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KUNST-HEROLD
No. 7
Aus Künstlervereinen.
Berlin. Auf der bevorstehenden Tagung des Verbandes
Deutscher Kunstgewerbevereine in Magdeburg wird voraus-
sichtlich die Gebührenordnung für das deutsche Kunstgewerbe,
die der Verband seinerzeit nach eingehenden Beratungen auf-
gestellt hat und die nun seit zwei Jahren in Gültigkeit ist end-
gültige Annahme finden.
Auch die Fragen, die heute das deutsche Kunstgewerbe
besonders bewegen, wie zum Beispiel Wettbewerbs- und Sub-
missionswesen, wird auch der Delegiertentag des Verbandes
Deutscher Kunstgewerbevereine in Magdeburg eingehend be-
handeln. Bemerkenswerte Wünsche aus der Praxis, wie über
die Tradition der Formen, und über die Kalenderreform, sollen
ebenfalls zur Beratung kommen und endlich wird sich der
Verband auch mit den Wanderausstellungen beschäftigen, die
er zum großen Vorteile des Kunstgewerbes seit mehreren
Jahren unterhält.
Die Münchener Künstler-Genossenschaft hielt am Abend
des 17. März im Künstlerhause ihre ordentliche Generalver-
sammlung ab, in welcher der Bericht des Vorstandes über
das abgelaufene Verwaltungsjahr und der Kassabericht ver-
lesen und •genehmigt wurden. Außerdem machte der Präsi-
dent die Mitteilung, daß die Vorarbeiten zur kommenden
Jubiläumsausstellung der Genossenschaft im K. Glaspalast die
erfreulichsten Fortschrtite machen; namentlich werden die
Räume, in welchen Kunstwerke, die sich auf die Person Seiner
Königlichen Hoheit den Prinzregenten beziehen, aufgestellt
werden, eine besonders reichhaltige und interessante Abteilung
der Ausstellung bilden.
Todesfälle.
Berlin. Hier starb am 26. März der Porträt- und Genre-
maler Wilhelm Herbig im 86. Lebensjahre. Als eines der
ältesten Mitglieder des Vereins Berliner Künstler hat er noch
bis vor wenigen Jahren an der Entwicklung des Vereins
regen Anteil genommen und war nicht nur ein reger Besucher
aller Versammlungen, sondern nahm' auch häufig Veranlassung,
seinen Standpunkt darzulegen. In den letzten Jahren war
Herbig ganz zurückgetreten. Er wurde auf dem Pankower
Kirchhof I bestattet.
Berlin. Es verstarb hier am 21. März der Maler Otto
Feld im 51. Lebensjahre. Geboren zu Breslau am 20. Februar
1860, besuchte er die Berliner Akademie von 1881 bis 1882.
Sein Gemälde „Dunkle Wolken“ befindet sich im Besitz des
Museums zu Breslau. Feld hatte seit 1895 ein Schüleratelier
und war ein jüngeres Mitglied des Vereins Berliner Künstler.
Verkäufe.
Verkauf des Rembrandtschen Gemäldes „Die Mühle“.
Marquis Lansdowne, der Führer der Konservativen,
in England, hat das berühmte Gemälde von Rembrandt „Die
Mühle“ für 2 Millionen Mark an einen reichen Ameri-
kaner veräußert. Die öffentliche Subskription, welche zur Er-
werbung dieses Gemäldes seinerzeit eröffnet wurde, hatte kein
nennenswertes Ergebnis zu verzeichnen.
Gerichtliches.
Ein umfangreicher Prozeß wegen Verbreitung unzüchtiger
Abbildungen, begangen durch den Vertrieb der sogenannten
Pariser Salonkarten, beschäftigte unter Vorsitz des Land-
gerichtsrats Neumann die dritte Strafkammer des Land-
gerichts I. Angeklagt sind der Kaufmann Johannes Hoffmann
und der Ansichtskartenhändler Bruno Hoffmann und außerdem
zwanzig Postkarten- und Papierhändler. — Vor einiger Zeit
wurden in einer großen Anzahl von Berliner Papiergeschäften
und bei Postkartenhändlern von Kriminalbeamten Ansichtskarten
beschlagnahmt. Es waren dies photographische Reproduktionen
von Bildern namhafter französischer Künstler, die in dem
„Pariser Salon“ ausgestellt waren. Zu den beschlagnahmten
Postkarten gehörten unter anderen Reproduktionen von
„RSverie d’6t6“ von Printemps, „Femme nue“ von Berthauld,
„Nymphes surprises au bain“ von Mouillaud, „Bacchante“
von Tirode und anderes mehr. Gegen die sämtlichen Ver-
käufer dieser Postkarten wurde von der Staatsanwaltschaft
Anklage wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften erhoben.
Zur Begründung des unzüchtigen Charakters führt die Anklage
folgendes an: Es handle sich bei den Postkarten um eine Dar-
stellung leichtbekleideter Frauengestalten in „verführerischen
Stellungen“. Diese Nachbildungen werden fabrikmäßig als
Massenartikel hergestellt und an jedermann, ohne Unterschied
des Alters, des Geschlechts und des Bildungsgrades verkauft.
Hierin liege die Gefahr, daß diese Abbildungen auf die Sinn-
lichkeit des Beschauers in unzüchtiger Weise einwirken. Diese
Gefahr werde dadurch noch vergrößert, daß die Karten ge-
wissermaßen als Lockmittel in den Schaufenstern ausgehängt
werden. Außerdem verstehe das Durchschnittspublikum nichts
von den französischen Aufschriften und sehe in den Bildern
lediglich eine Zurschaustellung nackter weiblicher Körper. —
Demgegenüber vertraten die Rechtsanwälte Dr. Max Kantoro-
wicz, Dr. Davidsohn, Bodländer, Justizrat Ratkowski und Dr.
Puppe folgenden Standpunkt: Für die Beurteilung der Frage,
ob die in Betracht kommenden Abbildungen unzüchtig wirken
oder nicht, dürfe man nur von dem rein künstlerischen Ursprung
Gebr. Heyl Co., AKt—Ges.
CHARLOTTENBUR6.
Gegr 1833. Fabriken chemischer Farben. eegr «33.
Heyl’s verbesserte a i lerfeinste Künstler- u. Dekoratlons-Oel-Farben. Heyl’s
Deckweiss nach Prof. Jacob. HevrsSklzzen-öel-FarbBn.HeyisNormal-Oel-Farben.
Zu haben In allen Könsflermagazinen. 9 erste Preise. Kafalog gratis und franko.
Goldene Medaille Kollektiv-Ausstellung St. Louis 1904. Paris Grand Prix 1900.
KUNST-HEROLD
No. 7
Aus Künstlervereinen.
Berlin. Auf der bevorstehenden Tagung des Verbandes
Deutscher Kunstgewerbevereine in Magdeburg wird voraus-
sichtlich die Gebührenordnung für das deutsche Kunstgewerbe,
die der Verband seinerzeit nach eingehenden Beratungen auf-
gestellt hat und die nun seit zwei Jahren in Gültigkeit ist end-
gültige Annahme finden.
Auch die Fragen, die heute das deutsche Kunstgewerbe
besonders bewegen, wie zum Beispiel Wettbewerbs- und Sub-
missionswesen, wird auch der Delegiertentag des Verbandes
Deutscher Kunstgewerbevereine in Magdeburg eingehend be-
handeln. Bemerkenswerte Wünsche aus der Praxis, wie über
die Tradition der Formen, und über die Kalenderreform, sollen
ebenfalls zur Beratung kommen und endlich wird sich der
Verband auch mit den Wanderausstellungen beschäftigen, die
er zum großen Vorteile des Kunstgewerbes seit mehreren
Jahren unterhält.
Die Münchener Künstler-Genossenschaft hielt am Abend
des 17. März im Künstlerhause ihre ordentliche Generalver-
sammlung ab, in welcher der Bericht des Vorstandes über
das abgelaufene Verwaltungsjahr und der Kassabericht ver-
lesen und •genehmigt wurden. Außerdem machte der Präsi-
dent die Mitteilung, daß die Vorarbeiten zur kommenden
Jubiläumsausstellung der Genossenschaft im K. Glaspalast die
erfreulichsten Fortschrtite machen; namentlich werden die
Räume, in welchen Kunstwerke, die sich auf die Person Seiner
Königlichen Hoheit den Prinzregenten beziehen, aufgestellt
werden, eine besonders reichhaltige und interessante Abteilung
der Ausstellung bilden.
Todesfälle.
Berlin. Hier starb am 26. März der Porträt- und Genre-
maler Wilhelm Herbig im 86. Lebensjahre. Als eines der
ältesten Mitglieder des Vereins Berliner Künstler hat er noch
bis vor wenigen Jahren an der Entwicklung des Vereins
regen Anteil genommen und war nicht nur ein reger Besucher
aller Versammlungen, sondern nahm' auch häufig Veranlassung,
seinen Standpunkt darzulegen. In den letzten Jahren war
Herbig ganz zurückgetreten. Er wurde auf dem Pankower
Kirchhof I bestattet.
Berlin. Es verstarb hier am 21. März der Maler Otto
Feld im 51. Lebensjahre. Geboren zu Breslau am 20. Februar
1860, besuchte er die Berliner Akademie von 1881 bis 1882.
Sein Gemälde „Dunkle Wolken“ befindet sich im Besitz des
Museums zu Breslau. Feld hatte seit 1895 ein Schüleratelier
und war ein jüngeres Mitglied des Vereins Berliner Künstler.
Verkäufe.
Verkauf des Rembrandtschen Gemäldes „Die Mühle“.
Marquis Lansdowne, der Führer der Konservativen,
in England, hat das berühmte Gemälde von Rembrandt „Die
Mühle“ für 2 Millionen Mark an einen reichen Ameri-
kaner veräußert. Die öffentliche Subskription, welche zur Er-
werbung dieses Gemäldes seinerzeit eröffnet wurde, hatte kein
nennenswertes Ergebnis zu verzeichnen.
Gerichtliches.
Ein umfangreicher Prozeß wegen Verbreitung unzüchtiger
Abbildungen, begangen durch den Vertrieb der sogenannten
Pariser Salonkarten, beschäftigte unter Vorsitz des Land-
gerichtsrats Neumann die dritte Strafkammer des Land-
gerichts I. Angeklagt sind der Kaufmann Johannes Hoffmann
und der Ansichtskartenhändler Bruno Hoffmann und außerdem
zwanzig Postkarten- und Papierhändler. — Vor einiger Zeit
wurden in einer großen Anzahl von Berliner Papiergeschäften
und bei Postkartenhändlern von Kriminalbeamten Ansichtskarten
beschlagnahmt. Es waren dies photographische Reproduktionen
von Bildern namhafter französischer Künstler, die in dem
„Pariser Salon“ ausgestellt waren. Zu den beschlagnahmten
Postkarten gehörten unter anderen Reproduktionen von
„RSverie d’6t6“ von Printemps, „Femme nue“ von Berthauld,
„Nymphes surprises au bain“ von Mouillaud, „Bacchante“
von Tirode und anderes mehr. Gegen die sämtlichen Ver-
käufer dieser Postkarten wurde von der Staatsanwaltschaft
Anklage wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften erhoben.
Zur Begründung des unzüchtigen Charakters führt die Anklage
folgendes an: Es handle sich bei den Postkarten um eine Dar-
stellung leichtbekleideter Frauengestalten in „verführerischen
Stellungen“. Diese Nachbildungen werden fabrikmäßig als
Massenartikel hergestellt und an jedermann, ohne Unterschied
des Alters, des Geschlechts und des Bildungsgrades verkauft.
Hierin liege die Gefahr, daß diese Abbildungen auf die Sinn-
lichkeit des Beschauers in unzüchtiger Weise einwirken. Diese
Gefahr werde dadurch noch vergrößert, daß die Karten ge-
wissermaßen als Lockmittel in den Schaufenstern ausgehängt
werden. Außerdem verstehe das Durchschnittspublikum nichts
von den französischen Aufschriften und sehe in den Bildern
lediglich eine Zurschaustellung nackter weiblicher Körper. —
Demgegenüber vertraten die Rechtsanwälte Dr. Max Kantoro-
wicz, Dr. Davidsohn, Bodländer, Justizrat Ratkowski und Dr.
Puppe folgenden Standpunkt: Für die Beurteilung der Frage,
ob die in Betracht kommenden Abbildungen unzüchtig wirken
oder nicht, dürfe man nur von dem rein künstlerischen Ursprung
Gebr. Heyl Co., AKt—Ges.
CHARLOTTENBUR6.
Gegr 1833. Fabriken chemischer Farben. eegr «33.
Heyl’s verbesserte a i lerfeinste Künstler- u. Dekoratlons-Oel-Farben. Heyl’s
Deckweiss nach Prof. Jacob. HevrsSklzzen-öel-FarbBn.HeyisNormal-Oel-Farben.
Zu haben In allen Könsflermagazinen. 9 erste Preise. Kafalog gratis und franko.
Goldene Medaille Kollektiv-Ausstellung St. Louis 1904. Paris Grand Prix 1900.