur bei den „Ingiesuati“ besorgte, die Unze um drei schwere Gulden
(mithin 6 Skudi = 27 Mark für die Unze). Die Ingesuati waren seit Ende des XIV. Jhs. in
Florenz ansässig und durch mannigfache Kunstfertigkeiten berühmt; so bereiteten sie Farben
und namentlich einen vortrefflichen Ultramarin, wie Vasari in der Lebensbeschreibung des
Pietro Perugino berichtet (vergl. Guhl, Künstlerbriefe, I. Aufl., p. 44).
III. Bologneser Ms.
Neben der Hermeneia und Cennini’s Trattato müssen andere Quellen für Technik
ganz und gar in den Hintergrund treten; immerhin hat eine Rezeptensammlung Anspruch
auf unser Interesse, die, wie Le Begue’s Schriften für den nördlichen Teil von Mittel-
europa , ein Kompendium für Techniken aller Art für die südlichen Kunstzentren
bedeutet.
Das Bologn. Ms. Q mit seinen 392 Kapiteln überragt noch Le Begue’s Kompi-
lation an Reichhaltigkeit, aber während Le Begue seine Schriften so aneinander reiht,
wie sie ihm zur Verfügung stehen , sind im Bologneser Ms. die Rezeptenserien nach
Gegenständen geordnet. Nur einmal ist eine Bemerkung zu finden, wonach der
Schreiber sein Wissen einem Meister Jakobus von Tholeto (Toledo) verdankte.* 2)
Alle Umstände sprechen dafür, dass das Ms. nicht jünger ist, als höchstens
die Mitte des XV. Jhs. (Merrif. p. 326) und dies führt uns dazu, einen kurzen Vergleich
des Inhalts mit dem etwa gleichzeitigen Trattato des Cennini anzustellen. Aber Cennini’s
Buch ist eine geordnete Abhandlung, während das Bologneser Ms. eine Rezepten-
sammlung ist und zwar eine solche, die nicht die besten Rezepte allein erwähnt, sondern
einfach alle, die erreichbar waren, zu enthalten scheint.
Die Einteilung der 7 Hauptkapitel in die einzelnen Farben, deren Erzeugung
aufs genaueste beschrieben wird, zeigt, dass der Schreiber die Farbenfabrikation ver-
standen und auch betrieben hat. Das erste Kapitel ist dem gesuchten und kostbaren
Ultramarin gewidmet, deren Herstellung in einzelnen Klöstern mit besonderer Sorgfalt
geübt wurde.3) In 26 Kapiteln wird das umständliche Verfahren beschrieben, wie aus
dem Lapis lazuli der blaue Farbstoff bereitet, indem mittelst des sogen. Pastilles, aus
Harz, Wachs, Oel bestehend, die aufs feinste gestossene Steinmasse durch wiederholtes
Schlämmen und Waschen in Lauge zu Pulver verrieben wird. Ein zweites Kapitel
(Rez. 27—59) ist den anderen natürlichen blauen Farben (Azzurro della Magna des
Cennini, Azzurro Spagnolo und di Lombardia) gewidmet; es folgt ein Kapitel, blaue
Pflanzenfarbstoffe zu erzeugen, die zur Miniaturmalerei dienen, darunter auch Indigo,
Waid etc. (60—81).
9 Abgedruckt bei Merrif.. Orig.-Treat. Vol. II. p. 340—600 unter d. Titel „Segreti per
Colori“; die Orig.-Handschrift befindet sich in der Bibliothek des Klosters S. Salvatore in
Bologna, Nr. 165.
2) Zur Zeit war ein spanisches Kloster in Bologna; die Kirche S. Maria Maddalena
und ein Hospital zum St. Onofrio waren für Spanier im Jahre 1343 erbaut worden; s. Merrif.
p. 328, Note.
3) So erinnert Benozzo Gozzoli in einem Briefe (Florenz v. 11. Sept. 1459) den Herzog
Pietro de Medici daran, nach Venedig wegen des Azurs zu schicken; dieser Bitte scheint aber
der Herzog nicht entsprochen zu haben. denn am 23. Sept, schreibt Benozzo, dass er für das
gesandte Geld den Azur bei den „Ingiesuati“ besorgte, die Unze um drei schwere Gulden
(mithin 6 Skudi = 27 Mark für die Unze). Die Ingesuati waren seit Ende des XIV. Jhs. in
Florenz ansässig und durch mannigfache Kunstfertigkeiten berühmt; so bereiteten sie Farben
und namentlich einen vortrefflichen Ultramarin, wie Vasari in der Lebensbeschreibung des
Pietro Perugino berichtet (vergl. Guhl, Künstlerbriefe, I. Aufl., p. 44).