Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7/r

Der mittlere Weg

a) Augustaion, Chalke und Palast

7/C = P II 15. IlepL toG Avryoutrr£uvo<;.

IAm 5. Oktober tanzten die Regionarchen auf dem Gustion, also
dem Lebensmittelmarkt, zu Ehren des jeweils regierenden Kaisers. Die-
sen Platz nennen die Leute jetzt Augustion. Dort stellte Konstantin der
Große ein Standbild seiner Mutter auf und nannte den Platz deshalb
Augustion, • der vorher Gustion geheißen hatte, also Lebensmittelmarkt.

Janin CB 59-62, 317

Diese Notiz zum Platz Augustaion, der in den Patria abweichend
von den meisten anderen Quellen fast immer Augustion heißt, stammt
aus Johannes Lydos und ist von dort durch die Vorlage x auch in den
Anonymus Treu und die Suda geraten. In diesen Quellen wird der Tanz
der Regionarchen in die Zeit des römischen Kaisers Tiberios (14-37
n. Chr.) zurückdatiert, weit vor die Stadtgründung Konstantins, auf die
die Regioneneinteilung frühestens zurückgehen kann1. Er dürfte, wie
wir sehen werden, in Wirklichkeit vor dem Augusteus im Kaiserpalast
stattgefunden haben.

Die Deutung des Namens Augustaion von einem angeblichen lateini-
schen Wort gusteion2 ist eine etymologische Spielerei des Johannes,
hinter der die Erinnerung an das Verb gustare steckt. Der wirkliche
Sinn als "kaiserlicher" Platz im Zentrum der alten Stadt ist klar. Der
Name ist zuerst in der Notitia belegt, die aus den Jahren um 425
stammt3.

Quellen seit dem sechsten Jahrhundert berichten, das Augustaion
sei von Konstantin gegründet und mit einem Standbild der Helena ver-
sehen worden4. Mit dem angeblichen Hauptplatz des vorkonstanti-

1 JohLydMen 163; Suda I 410; dazu Dagron CI 58.

2 Die Schreibung ist hier nach 8/t)' normalisiert.

3 Augusteum, Notitia 232.

4 PsHes § 40; JohMal 321; dazu s. unten.

235
 
Annotationen