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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 50.1915

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.47351#0072
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60 -... i Vas Luch für vtte

heft 3

gefchichten waren dabei gänzlich ausgeschlossen. Wenn
du jetzt wie ein Krippensetzer hinten und vorne aus-
schlägst, so tust du das zu deinem Privatvergnügen
und zu meinem Mißvergnügen. Du faselst von
meinem Reichtum wie die Eule vom Hellen Tag
und spreizest dich auf dein Erbschaftsrecht wie der
Hanswurst auf dem Holzthron."
„Oheim!" rief Wostermann aufspringend und
den Stuhl vor Unwillen krachend zurückstoßend.
Der Alte saß aufrecht wie eine Stange. Sein
scharfgeschnittenes Gesicht blieb unbeweglich. Nur
seine hageren Hände rieben sich gegeneinander.
„Überfälle dieser Art —"
„Oheim, ich bitte Sie," rief Wostermann mit
glühender Stirn, „ich fordere es, daß Sie die Rück-
sicht im Auge behalten, die auch der ältere Mann

dem jüngeren schuldet! Ich stehe nicht als Bettler
oder Erbschleicher vor Ihnen —"
„Als eine Abart jedenfalls," fiel Beckmoder ein,
der an dem aufgesammelten Geldschatz mit dem letzten
Liebesrest seines Herzens hing und nichts peinlicher
empfand-, als Anspielungen darauf zu hören. „Warte,
bis dir das Erbe zugesprochen ist, und hüte dich, daß du
nicht einen Bruch in der Rechnung findest."
«Fortsetzung 'folgt.)
pfel-demusterung während der Mobil-
machung aus dem lempelhofer Leid.
lSieiie das Mld auf Seite 5Z.)
^in so gewaltiges Heer wie das deutsche hat Natur-
VN gemäß im Kriege einen enormen Bedarf an Pferden.

Daher war die schnelle Beschaffung des nötigen Pferde -
Materials eine der ersten Vornahmen der Mobilmachung,
und sie hat sich mit derselben wunderbaren Pünktlichkeit
und sicheren Selbstverständlichkeit vollzogen, die den
ganzen großartigen deutschen Mobilisierungsapparat wie
ein von Tausenden von genau ineinander greifenden
Rädern getriebenes mechanisches Präzisionswerk er-
scheinen lassen. Das gesamte Reichsgebiet ist in Muste-
rungsbezirke eingeteilt, in denen die jeweiligen Pferde-
besitzer, die zur Gestellung von Pferden für Kriegszwecke
verpflichtet sind — und das sind alle mit Ausnahme der
Mitglieder der regierenden deutschen Familien, der Ge-
sandten fremder Mächte und des Gesandtschaftspersonals,
der Beamten, Ärzte und Tierärzte hinsichtlich ihrer Dienst-
pferde sowie der Posthalter hinsichtlich der vertragsmäßig
zu haltenden Postpserde — bei der Mobilmachung ihre
Tiere nach dem vorbestimmten Platze zu bringen haben,
damit die letzteren dort auf ihre Kriegsbrauchbarkeit





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Übersichtskarte der deutsch-sranrösischen örenre.

untersucht werden. Die Untersuchung wird in jedem
einzelnen Musterungsbezirk durch eine aus Pferdekennern
und einem Tierarzt zusammengesetzteMusterungsloinmis-
sion vorgenommen. Die für tauglich befundenen Tiere
werden zunächst ausgesondert, worauf die eigentliche Aus-
hebung der erforderlichen Zahl durch einen Zivil- und einen
Militärkommissar erfolgt, denen wieder ein Tierarzt bei-
gegeben ist sowie drei Schätzleute. Diese letzteren schätzen
den Wert der ausgehobenen Pferde unter Zugrundelegung
des Friedenspreises ab und setzen die Preise fest, die
den Besitzern gezahlt werden. Die auf diese Weise von
der Militärverwaltung angekauften Tiere werden hier-
auf abgestempelt. Unser anschauliches Bild auf Seite 53
gibt eine typische Szene aus solch einer Pferdemusterung
wieder, und zwar versetzt es uns auf das Tempelhofer
Feld, den bekannten Übungsplatz der Berliner Garnison,
wo es in den ersten Tagen der Mobilmachung von
Pferden jeglicher Art, vom elegantesten Reit- und Kutsch-
pferd bis zum schwersten Arbeitsgaul, geradezu wimmelte.
Der deutsche Minenleger »Königin Luise«
in der Lhemsernündung.
tSlehe das Mld aus Seite 5S.)
^eit dem Jahre 1667, wo der holländische Admiral
de Ruyter mit seiner Flotte in die Themsemündung

einlief, hat England kein feindliches Kriegschiff in den Ge-
wässern seines Hauptstromes gesehen. Erst der deutsche
Minenleger „Königin Luise", ursprünglich ein Passagier-
dampfer, hat dieses Wagnis unter dem Befehl des Kor-
vettenkapitäns Biermann von neuem unternommen und,
wenn er auch selbst zugrunde ging, unverwelklichen Lor-
beer geerntet. Kurz nachdem die „Königin Luise" Minen
ausgelegt hatte, wurde sie von dem englischen geschützten
Kreuzer „Amphion", dem Führer der 3. Flottille von
Torpedobootszerstörern, gesichtet. Zwei Torpedoboots-
zerstörer eröffneten auf das deutsche Schiff das Feuer.
Ein Schuß riß das Heck auf, was den Untergang her-
beiführte. Einige Augenblicke später stieß der „Am-
phion" aus ein Kabel, das zwei Minen verband. Durch
die Minenexplosion wurde das Vorderteil des „Amphion"
zerschmettert, so daß er nach 20 Minuten in die Tiefe
versank. Von den deutschen Matrosen wurden 30 Mann
gerettet. Der „Amphion", der 1911 in Dienst gestellt
wurde, hatte eine Wasserverdrängung von 3500 Tonnen
und eine Geschwindigkeit von 25 Seemeilen. Er maß bei
einem Tiefgang von 4,2 Metern in die Länge 1l7,3 Meter
und in die Breite 12,6 Meter. Seine Besatzung betrug
290 Mann. Die Torpedobootszerstörer führten drei
12,2-Zentimeter-Schnellseuergeschütze und vier Torpedo-
lanzierrohre. Unser interessantes Bild auf Seite 56 zeigt
rechts die „Königin Luise", links einen englischen Torpedo-
bootszerstörer und im Hintergründe den „Amphion". .

v35 Henuntel-schilHM eines feindlichen
Miegel-5 durch eine deutsche jnfanterie-
adteilun^. lSiehe das Mid aus Seite S7.)
Hisehr als fünfhundert Flieger, hieß es wiederholt in
den französischen Zeitungen vor dem Ausbruch des
jetzt tobenden Weltkrieges, seien auf den ersten Befehl
bereit, sofort nach der Kriegserklärung über die deutsche
Grenze zu stürmen. Erkundigungen aller Art einzuziehen
und mit ihren Bomben Brücken, Eisenbahnen, Tunnel
und andere für den Transport und den Aufmarsch des
deutschen Heeres wichtige Einrichtungen zu sprengen.
Was ist von dieser Prahlerei in Erfüllung gegangen?
So gut wie nichts. Wohl sind einige französische Flieger
bis nach Nürnberg, Frankfurt a. M. und Chemnitz vor-
gedrungen und haben dort ganz unüberlegt Bomben ge-
worfen, aber gestört haben sie die militärischen Vorbe-
reitungen und Bewegungen nicht im geringsten. Dagegen
haben die deutschen Truppen allerorts sorgsame Wacht
gehalten und durch wohlgezielte Schüsse eine ganze Reihe
feindlicher Flieger heruntergeholt. Der erste, der durch
eine Beschießung den Tod fand, war ein französischer
Flieger, der die Festung Wefel auszukundschaften suchte.
Unser fesselndes Bild auf Seite 57 zeigt eine deutsche Jn-
fanterieabteilung, die einen feindlichen Flieger beschießt
und sein Flugzeug mit dem Absturz bedroht.
 
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