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(Vesprum) wird dem Firnis eine Färbung gegeben. Statt Vesprum kann auch getrock-
nete Tinte genommen werden und hat ein bezüglicher Versuch ergeben, dass durch
diesen Zusatz auf die goldige Farbe kein nachteiliger Einfluss sich manifestierte. Die
Tintenmasse (Kupfervitriol) dient hier vielleicht als Trockenmittel. (Vgl. Cennini Kap. 152.)
Das folgende Rezept XLV, Wie Gold auf Zinn aufgelegt wird, ist nur
verständlich, wenn unter silicia nicht Fönnkraut, wie 11g p. 142 und Merrif. p. 240
meinen, sondern Safran zu verstehen ist, da durch einfaches Glätten die Zinnblätter nicht
goldig werden; hier ist die besondere Art des silicischen Safran gemeint, welchen Pap.
Leyden öfters so (crocus cilicia) erwähnen. Man vergleiche auch Theoph. XXIV,
welcher das Verfahren und den Zweck dieser goldscheinenden Zinnfolie genau beschreibt
und ebenso verwendet wie Heraclius, und λ sagt: „Du kannst mit diesem Gold auch auf
„dem Holz oder auf der Mauer arbeiten und es aufsetzen, wo dir beliebt“.
Sind bezüglich der Farben und der Vergoldungsweisen im Heraclius Ms. die
Rezepte wenig zahlreich und auch nicht sehr detailliert gegeben, so ist dies in Betreff
der Angaben für Malerei und der Bindemittel nicht der Fall. Hier sehen wir
eine grosse Mannigfaltigkeit, die auf verschiedene Auwendungsarten schliessen lässt;
ganz besonders in
G. XXVIII. Von der allgemeinen Praxis, alle Farben zu reiben,
ist eine ganze Reihe von Bindemittel namhaft gemacht: „Zu wissen ist aber, dass
alle Farben mit klarem Wasser genialen werden können und wenn man
sie nachher austrocknen liess, sie dann mit Ei kläre oder Öl oder
Gummiwasser, oder Essig, Wein, Bier gemischt und temperiert
werden.“
Die Angaben sind sehr allgemein gehalten; die Farben sollen zuerst möglichst
fein gerieben und geschlämmt, hernach trocknen gelassen werden, um dieselben sowohl
für Gele als auch für andere Bindemittel vorrätig zu haben.
Ei kläre zur Tempera zu bereiten ist in C. XXXI genau erwähnt.
„Auf welche Weise Erkläre zur Tempera der Farben zu bereiten ist. Willst
du Eitempera machen, so nimm ein Leinen-Filter und tauche es ins Wasser.
Es soll feucht sein, worauf du die mit Wasser gemischte Kläre in dem auf-
gebogenen (doppelten) Filter nehmen musst, das unten spitz, oben aber weit
sei; drücke die Kläre durch, lasse sie sieben- bis achtmal durchpassieren,
oder öfter, oder nach Notwendigkeit, so lange bis die Kläre wie Wasser
ist und dünn, ohne Faden abtropft. Fange sie auf und wenn du willst,
schreibe damit. Es sind aber zwei Gefässe zu ihrer Bereitung nötig.“
Der hier beschriebenen Art stehen andere zum gleichen Zwecke gegenüber ;
Anonymus Bernensis verwirft dieselbe, weil das „Bindemittel von der Hand des-
jenigen, der es durchdrückt, Schmutz annimmt“ und gebraucht das zu Schaum geschla-
gene und abgetropfte Eierklar (11g, Theophilus, Anhang p. 382). Allerdings muss bei
dieser Manier der Schaum über Nacht stehen gelassen werden. Das durch Filter-
pressen gewonnene Eiklar hat den Vorteil, sofort benützbar zu sein. Aehnlich ist die
im Neapeler Codex (siehe das betreffende Kapitel) beschriebene Weise, durch mehr-
faches Aufsaugen und Ausdrücken des Eiklar mittelst eines neuen, feuchten Schwammes
das Bindemittel flüssig wie Wasser zu bekommen; auch die grünen abgeschnittenen
Triebe des Feigenbaumes lösen Eiklar ungemein rasch (Cennini, Vasari).
Von Gummi waren Kirschgummi, Pflaumenbaum- und Gummi arabicum damals
bekannt; sie lösen sich in kaltem oder lauwarmen Wasser und dienten zur Tempera
entweder allein oder mit Eikläre, Alaun nebst Honig zur Miniaturmalerei.
Essig, Wein und Bier sind als Bindemittel zum Farbenpigment genannt; es
ergibt sich aus dieser kurzen Angabe jedoch nicht, in welcher Weise die Mischung
und mit welcher Farbe sie zu geschehen habe. Ein Rezept Nr. 152 des S. Aude-
mar (Merrif. p. 116) gibt hierüber einigen Aufschluss. Darnach dient starker Essig
oder Wein zunächst zur Herstellung des Bleiweiss und Kupfergrün in der mehrfach
erwähnten Weise.
„Nimm das Weiss, trockne und reibe es, mische es mit Wein für Perga-
„mentmalerei, mit Gel mische es für Malerei auf Holz und Wänden. In gleicher Art
„reibe und temperiere das Grün mit Gel und benütze es für Tafelmalerei; aber aul
„Wänden mit Wein oder wenn du willst mit Gel. Auf Pergament sollst du es nicht
(Vesprum) wird dem Firnis eine Färbung gegeben. Statt Vesprum kann auch getrock-
nete Tinte genommen werden und hat ein bezüglicher Versuch ergeben, dass durch
diesen Zusatz auf die goldige Farbe kein nachteiliger Einfluss sich manifestierte. Die
Tintenmasse (Kupfervitriol) dient hier vielleicht als Trockenmittel. (Vgl. Cennini Kap. 152.)
Das folgende Rezept XLV, Wie Gold auf Zinn aufgelegt wird, ist nur
verständlich, wenn unter silicia nicht Fönnkraut, wie 11g p. 142 und Merrif. p. 240
meinen, sondern Safran zu verstehen ist, da durch einfaches Glätten die Zinnblätter nicht
goldig werden; hier ist die besondere Art des silicischen Safran gemeint, welchen Pap.
Leyden öfters so (crocus cilicia) erwähnen. Man vergleiche auch Theoph. XXIV,
welcher das Verfahren und den Zweck dieser goldscheinenden Zinnfolie genau beschreibt
und ebenso verwendet wie Heraclius, und λ sagt: „Du kannst mit diesem Gold auch auf
„dem Holz oder auf der Mauer arbeiten und es aufsetzen, wo dir beliebt“.
Sind bezüglich der Farben und der Vergoldungsweisen im Heraclius Ms. die
Rezepte wenig zahlreich und auch nicht sehr detailliert gegeben, so ist dies in Betreff
der Angaben für Malerei und der Bindemittel nicht der Fall. Hier sehen wir
eine grosse Mannigfaltigkeit, die auf verschiedene Auwendungsarten schliessen lässt;
ganz besonders in
G. XXVIII. Von der allgemeinen Praxis, alle Farben zu reiben,
ist eine ganze Reihe von Bindemittel namhaft gemacht: „Zu wissen ist aber, dass
alle Farben mit klarem Wasser genialen werden können und wenn man
sie nachher austrocknen liess, sie dann mit Ei kläre oder Öl oder
Gummiwasser, oder Essig, Wein, Bier gemischt und temperiert
werden.“
Die Angaben sind sehr allgemein gehalten; die Farben sollen zuerst möglichst
fein gerieben und geschlämmt, hernach trocknen gelassen werden, um dieselben sowohl
für Gele als auch für andere Bindemittel vorrätig zu haben.
Ei kläre zur Tempera zu bereiten ist in C. XXXI genau erwähnt.
„Auf welche Weise Erkläre zur Tempera der Farben zu bereiten ist. Willst
du Eitempera machen, so nimm ein Leinen-Filter und tauche es ins Wasser.
Es soll feucht sein, worauf du die mit Wasser gemischte Kläre in dem auf-
gebogenen (doppelten) Filter nehmen musst, das unten spitz, oben aber weit
sei; drücke die Kläre durch, lasse sie sieben- bis achtmal durchpassieren,
oder öfter, oder nach Notwendigkeit, so lange bis die Kläre wie Wasser
ist und dünn, ohne Faden abtropft. Fange sie auf und wenn du willst,
schreibe damit. Es sind aber zwei Gefässe zu ihrer Bereitung nötig.“
Der hier beschriebenen Art stehen andere zum gleichen Zwecke gegenüber ;
Anonymus Bernensis verwirft dieselbe, weil das „Bindemittel von der Hand des-
jenigen, der es durchdrückt, Schmutz annimmt“ und gebraucht das zu Schaum geschla-
gene und abgetropfte Eierklar (11g, Theophilus, Anhang p. 382). Allerdings muss bei
dieser Manier der Schaum über Nacht stehen gelassen werden. Das durch Filter-
pressen gewonnene Eiklar hat den Vorteil, sofort benützbar zu sein. Aehnlich ist die
im Neapeler Codex (siehe das betreffende Kapitel) beschriebene Weise, durch mehr-
faches Aufsaugen und Ausdrücken des Eiklar mittelst eines neuen, feuchten Schwammes
das Bindemittel flüssig wie Wasser zu bekommen; auch die grünen abgeschnittenen
Triebe des Feigenbaumes lösen Eiklar ungemein rasch (Cennini, Vasari).
Von Gummi waren Kirschgummi, Pflaumenbaum- und Gummi arabicum damals
bekannt; sie lösen sich in kaltem oder lauwarmen Wasser und dienten zur Tempera
entweder allein oder mit Eikläre, Alaun nebst Honig zur Miniaturmalerei.
Essig, Wein und Bier sind als Bindemittel zum Farbenpigment genannt; es
ergibt sich aus dieser kurzen Angabe jedoch nicht, in welcher Weise die Mischung
und mit welcher Farbe sie zu geschehen habe. Ein Rezept Nr. 152 des S. Aude-
mar (Merrif. p. 116) gibt hierüber einigen Aufschluss. Darnach dient starker Essig
oder Wein zunächst zur Herstellung des Bleiweiss und Kupfergrün in der mehrfach
erwähnten Weise.
„Nimm das Weiss, trockne und reibe es, mische es mit Wein für Perga-
„mentmalerei, mit Gel mische es für Malerei auf Holz und Wänden. In gleicher Art
„reibe und temperiere das Grün mit Gel und benütze es für Tafelmalerei; aber aul
„Wänden mit Wein oder wenn du willst mit Gel. Auf Pergament sollst du es nicht