vg8LuchfülMe
Mstnette fsmilienreitung
3. kjest. 1915.
OopxriAkt ISI4 bx lliiion veutsoks VsrlvbSZesellseliÄkt, StuttAvrt.
Vs5 grüne stsus.
Roman aus der Liedermeierreit.
von 6eorg stnrtwi'g (Lmmg Koeppel).
Uon)ebung.) .— — (Nachdruck verboten.)
fünftes Kspitel.
m die zehnte Morgenstunde betrat Woster-
mann das Zimmer seines Oheims.
Der Totendoktor saß im gelben Schlaf-
rock, eine lange Pfeife im Munde, auf dem
8 Sofa und las die eben eingetroffene
«Penersche Zeitung.
Bei Wostermanns Anblick verzog fich sein Ge-
sicht zu einem spöttischen Grinsen. „Bist du dein
Geld mit Anstand losgeworden bei den wohltätigen
Heuchelkatzen? Hast du das Tanzbein wohltätig
geschwungen und es dir mildtätig gut schmecken
lassen? Auch nicht vergessen, dich opferwillig zu
betrinken?"
„Oheim," sagte Wostermann ungeduldig, sich
ihm gegenüber niederlassend, „das sind Nebendinge.
Ich habe Ernsteres mit dir zu besprechen."
Der Alte grinste noch immer. „Ich habe ein
probates Mittel gegen Katzenjammer."
„Ich habe keinen," sagte Wostermann ärgerlich.
„Ich bin so nüchtern wie ein Frosch."
Und er erzählte die Ereignisse des verflossenen
Abends.
Beckmoder dampfte dazu wie ein Schlot, wenn
er nicht abwechselnd in Lachen und Hustenanfälle
verfiel.
„ Brenne ihnen nur tüchtig eins aufs Fell!" sagte
er, seinen grauen Haarbusch schüttelnd. „November-
aderlässe sind nicht schlechter als zu anderen Jahres-
zeiten. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn du den
Medizinmännern hier etwas von ihrer Schulweis-
heit abzapftest."
„Es handelt sich zunächst um einen Sekundanten,"
fiel Wostermann ungeduldig ein.
Der Alte verzog abermals die Mundwinkel. „Ich
weiß einen," brummelte er mit einem Anflug von
Schelmerei. „Der Syndikus!"
Der junge Mann horchte auf. „Richtig, Oheim!
pferdemufterung während der Mobilmachung auf dem lempelhofer ?eld. vriginalreichnung von M. Minrner. (5. 60)
ui. r-u.-,.
Mstnette fsmilienreitung
3. kjest. 1915.
OopxriAkt ISI4 bx lliiion veutsoks VsrlvbSZesellseliÄkt, StuttAvrt.
Vs5 grüne stsus.
Roman aus der Liedermeierreit.
von 6eorg stnrtwi'g (Lmmg Koeppel).
Uon)ebung.) .— — (Nachdruck verboten.)
fünftes Kspitel.
m die zehnte Morgenstunde betrat Woster-
mann das Zimmer seines Oheims.
Der Totendoktor saß im gelben Schlaf-
rock, eine lange Pfeife im Munde, auf dem
8 Sofa und las die eben eingetroffene
«Penersche Zeitung.
Bei Wostermanns Anblick verzog fich sein Ge-
sicht zu einem spöttischen Grinsen. „Bist du dein
Geld mit Anstand losgeworden bei den wohltätigen
Heuchelkatzen? Hast du das Tanzbein wohltätig
geschwungen und es dir mildtätig gut schmecken
lassen? Auch nicht vergessen, dich opferwillig zu
betrinken?"
„Oheim," sagte Wostermann ungeduldig, sich
ihm gegenüber niederlassend, „das sind Nebendinge.
Ich habe Ernsteres mit dir zu besprechen."
Der Alte grinste noch immer. „Ich habe ein
probates Mittel gegen Katzenjammer."
„Ich habe keinen," sagte Wostermann ärgerlich.
„Ich bin so nüchtern wie ein Frosch."
Und er erzählte die Ereignisse des verflossenen
Abends.
Beckmoder dampfte dazu wie ein Schlot, wenn
er nicht abwechselnd in Lachen und Hustenanfälle
verfiel.
„ Brenne ihnen nur tüchtig eins aufs Fell!" sagte
er, seinen grauen Haarbusch schüttelnd. „November-
aderlässe sind nicht schlechter als zu anderen Jahres-
zeiten. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn du den
Medizinmännern hier etwas von ihrer Schulweis-
heit abzapftest."
„Es handelt sich zunächst um einen Sekundanten,"
fiel Wostermann ungeduldig ein.
Der Alte verzog abermals die Mundwinkel. „Ich
weiß einen," brummelte er mit einem Anflug von
Schelmerei. „Der Syndikus!"
Der junge Mann horchte auf. „Richtig, Oheim!
pferdemufterung während der Mobilmachung auf dem lempelhofer ?eld. vriginalreichnung von M. Minrner. (5. 60)
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