KUNST-HEROLD
No. 21.
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wicht stattfindet. Jedenfalls hat der Referent genügend Anhalts-
punkte gefunden, wo klärend und verbessernd eingegriffen
werden aknn. Auch die Befugnisse der Landeskunstkommission,
die nur eine beratende Stimme hat, wurden gestreift. Dann er-
stattete als zweites Mitglied Herr Paul Hermann Bericht. Auch
er gab interessante Anhaltspunkte für sichere Maßnahmen und
referierte über das Thema Künstler und Warenhaus-
steuer. Wir kommen auf seine Ausführungen noch besonders
zurück, da sie für die Künstlerschaft von großer Bedeutung
sind.
Die Kommission, welcher der Dank der Versammlung aus-
gesprochen wurde, wählte man auf ein weiteres Jahr und er-
hofft eine ersprießliche Arbeit von ihrem Vorgehen-
Der nächste Punkt betraf die Beratung über Abhaltung
eines Künstlerfestes 1912 im Landesausstellungspark, ein Punkt,
der bereits am 4. April d. J. die Versammlung beschäftigt hat,
aber wegen der bereits vorgerückten Jahreszeit bis zum
Herbst zurückgestellt worden war.
Hierzu äußerte sich zunächst Herr Schlichting als
Vorsitzender der Ausstellungs-Kommission für das Jahr 1912.
Er griff die Idee freudig auf, erinnerte an das große griechische
Fest, das die Künstlerschaft s. Z. im Ausstellungspark gefeiert
hat und das nicht nur der Kasse des Vereins eine beträchtliche
Summe einbrachte, sondern auch den Ruf, den die großen
Künstlerfeste von jeher gehabt haben, wieder erneuerte. Er
kann die Abhaltung eines solchen Sommerfestes nur empfehlen
und bittet, daß sich der Vorstand mit der Ausstellungs-Kom-
mission deshalb in Verbindung setzt.
In der ausgedehnten Diskussion wurden auch einige Stim-
men laut, welche ein Fest im gedeckten Raume, und zwar e i n
Winterfest vorziehen würden. In diesem Sinne sprachen
Professor Langhammer und Prof. Wiese. Auch Herr
Herrmann wünschte mit einem Winterfest die Probe zu machen,
da man doch 1913 ein ganz hervorragendes Huldigungsfest
arrangieren müsse. Herr Neumann weist mit Recht darauf
hin, daß doch das Fest im Interesse der Ausstellung gemacht
werden soll und ist für ein Sommerfest.
Die Ausstellungs-Kommission wird in Verbindung mit dem
Vorstande die Angelegenheit in die Hand nehmen und es wird
auch darauf hingewiesen, daß bereits 1913 zu einem Huldi-
gungsfeste Anregungen bereits gegeben sind.
Es folgte ein Antrag des Vorstandes: Beratung und Be-
schlußfassung über eine Revision der Satzungen und der Ge-
schäftsordnung des Vereins. Der Syndikus des Vereins, Justiz-
rat Michaelis, begründete den Antrag, indem er darauf
hinwies, daß manche Bestimmung in den Satzungen nicht mehr
zeitgemäß sei. Er schlägt vor, eine 9gliedrige Kommission, ein-
schließlich des Syndikus, zu ernennen. Professor Schulte im
Hofe begründet den Wunsch des Vorstandes, die Umarbeitung
vorzunehmen.
Professor Körner erinnert an die letzte Neugestaltung
der Satzungen, bei welcher die Geschäftsordnung vollständig
getrennt behandelt worden ist. Er ist aber dafür, daß etwaige
Schäden beseitigt werden.
Da sich ein Widerspruch nicht erhebt, wird der Antrag an-
genommen.
Unter Mitteilungen erbat Professor Schaefer noch Aus-
kunft über die durch die Presse gehenden Mitteilungen über
den Neubau eines Ausstellungsgebäudes.
Prof. Schulte im Hofe konnte nur mitteilen, daß man
sich, abgesehen von den vielen falschen Nachrichten, die be-
reits durch die Presse gingen, mit der Materie demnächst werde
beschäftigen müssen.
Der Vorstand hat an die Mitglieder das nachfolgende
Schreiben versandt:
Von allen Künstlern wird es als ein großer Mißstand
empfunden, daß die in den Handel gebrachten Flaschen mit Gel,
Firniß, Siccativ usw. fast durchweg in ganz ungeeigneter Weise
verschlossen sind. Der Kork ist entweder direkt über dem
Flaschenhals abgeschnitten, oder aber er ragt nur ganz wenig
darüber hervor. Es entspricht den einzig maßgebenden Er-
fordernissen der zweckmäßigen Verwendbarkeit, daß die
Flaschen mit einem guten Kork verschlossen werden, der so-
weit aus dem Flaschenhals herausragen muß, daß er bequem
mit der Hand herausgezogen werden und zum Verschließen der
Flasche wieder verwendet werden kann. Auch das schräge
Abschneiden ist zu vermeiden.
Etwaige bei der Verpackung sich ergebende Schwierig-
keiten sind leicht zu überwinden und dürften eine Außeracht-
lassung dieses Erfordernisses jedenfalls nicht rechtfertigen.
Wir ersuchen Sie höflichst, in den Kreisen Ihrer Lieferanten
dahin zu wirkn, daß dem oben geäußerten billigen Wunsche
der Künstlerschaft Rechnung getragen wird.
Zu diesem Zwecke legen wir Ihnen einige gedruckte
Exemplare dieser Anregung bei.
Hochachtungsvoll
Der Vorstand.
Rud. Schulte im Hofe, 1. Vorsitzender.
Die zur Zeit wieder zunehmenden Anfragen an unsere Mit-
glieder, Werke, Studien, Skizzen oder Autogramme für Lotte-
rien zu wohltätigen oder gemeinnützigen Zwecken kostenlos
zur Verfügung zu stellen, veranlaßt den Vorstand nachstehend
den bezüglichen Beschluß der Hauptversammlung vom
16. Februar 1909 in Erinnerung zu bringen:
Der Vorstand richtet an die Mitglieder des Vereins Ber-
liner Künstler die Bitte, Werke, Skizzen und Studien für
Tombola-Veranstaltungen oder auch Autogramme nur noch
unter der Bedingung abzugeben, daß von den Veransaltern
eine vom Stifter jedesmal festzusetzende Summe dem
Verein Berliner Künstler für Unterstützungszwecke über-
wiesen wird. Die hierdurch aufgebrachte Summe soll für
die Unterstützung Hinterbliebener, und zwar vorzugsweise
der Witwen von Mitgliedern des Vereins und für solche
unterstützungsbedürftige Mitglieder, für die die vorhandenen
Stiftungen nicht ausreichen, durch den Vorstand verwendet
werden.
Freie Vereinigung der Graphiker zu Berlin.
Als Vereinsgabe für unsere Gönner wurden von 52 einge-
reichten Arbeiten ausgewählt:
1. Häuser bei Ostheim, Originalradierung von Anton
Scheuritzel;
2. Konzert, Originalradierung von Arthur Wilken.
Johannes Plato, Schriftfiihrr,
Berlin-Schöneberg, Gothaer Str. 5.
Ausstellungs-Nachrichten.
Berlin. Im Künstlerhaus, Bellevuestr. 3, wurde die
November-Ausstellung am Sonntag, den 5., mittags 12 Uhr er-
öffnet. Ausgestellt sind Werke aus drei Generationen der
Malerfamilie Arnold, und zwar Carl Heinrich, Carl
und Herbert Arnold, ferner Kollektionen von Joseph
Rummelspacher und Karl O e n i k e , Berlin, die Ver-
losungsankäufe des Vereins der Kunstfreunde
im preußischen Staate, sowie Arbeiten Berliner
Künstler.
Berlin. Die Galerie Eduard Schulte bringt in ihrer
November-Ausstellung zwölf Bildnisse von Ph. A. L ä s z 1 ö.
Sodann eine große Sonderausstellung von Heinrich Vogeler,