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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 50.1915

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Heft 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.47351#0040
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IV — ' I vg§ Luch für Llle — — lieft 2

mehrfach Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen.Franzosen
und Österreichern. —
Zweckmäßig und von vornehmer Einfachheit sind
die neuen Felduniformen der deutschen Armee. Der
bunte, heitere Eindruck der alten Uniformen fehlt,
dafür ist aber der Eindruck ernster und kriegsmäßiger
geworden Grau in verschiedenen Abstufungen ist die
Grundfarbe bei allen Waffengattungen, wie denn auch
die letzteren in der Bekleidung wenig voneinander ab-
weichen. Wir bringen umstehend die Abbildung eines
deutschen Infanteristen in Feldausrüstung
und als Seitenstück dazu diejenige eines österrei-
chischen Infanteristen.—
Die militärische Bewachung der franzö-
sischen Eisenbahnen erstreckt sich hauptsächlich auf
die Linien, die die Truppen nach der deutschen Grenze
zu befördern haben. Brücken, Übergänge, Tunnel, Ein-
schnitte, Signalstationen und Weichentürme sind je nach
der Wichtigkeit, die ihnen für die Abfertigung und
Sicherheit der Militärtransporte, Munitions- und Pro-
viantzüge beigemessen wird, mit Einzel- und Doppel-
posten besetzt worden —
Das österreichisch-ungarische Heer setzt sich aus
16 Armeekorps zusammen. Auf ein Armeekorps ent-
fallen, was die Fußtruppen anbetrifft, in der Regel
zwei Jnfanterie-Truppendivisionen und eine Landwehr-
division. Die ungarische Landwehr führt den
Namen Honved. Die Landwehr rechnet zu den Truppen
erster Linie, da sie sich in Lebensalter, Dienstzeit und
Ausbildung nicht von den übrigen Truppen des Heeres
unterscheidet. Auch gehört sie, anders als in Deutsch-
land, schon zu dessen Friedensstand. Als Schußwaffe
wird geführt das 8-Millimeter-Mannlicher-Repetier-
gewehr, Modell 95, mit Visiereinteilung bis 2600 Schritt.
Dazu kommt ein Dolchbajonett. Die Felduniform
der Infanterie besteht aus hechtgrauen Blusen, Män-
teln, Kappen und Hosen. Die ungarische Infanterie
trägt Beinkleider besonderen Schnitts. Truppen-

MilitZrischs llewachung der fr-mrösischen eisendatznen.


Da, aber nicht über dem Hauptportal, sondern auf dem
nächsten Balkon nach Osten hin, erschien der Kaiser mit
der Kaiserin und Prinz Adalbert. Ein Hurraorkan
brauste dem Herrscher entgegen. Dann verstummte
der Riesenchor auf einen Schlag. Es wandte sich der
Kaiser an sein Volk. Er sprach, daß überall Neider
Deutschland zur gerechten Verteidigung zwängen und
ihm das Schwert in die Hand drückten. Hier wurde
er unterbrochen. Die ungeheure Spannung löste sich
in einem Hurraruf von unvergleichlicher Gewalt. Kaiser
Wilhelm setzte die Ansprache fort, und wieder folgten
seinen Worten dröhnende Jubelrufe. Dann kam der
die Herzen im Innersten ergreifende Schluß: „Und
nun empfehle ich euch Gott! Jetzt geht in die Kirche,
kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für
unser braves Heer!" Ein Hurra, schmetternd wie Fan-
farenklang und Schwerterschlag — und der Kaiser ver-
ließ grüßend den Balkon. Alles stand unter dem Bann
der Kaiserworte. Eine heilige Stimmung durchzog die
Menge, würdig der Weihe des großen geschichtlichen
Augenblicks.
An eine weitere Rede unseres Kaisers möge hier
erinnert sein, die er bei der Eröffnung des Reichstages
im Weißen Saale des Berliner Schlosses an die Reichs-
tagsabgeordneten richtete, und die ebenfalls den leb-
haftesten Widerhall im Herzen des ganzen deutschen
Volkes gefunden hat. „In schicksalschwerer Stunde",
sagte er da unter anderem, „habe ich die gewählten Ver-
treter des deutschen Volkes um mich versammelt. Fast
ein halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg
des Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriege-
rische Neigungen anzudichten und seine Stellung in der
Welt einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf
harte Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat
meine Regierung auch unter herausfordernden Um-
ständen die Entwicklung aller sittlichen, geistigen und
wirtschaftlichen Kräfte als höchstes Ziel verfolgt. Die
Welt ist Zeuge gewesen, wie unermüdlich wir in dem



vor Kaiser an sein Volk. Nach einer phoiogrsphie des ittultrstivnsphoto-verisgs in Serlin.

Osten und Westen seit langer Zeit
um sich gegriffen hat, ist nun zu
Hellen Flammen aufgelodert. Die
gegenwärtige Lage ging nicht aus
vorübergehenden Jnteressenkon-
flikten oder diplomatischen Konstel-
lationen hervor, sie ist das Ergeb-
nis eines seit langen Jahren tätigen
Übelwollens gegen Macht und Ge-
deihen des Deutschen Reiches. Uns
treibt nicht Eroberungslust, uns be-
seelt der unbeugsame Wille, den
Platz zu bewahren, auf den Gott uns
gestellt hat, für uns und alle kommen-
den Geschlechter. Aus den Schrift-
stücken, die Ihnen zugegangen sind,
werden Sie ersehen, wie meine Re-
gierung und vor allem mein Kanzler
bis zum letzten Augenblick bemüht
waren, das Äußerste abzuwenden. In
aufgedrungener Notwehr,mit reinem
Gewissen und reiner Hand ergreifen
wir das Schwert. An die Völker
und Stämme des Deutschen Reiches
ergeht mein Ruf, mit gesamter Kraft,
in brüderlichem Zusammenstehen
mit unseren Bundesgenossen, zu
verteidigen, was wir in friedlicher
Arbeit geschaffen haben. Nach dem
Beispiel unserer Väter fest und ge-
treu, ernst und ritterlich, demütig
vor Gott und kampfesfroh vor dem
Feind, so vertrauen wir der ewigen
Allmacht, die unsere Abwehr stärken
und zu gutem Ende lenken wolle!"

der Ausschläge,
besitzt Österreich-Ungarn noch eine
von Ersatzreservisten mit zehn-
wöchiger Ausbildung und kürzeren
Waffenübungen während dreier
Jahre. Endlich ist der österreichische
und der ungarische Landsturm für
Nebenerfordernisse der Kriegfüh-
rung vorhanden. Die Truppenver-
pflegung ist neuzeitlich organisiert.
So wurden beispielsweise sofort nach
der Kriegserklärung gegen Serbien
Feldküchen zur Verpflegung
derEinberusenenindenStra-
ßen von Budapest errichtet. —
Einer Mauer gleich stand in den
ersten Tagen des Kriegszustandes die
nach Zehntausenden zählende Menge,
aus tiefstem Herzen vaterländische
Lieder singend, im Lustgarten vor
dem Königlichen Schloß in der Er-
wartung, den Kaiser sehen und hören
zu können. Alle waren von dem
Wunsch beherrscht, ihm darzutun,
daß das deutsche Volk ihm auf Tod
und Leben ergeben sei. In begei-
sterte Zurufe brach die Menge aus,
als der Kronprinz in Husarenuni-
sorm mit der Kronprinzessin und
dem ältesten Prinzen im Äuto aus
dem Schloßtor herausfuhr und den
Weg nach den Linden einschlug.
Dann fuhr Prinz Heinrich mit ge-
süßtem Ernst in den Zügen ins
Schloß. Als er nach etwa einer
halben Stunde zurückkehrte, leuch-
teten seine blauen Augen in freu-

und Waffengattungen unterscheiden sich durch die Farben digem Mut. Kurz darauf nahten einzeln in Kraftwagen Drang und den Wirren der letzten Jahre in erster Reihe
Außer den Truppen der ersten Linie die Prinzen Adalbert, Oskar und Joachim. Prinz Heinrich standen, um den Völkern Europas einen Krieg zwischen
bedeutende Anzahl wie die kaiserlichen Söhne wurden stürmisch bejubelt. Großmächten zu ersparen. Die Feindseligkeit, die im
 
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