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Melassen, und hat er diese drei Jahre mit gutem
Erfolg besucht und em gutes Schlußexamen abgelegt,
oann kann der junge Oberleutnant dem Generalstab
Emhiert werden. Jnuner wieder aber kommen die
Mitglieder des Generalstabs in den Frontdienst,
jahrelang sichren sie Kompanien, Bataillone, Regi-
menter, nur dann abwechselnd immer wieder in den
Oeneralstab einzutreten. Es geschieht dies deshalb,
ocnnit sie sich auch in derTaktik vervollkommnen und
Mm bloß Strategen, das heißt Theoretiker bleiben.
Mch zu den verschiedenen Waffengattungen werden
Meneralstabsoffiziere versetzt, um dort jahrelang
Menst zu tun. Muß doch ein General, wenn er aus
mr Infanterie hervorgegangen ist, auch die Ver-
wendung der Kavallerie, der Artillerie und der
^pczialtruppen genau verstehen.
Ter Chef des Generalstabs ist auch ün Frieden
Zetter der großen Manöver, die wiederum statt-
enden, mn besonders die höheren Vorgesetzten in der
Aaktik anszubilden. Die Taktik, die eine Kompanie,
Ms Bataillon, ein Regiment anzuwenden hat, er-
n'ruen die Führer der Truppen im Garnisondienst
und bei kleineren Übungen. Die großen Manöver
menen dazu, um den höheren Führern, von: Obersten
und Generalmajor aufwärts, Gelegenheit zu geben,
Nch in der Taktik, das heißt in der Kriegspraris der
Suiten Verbände, zu vervollkommnen.
Während des Feldzuges steht an der Spitze der
Unnee der Landesherr oder ein besonderer Kriegs-
M. Zu diesem gehört aber immer der Chef des
mncralstabs, der den Vortrag hält und die Kriegs-
"lge auscinandersetzt.
Es wurde bereits wiederholt erwähnt, daß ein
Mldzug verteidigend oder angreifend geführt werden
mnn. Der deutsche Grundsatz ist der Angriff auf den
Mmd, um dem Feinde den Willen zu diktieren,
ändere Staaten und Generalstäbe sind darüber
anderer Ansicht. So war zum Beispiel der Krieg
'M) 1812, den Rußland gegen Frankreich führte, nur
ans Verteidigung berechnet. Die Russen zogen sich
wütvährcnd zurück, verwüsteten das Land, stellten
mH nur höchst selten zur Schlacht, und ihr System
Mite schließlich Erfolg, dein: Napoleons Heer ging
"Ns dem Rückmarsch von Moskan zugrunde.
Natürlich kann man nicht rein theoretisch sagen,
nan wolle einen Krieg angrisfs- oder verteidigungs-
veise führen. Man kann durch die Umstände ge-
swungen werden, bald als Angreifer, bald als Ver-
Mdigxx aufzutreten. Hat man einen überlegenen
Mgner vor sich, so wird man sich auf die Ver-
Mchhung beschränken; hält man den Gegner für
schwächer als man selbst ist, so wird inan zum An-
Bys schreiten.
.Es ist noch notwendig, hier darauf hinzuweifen,
W die Stärke oder Schwäche eines Gegners nicht
bem in der Zahl seiner Truppen liegt. Ein Riesen-
Mer kann der Zahl nach stärker, in Wirklichkeit aber
N^cicher sein als ein kleines Heer, das von hoher
Mgcisterung, von Tapferkeit, Mut und Kühnheit
Meitet wird. Nicht die Zahl der Männer macht es,
wndern die Gesinnung, der Mut, die Ausdauer
Meser Männer. Ein großes Heer von schwächlichen,
en Strapazen nicht gewachsenen Leuten ist im
achtelt einem viel schwächeren Heere gegenüber,
Ms aus kräftigen, gesunden Leuten besteht, die an
MlWbazen aller Art, an Entbehrungen, an große
Marsche, an tagelang dauernde Gefechte gewöhnt
! nd. Selbst die Ausbildung des einzelnen Mannes,
M m Friedenszeiten vor sich gegangen ist, bedeutet
n<M?nrdentlich viel im Kriege. Ein Mann, der gilt
Maßt und unter zehn Schuß sechs- bis achtmal den
ei> Mr trifft, ist natürlich viel, viel mehr wert als
WM Mann, der mit zehn Schuß nur einmal trifft.
MF gute Schütze ist eben sechs schlechte Schützen
Gegners wert, und deshalb entscheidet für die
Marke einer Armee auch die Ausbildung der Mann-
r/MMn im Schießen, im Vorpostendicnst, im Ge-
chtsdienst, beim Patrouillengehen und so weiter.
, . Mne Armee wie die deutsche, von der ihre Führer
iln- ^^lz in den letzten Tagen behaupteten, „daß in
m rui unaufhaltsamer Drang nach vorwärts stecke",
MMMürlich das Doppelte und das Dreifache, ja in
wen . Augenblicken das Zehnfache einer Armee
nur zaghaft an den Feind herangeht, die
Mseind fürchtet, der das Selbstvertrauen fehlt.
Wie mit der Landarmee, geht es auch mit der
2- MMcht. Auch hier gibt es eine Strategie und eine
iw >' Strategie ist hier die Kunst, die Flotte
b„,.Mchtigen Augenblick an der richtigen Stelle zu
Q Müden; das Gefecht, die Schlacht ist Sache der
Mulik. Auch hier entscheidet nicht die Stärke.
Ve, eine alte Erfahrung, daß nicht allein die
schiC Porung und Bewaffnung der modernen See-
M sse den Ausschlag gibt, sondern viel mehr die
büMU Männer, die die Besatzung dieser Schiffe
bvii w Kommandant und Besatzung eines Schiffes,
^istcrung und Mut erfüllt, find viel mehr
vls die Besatzung von drei bis vier gleich
starken Schiffen des Feindes, wenn diese Besatzung
nicht die gleichen Eigenschaften besitzt.
Dem Mutigen gehört nun einmal die Welt, auch
iin Kriege, und wenn Mut und Tapferkeit geleitet
werden von hervorragender Kriegskunst, dann sind
Erfolge möglich wie die, die wir jetzt schon aufzu-
weisen haben, und die es einst Friedrich dem Großen
ermöglichten, sich gegen ganz Europa zu verteidigen
und als Sieger aus einem siebenjährigen Kriege
hervorzugehen.
HI 3 im! * wach druck verboten.)
Ein Reiterstück. — Ein Feldzug, der reich an tollkühnen
Unternehmungen war, die meist unerwartet glücklich verliefen, war
der amerikanische Bürgerkrieg der Nord- gegen die Südstaaien.
Bei den Südstaaten, den sogenannten Konföderierten, hat
der Reitergeneral Stuart, unterstützt von einem preußischen
Kavallerieofsizier v. Borcke, der es bis zum Generalstabschef
des berühmten Amerikaners brachte, Handstreiche unternommen,
die für alle Zeiten bewundert werden dürfen. Mit einer
Kühnheit ohnegleichen wurden in dem Rücken der feindlichen
Armee oder quer durcb diese Armee lündurch Züge ausgeführt,
die von dem glänzendsten Erfolg begleitet waren, obgleich ihre
Ausführung fast unmöglich schien. Aber überraschende Schnellig-
leit, rücksichtsloses Draufgehen und eine nie versagende toll-
kühne Tapferkeit führten zum Ziele.
Eines dieser Reiterstücke mag nach der Schilderung des deut-
schen Offiziers nachstehend mitgeteilt sein.
„Wir trabten ungefähr acht Meilen bis zur Waterloobrückc,
wo wir über den Rappahannock gingen und in der Richtung
auf das Städtchen Warrenton unseren Marsch sortsetzlcn, eine
Bewegung, die uns wiederum in den Rücken der feindlichen
Armee brachte. Es war bereits Abend geworden, als wir in
dem genannten freundlichen Orte anlangteu. Wir wurden von
den Einwohnern mit großer Begeisterung empfangen. Aber
nur kürze Zeit sollte diese süße Rast dauern; dann brachen wir
nnler einem heftigen Gewittersturm und wolkenbrucharligcm
Regen von neuem auf, unser Ziel auf die Eisenbahnstation
Cattleys-Station nehmend, wo ein großes Lager feindlicher
Bagage unter starker Jnsanteriebedeckung stationiert war. Ich
konnte mich nicht erinnern, je einen derartigen Regen erlebt
zu haben; die Wege wurden zu Strömen, und die kleinen
Bäche waren in kurzem so anaeschwollcn, daß sie gleich ge-
waltigen Gebirgswasseru brausten und schäumten. Wenn un?
aber dies Naturereignis auf der einen Seite hinderlich schien,
so begünstigte es auf der anderen unser Vorhaben. Die feind-
lichen Feldwachen, nichts Böses ahnend und durch die ent-
fesselten Elemente sorglos gemacht, fielen eine nach der anderen
bis auf den letzten Mann in unsere Hände, und so blieb das
Gros derselben ohne irgendwelche Benachrichtigung von unserer
Annäherung.
Inzwischen begann die Nacht hereinzubrechen. Der Regen
floß noch immer in Strömen, und als wir gegen zehn Uhr abends
am feindlichen Lager ankamen, war die Dunkelheit so groß,
daß man nicht die Hand vor den Augen sehen konnte. Das
feindliche Biwak erstreckte sich fast eine englische Meile in der
Länge und war nicht mehr denn zweihundert Schritte von uns
entfernt, so daß wir deutlich die Soldaten an den Lagerfeuern
erkennen konnten, wie sie, nichts Böses ahnend, schwatzten und
kochten. Der immer noch in heftigen Strömen fallende Regen,
das unaufhörliche Donnern begünstigten unser Vorhaben, und
so konnten wir unsere Regimenter in langen Linien in Schlacht-
ordnung ausstellen, ohne daß- der Feind die geringste Ahnung
von unserer Anwesenheit hatte. Da erscholl plötzlich daS Signal
zum Angriff, und mit laut gellendem Kampfschrei stürzten
unsere Reiter über die vollständig bestürzten Pankees her, alles
zusammenhauend und überreitend, was sich nicht ergeben wollte.
Diese wilde, Entsetzen verbreitende Jagd ging bis zu einem
nahen, dichten Gehölz, das den größten Teil der Fliehenden,
die ohnehin von der Dunkelheit sehr begünstigt waren, schützend
in sich anfnahm.
Zu gleicher Zeit marschierten ans einem nahen Lager, von
dessen Vorhandensein wir nichts wußten, Verstärkungen herbei,
und gleich darauf blitzte von verschiedenen Stellen, Irrlichtern
gleich, ein scharfes Feuern aus dem Waldsaume in das Dunkel
der Nacht hinein. Bald entstand eine Szene der Verwirrung,
die zu beschreiben die Feder zu schwach ist. Im Hintergründe
unsere Reserven, die seindlichen Zecke und Bagage verbrennend,
Flammen aus hundert verschiedenen Punkten emporlodsrnd,
mit ihrem Scheine wilde, dahersprengende Gestalten beleuchtend,
im Vordertreffen wir selbst, mit den Pankees Schüsse wechselnd
und uns mit ihnen im wütendsten Handgemenge herumhaueud.
Es war schwer, Frennd oder Feind zu erkennen, und nur die
leuchtenden Blitze des Himmels machten es uns ab und zu
möglich, zu sehen, wo der Hieb fallen, wohin der Schuß krachen
sollte.
Gegen drei Uhr morgens erscholl das Signal zum Sammeln
und kürz darauf der Befehl zum Aufbruch; das Merk der
Zerstörung war beendet. Unser Erfolg war außerordentlich
zufriedenstellend gewesen; wir hatten gegen fünfhundert Ge-
fangene nebst einer gleichen Anzahl Pferde erbeutet, Hunderte
von feindlichen Zelten und Wagen zerstört, eine Kriegskasse
mit sünfhundertlausend Dollar in Banknoten und zwanzig-
tausend Dollar in Gold genommen, und — das Wichtigste von
allem—die Bagage des kommandierenden feindlichen Generals
Pope samt seinen sämtlichen Dienstpapieren in unsere Hände
bekommen, wodurch wir mit oem vollständigen Plane des Feld-
zuges, der Stärke der feindlichen Armee, der Dislokation der
verschiedenen Korps und so weiter auf das genaueste vertraut
wurden. Auf der Kenntnis all dieser Dinge basierte General
Lee demnächst den ganzen Plan seines Herbstfeldzuges.
Ich für meinen Teil hatte mir ein Pferd mit Sattel und
Zaum erbeutet, ebenso General Popes Fernrohr, ein vorzüg-
liches Glas, das mir noch manchen guten Dienst leisten sollte:
dagegen verlor ich eines meiner Pferde, das sich während des
Tumultes von meinem Neger William losgcrissen hatte und in
der Dunkelheit nicht wiederzufindeii war."
Es ist selbstverständlich, daß solche kühne Unternehmungen,
daß derartig tollkühne Handstreiche höchst gefährlich sind und
leicht versagen können. Der Laie ist dann gleich mit der Kritik
bereit und sagt achselzuckend: „Wie konnten die Leute so etwas
unternehmen! Sie mußten sich doch selbst sagen, daß es un-
möglich war." Der Fachmann, der Soldat, urteilt darüber
anders. Er erkennt Mut und Tapferkeit, kühnes Vordringen
anch an, wenn sie nicht zu einem glücklichen Ende geführt haben.
Solch kühne Unternehmungen findet man nämlich nur bei
einem Heere, dem man die höchsten Leistungen zutranen kann.
Nur wo Mut, Tapferkeit, nationale Begeisterung, rücksichtslose
Selbstaufopferung in einem Heere wohnen, wird cs Handstreiche
geben, die die ganze Welt in Erstaunen setzen und von höchstem
Nutzen für die Armee sind. Nur Truppen, die körperlich und
geistig wie taktisch und moralisch vollkommen auf der Höhe
stehen, sind derartiger Leistungen fähig.
Von unserer deutschen Armee und Marine wissen wir, daß sie
solche Handstreiche zuwege bringt, und der gegenwärtige Feldzug
wird den Wert dieser Handstreiche weiterbeweisen, wie cs unter
anderem die Einnahme von Lüttich schon getan Hot. A.O.Kl.
Kampfhnndc. — Der Hund, der treue Begleiter des Men-
schen, der ihm ebenso in die Polarwildnisse wie durch tropische
Urwälder folgt, ist heute mehr denn je geschätzt. Alle Armeen
bedienen sich seiner, er verrichtet Kundschafterdienste, über-
nimmt die Aufsuchung von Verwundeten, ja, er wurde schon
dazu benützt, den vorn in der Schützenlinie Liegenden Munition
zuzulragen.
Aber auch als wirklichen Kampfgenossen des Kriegers finden
wir ihn in alten Zeiten, der sich inmitten der Schlacht auf den
Gegner stürzte, um ihn zu zerfleischen. Die damaligen Schlach-
ten waren, weil es keine Fernwafscn im heutigen Sinne gab,
ein blutiges Ringen Mann gegen Mann. Und da mag der
Hund ein nicht zu verachtender Gegner gewesen sein. Von
dem römischen Feldherrn Gajus Marius wird berichtet, daß er,
nachdem er in der Schlacht bei Vercellä, im Jahre 101 vor
Christi Geburt, die Kimbern besiegt, noch ein förmliches Ge-
fecht zu liefern hatte gegen die Hunde, die das feindliche Lager
wütend verteidigten. Graf Essex, Großmarschall von Eng-
land, zog im 16. Jahrhundert mit einem Heere gegen Irland,
in dem er 800 Bluthunde mitführte. Ein andermal benützten
die Engländer große Bulldoggen im Kampfe gegen die Ein-
geborenen der Insel Jamaika. Auch die Spanier schickten bei
der Eroberung Mexikos Hunde gegen die Azteken ins Gefecht.
Vielfach kamen Kampfhnndc auch in den Ritterfehden des
deutschen Mittelalters zur Verwendung. Die Doggen wurden
mit einem Panzer bekleidet und mit einem langen Spieß be-
waffnet, den man auf ihrem Rücken befestigte. Man schickte
sie mit dieser gefährlichen Ausrüstung rudelweise den an-
stürmenden Reitern entgegen. Sie konnten zwar den ge-
panzerten Streitern nicht viel anhaben, wurden aber den
Pferden ost zum Verderben und erschütterten nicht selten die
Schlachtlinie derart, daß diese einem energischen Angriffe der
Gegner nicht mehr standhalten konnte. Cmf.
Der erste Robinson ist nicht der durch Daniel Defoc be-
rühmt gewordene Schiffbrüchige von Juan Fernandez, der
Schotte Alexander Selkirk, sondern, wie der spanische Schrift-
steller G. de la Vega in seiner Geschichte der Inka nachweist,
der etwa hundert Jahre vor Selkirk, zur Zeit Karls v. lebende
Spanier Pedro Serrano, nach dem die kleine Insel an der
mexikanischen Küste, die ihm Zuflucht gewährte, auch ihren
Namen sührt.
Serrano lebte jahrelang als einzig Überlebender aus einem
Schiffbruch auf der öden, ungastlichen Insel, auf der es keinen
einzigen Baunr gab, der ihm Schatten hätte spenden können,
im steten Kamps gegen die Unbilden der Witterung, gegen
Hunger und Durst. Bei dem traurigen Schicksal, Tag und
Nacht im harten Kampf ums Dasein sein nacktes Leben zn
fristen, war das schlimmste, daß die zahlreichen Sandbänke,
die seine Insel umgaben, ihm schließlich jede Hoffnung ans
Befreiung nahmen. Die Kleider waren ihm vom Leibe ge-
fallen; nach drei Jahren wuchsen ihm die Körperhaare derart,
daß er mehr einem Bcsren als einem Menschen glich.
Um diese Zeit wurde bei einem Schiffbruch ein anderer
Spanier nach der Insel verschlagen. Wie Vega berichtet, war
die Begegnung beider sehr sonderbar, da einer den anderen
für einen Teufel hielt. Sie näherten sich einander zaghaft und
furchtsam, indem sie laut das Kredo beteten, an dem sie sich
schließlich zu ihrer Freude als ehrliche Christen erkannten.
Vier Jahre noch lebten die beiden unter großen Entbeh-
rungen ans der unwirtlichen Insel, bis Rettung durch ei»
spanisches Kriegschifj. kam. Der Gefährte Serranos starb auf
der Rückreise, er selbst kam glücklich nach Spanien, wo seine
Abenteuer solches Aufsehen erregten, daß der Kaiser ihn sich
vorstellen ließ. W. F.
Die Antwort eines Gärtners. — Im Tagebuch eines
Arztes ans dem Feldzüge 1813 findet sich die Übersetzung eines
französischen Gedichts, das jener Arzt in den Papieren des
Schloßgärtners Napoleons I. zu Fontainebleau entdeckt haben
will. Die Verse, die damals nicht veröffentlicht und erst lange
nach dem Tode jenes Arztes von seinen Angehörigen anf-
gesnnden wurden, gewinnen gerade zu jetziger Kriegszeit aktuelle
Beziehungen zu Rußlands Herrscher und zu russischen Zuständen.
Danach hatte Napoleon I. von seinem Hofgärtner 1813 eine
Blumenseüdung verlangt. Dieser aber antwortete:
Erhabner, mächtig großer Herr,
Ich habe keine Blumen mehr,
Denn die Granaten sind verloren,
Die alten Lorbeern sind erfroren,
Die Immortellen sind geraubt,
Die Palmen hat der Sturm entlaubt,
Die Kaiserkrone will verdorren,
Verwelkt sind auch die Rittersporen,
Die Königsblum' und Löwenmaul
Sind längst schon in der Wurzel faul,
Der Rebenblumen Eisenhut
Zerstörte längst des Nordwinds Wut,
lind Wunderblumen gibt's nicht mehr,
Nur Tollkraut wuchert noch umher,
lind Kreuzdorn treibet einzig Blüten,
Drum kann ich dir nichts Beßres bieten. O. Th. St.
Melassen, und hat er diese drei Jahre mit gutem
Erfolg besucht und em gutes Schlußexamen abgelegt,
oann kann der junge Oberleutnant dem Generalstab
Emhiert werden. Jnuner wieder aber kommen die
Mitglieder des Generalstabs in den Frontdienst,
jahrelang sichren sie Kompanien, Bataillone, Regi-
menter, nur dann abwechselnd immer wieder in den
Oeneralstab einzutreten. Es geschieht dies deshalb,
ocnnit sie sich auch in derTaktik vervollkommnen und
Mm bloß Strategen, das heißt Theoretiker bleiben.
Mch zu den verschiedenen Waffengattungen werden
Meneralstabsoffiziere versetzt, um dort jahrelang
Menst zu tun. Muß doch ein General, wenn er aus
mr Infanterie hervorgegangen ist, auch die Ver-
wendung der Kavallerie, der Artillerie und der
^pczialtruppen genau verstehen.
Ter Chef des Generalstabs ist auch ün Frieden
Zetter der großen Manöver, die wiederum statt-
enden, mn besonders die höheren Vorgesetzten in der
Aaktik anszubilden. Die Taktik, die eine Kompanie,
Ms Bataillon, ein Regiment anzuwenden hat, er-
n'ruen die Führer der Truppen im Garnisondienst
und bei kleineren Übungen. Die großen Manöver
menen dazu, um den höheren Führern, von: Obersten
und Generalmajor aufwärts, Gelegenheit zu geben,
Nch in der Taktik, das heißt in der Kriegspraris der
Suiten Verbände, zu vervollkommnen.
Während des Feldzuges steht an der Spitze der
Unnee der Landesherr oder ein besonderer Kriegs-
M. Zu diesem gehört aber immer der Chef des
mncralstabs, der den Vortrag hält und die Kriegs-
"lge auscinandersetzt.
Es wurde bereits wiederholt erwähnt, daß ein
Mldzug verteidigend oder angreifend geführt werden
mnn. Der deutsche Grundsatz ist der Angriff auf den
Mmd, um dem Feinde den Willen zu diktieren,
ändere Staaten und Generalstäbe sind darüber
anderer Ansicht. So war zum Beispiel der Krieg
'M) 1812, den Rußland gegen Frankreich führte, nur
ans Verteidigung berechnet. Die Russen zogen sich
wütvährcnd zurück, verwüsteten das Land, stellten
mH nur höchst selten zur Schlacht, und ihr System
Mite schließlich Erfolg, dein: Napoleons Heer ging
"Ns dem Rückmarsch von Moskan zugrunde.
Natürlich kann man nicht rein theoretisch sagen,
nan wolle einen Krieg angrisfs- oder verteidigungs-
veise führen. Man kann durch die Umstände ge-
swungen werden, bald als Angreifer, bald als Ver-
Mdigxx aufzutreten. Hat man einen überlegenen
Mgner vor sich, so wird man sich auf die Ver-
Mchhung beschränken; hält man den Gegner für
schwächer als man selbst ist, so wird inan zum An-
Bys schreiten.
.Es ist noch notwendig, hier darauf hinzuweifen,
W die Stärke oder Schwäche eines Gegners nicht
bem in der Zahl seiner Truppen liegt. Ein Riesen-
Mer kann der Zahl nach stärker, in Wirklichkeit aber
N^cicher sein als ein kleines Heer, das von hoher
Mgcisterung, von Tapferkeit, Mut und Kühnheit
Meitet wird. Nicht die Zahl der Männer macht es,
wndern die Gesinnung, der Mut, die Ausdauer
Meser Männer. Ein großes Heer von schwächlichen,
en Strapazen nicht gewachsenen Leuten ist im
achtelt einem viel schwächeren Heere gegenüber,
Ms aus kräftigen, gesunden Leuten besteht, die an
MlWbazen aller Art, an Entbehrungen, an große
Marsche, an tagelang dauernde Gefechte gewöhnt
! nd. Selbst die Ausbildung des einzelnen Mannes,
M m Friedenszeiten vor sich gegangen ist, bedeutet
n<M?nrdentlich viel im Kriege. Ein Mann, der gilt
Maßt und unter zehn Schuß sechs- bis achtmal den
ei> Mr trifft, ist natürlich viel, viel mehr wert als
WM Mann, der mit zehn Schuß nur einmal trifft.
MF gute Schütze ist eben sechs schlechte Schützen
Gegners wert, und deshalb entscheidet für die
Marke einer Armee auch die Ausbildung der Mann-
r/MMn im Schießen, im Vorpostendicnst, im Ge-
chtsdienst, beim Patrouillengehen und so weiter.
, . Mne Armee wie die deutsche, von der ihre Führer
iln- ^^lz in den letzten Tagen behaupteten, „daß in
m rui unaufhaltsamer Drang nach vorwärts stecke",
MMMürlich das Doppelte und das Dreifache, ja in
wen . Augenblicken das Zehnfache einer Armee
nur zaghaft an den Feind herangeht, die
Mseind fürchtet, der das Selbstvertrauen fehlt.
Wie mit der Landarmee, geht es auch mit der
2- MMcht. Auch hier gibt es eine Strategie und eine
iw >' Strategie ist hier die Kunst, die Flotte
b„,.Mchtigen Augenblick an der richtigen Stelle zu
Q Müden; das Gefecht, die Schlacht ist Sache der
Mulik. Auch hier entscheidet nicht die Stärke.
Ve, eine alte Erfahrung, daß nicht allein die
schiC Porung und Bewaffnung der modernen See-
M sse den Ausschlag gibt, sondern viel mehr die
büMU Männer, die die Besatzung dieser Schiffe
bvii w Kommandant und Besatzung eines Schiffes,
^istcrung und Mut erfüllt, find viel mehr
vls die Besatzung von drei bis vier gleich
starken Schiffen des Feindes, wenn diese Besatzung
nicht die gleichen Eigenschaften besitzt.
Dem Mutigen gehört nun einmal die Welt, auch
iin Kriege, und wenn Mut und Tapferkeit geleitet
werden von hervorragender Kriegskunst, dann sind
Erfolge möglich wie die, die wir jetzt schon aufzu-
weisen haben, und die es einst Friedrich dem Großen
ermöglichten, sich gegen ganz Europa zu verteidigen
und als Sieger aus einem siebenjährigen Kriege
hervorzugehen.
HI 3 im! * wach druck verboten.)
Ein Reiterstück. — Ein Feldzug, der reich an tollkühnen
Unternehmungen war, die meist unerwartet glücklich verliefen, war
der amerikanische Bürgerkrieg der Nord- gegen die Südstaaien.
Bei den Südstaaten, den sogenannten Konföderierten, hat
der Reitergeneral Stuart, unterstützt von einem preußischen
Kavallerieofsizier v. Borcke, der es bis zum Generalstabschef
des berühmten Amerikaners brachte, Handstreiche unternommen,
die für alle Zeiten bewundert werden dürfen. Mit einer
Kühnheit ohnegleichen wurden in dem Rücken der feindlichen
Armee oder quer durcb diese Armee lündurch Züge ausgeführt,
die von dem glänzendsten Erfolg begleitet waren, obgleich ihre
Ausführung fast unmöglich schien. Aber überraschende Schnellig-
leit, rücksichtsloses Draufgehen und eine nie versagende toll-
kühne Tapferkeit führten zum Ziele.
Eines dieser Reiterstücke mag nach der Schilderung des deut-
schen Offiziers nachstehend mitgeteilt sein.
„Wir trabten ungefähr acht Meilen bis zur Waterloobrückc,
wo wir über den Rappahannock gingen und in der Richtung
auf das Städtchen Warrenton unseren Marsch sortsetzlcn, eine
Bewegung, die uns wiederum in den Rücken der feindlichen
Armee brachte. Es war bereits Abend geworden, als wir in
dem genannten freundlichen Orte anlangteu. Wir wurden von
den Einwohnern mit großer Begeisterung empfangen. Aber
nur kürze Zeit sollte diese süße Rast dauern; dann brachen wir
nnler einem heftigen Gewittersturm und wolkenbrucharligcm
Regen von neuem auf, unser Ziel auf die Eisenbahnstation
Cattleys-Station nehmend, wo ein großes Lager feindlicher
Bagage unter starker Jnsanteriebedeckung stationiert war. Ich
konnte mich nicht erinnern, je einen derartigen Regen erlebt
zu haben; die Wege wurden zu Strömen, und die kleinen
Bäche waren in kurzem so anaeschwollcn, daß sie gleich ge-
waltigen Gebirgswasseru brausten und schäumten. Wenn un?
aber dies Naturereignis auf der einen Seite hinderlich schien,
so begünstigte es auf der anderen unser Vorhaben. Die feind-
lichen Feldwachen, nichts Böses ahnend und durch die ent-
fesselten Elemente sorglos gemacht, fielen eine nach der anderen
bis auf den letzten Mann in unsere Hände, und so blieb das
Gros derselben ohne irgendwelche Benachrichtigung von unserer
Annäherung.
Inzwischen begann die Nacht hereinzubrechen. Der Regen
floß noch immer in Strömen, und als wir gegen zehn Uhr abends
am feindlichen Lager ankamen, war die Dunkelheit so groß,
daß man nicht die Hand vor den Augen sehen konnte. Das
feindliche Biwak erstreckte sich fast eine englische Meile in der
Länge und war nicht mehr denn zweihundert Schritte von uns
entfernt, so daß wir deutlich die Soldaten an den Lagerfeuern
erkennen konnten, wie sie, nichts Böses ahnend, schwatzten und
kochten. Der immer noch in heftigen Strömen fallende Regen,
das unaufhörliche Donnern begünstigten unser Vorhaben, und
so konnten wir unsere Regimenter in langen Linien in Schlacht-
ordnung ausstellen, ohne daß- der Feind die geringste Ahnung
von unserer Anwesenheit hatte. Da erscholl plötzlich daS Signal
zum Angriff, und mit laut gellendem Kampfschrei stürzten
unsere Reiter über die vollständig bestürzten Pankees her, alles
zusammenhauend und überreitend, was sich nicht ergeben wollte.
Diese wilde, Entsetzen verbreitende Jagd ging bis zu einem
nahen, dichten Gehölz, das den größten Teil der Fliehenden,
die ohnehin von der Dunkelheit sehr begünstigt waren, schützend
in sich anfnahm.
Zu gleicher Zeit marschierten ans einem nahen Lager, von
dessen Vorhandensein wir nichts wußten, Verstärkungen herbei,
und gleich darauf blitzte von verschiedenen Stellen, Irrlichtern
gleich, ein scharfes Feuern aus dem Waldsaume in das Dunkel
der Nacht hinein. Bald entstand eine Szene der Verwirrung,
die zu beschreiben die Feder zu schwach ist. Im Hintergründe
unsere Reserven, die seindlichen Zecke und Bagage verbrennend,
Flammen aus hundert verschiedenen Punkten emporlodsrnd,
mit ihrem Scheine wilde, dahersprengende Gestalten beleuchtend,
im Vordertreffen wir selbst, mit den Pankees Schüsse wechselnd
und uns mit ihnen im wütendsten Handgemenge herumhaueud.
Es war schwer, Frennd oder Feind zu erkennen, und nur die
leuchtenden Blitze des Himmels machten es uns ab und zu
möglich, zu sehen, wo der Hieb fallen, wohin der Schuß krachen
sollte.
Gegen drei Uhr morgens erscholl das Signal zum Sammeln
und kürz darauf der Befehl zum Aufbruch; das Merk der
Zerstörung war beendet. Unser Erfolg war außerordentlich
zufriedenstellend gewesen; wir hatten gegen fünfhundert Ge-
fangene nebst einer gleichen Anzahl Pferde erbeutet, Hunderte
von feindlichen Zelten und Wagen zerstört, eine Kriegskasse
mit sünfhundertlausend Dollar in Banknoten und zwanzig-
tausend Dollar in Gold genommen, und — das Wichtigste von
allem—die Bagage des kommandierenden feindlichen Generals
Pope samt seinen sämtlichen Dienstpapieren in unsere Hände
bekommen, wodurch wir mit oem vollständigen Plane des Feld-
zuges, der Stärke der feindlichen Armee, der Dislokation der
verschiedenen Korps und so weiter auf das genaueste vertraut
wurden. Auf der Kenntnis all dieser Dinge basierte General
Lee demnächst den ganzen Plan seines Herbstfeldzuges.
Ich für meinen Teil hatte mir ein Pferd mit Sattel und
Zaum erbeutet, ebenso General Popes Fernrohr, ein vorzüg-
liches Glas, das mir noch manchen guten Dienst leisten sollte:
dagegen verlor ich eines meiner Pferde, das sich während des
Tumultes von meinem Neger William losgcrissen hatte und in
der Dunkelheit nicht wiederzufindeii war."
Es ist selbstverständlich, daß solche kühne Unternehmungen,
daß derartig tollkühne Handstreiche höchst gefährlich sind und
leicht versagen können. Der Laie ist dann gleich mit der Kritik
bereit und sagt achselzuckend: „Wie konnten die Leute so etwas
unternehmen! Sie mußten sich doch selbst sagen, daß es un-
möglich war." Der Fachmann, der Soldat, urteilt darüber
anders. Er erkennt Mut und Tapferkeit, kühnes Vordringen
anch an, wenn sie nicht zu einem glücklichen Ende geführt haben.
Solch kühne Unternehmungen findet man nämlich nur bei
einem Heere, dem man die höchsten Leistungen zutranen kann.
Nur wo Mut, Tapferkeit, nationale Begeisterung, rücksichtslose
Selbstaufopferung in einem Heere wohnen, wird cs Handstreiche
geben, die die ganze Welt in Erstaunen setzen und von höchstem
Nutzen für die Armee sind. Nur Truppen, die körperlich und
geistig wie taktisch und moralisch vollkommen auf der Höhe
stehen, sind derartiger Leistungen fähig.
Von unserer deutschen Armee und Marine wissen wir, daß sie
solche Handstreiche zuwege bringt, und der gegenwärtige Feldzug
wird den Wert dieser Handstreiche weiterbeweisen, wie cs unter
anderem die Einnahme von Lüttich schon getan Hot. A.O.Kl.
Kampfhnndc. — Der Hund, der treue Begleiter des Men-
schen, der ihm ebenso in die Polarwildnisse wie durch tropische
Urwälder folgt, ist heute mehr denn je geschätzt. Alle Armeen
bedienen sich seiner, er verrichtet Kundschafterdienste, über-
nimmt die Aufsuchung von Verwundeten, ja, er wurde schon
dazu benützt, den vorn in der Schützenlinie Liegenden Munition
zuzulragen.
Aber auch als wirklichen Kampfgenossen des Kriegers finden
wir ihn in alten Zeiten, der sich inmitten der Schlacht auf den
Gegner stürzte, um ihn zu zerfleischen. Die damaligen Schlach-
ten waren, weil es keine Fernwafscn im heutigen Sinne gab,
ein blutiges Ringen Mann gegen Mann. Und da mag der
Hund ein nicht zu verachtender Gegner gewesen sein. Von
dem römischen Feldherrn Gajus Marius wird berichtet, daß er,
nachdem er in der Schlacht bei Vercellä, im Jahre 101 vor
Christi Geburt, die Kimbern besiegt, noch ein förmliches Ge-
fecht zu liefern hatte gegen die Hunde, die das feindliche Lager
wütend verteidigten. Graf Essex, Großmarschall von Eng-
land, zog im 16. Jahrhundert mit einem Heere gegen Irland,
in dem er 800 Bluthunde mitführte. Ein andermal benützten
die Engländer große Bulldoggen im Kampfe gegen die Ein-
geborenen der Insel Jamaika. Auch die Spanier schickten bei
der Eroberung Mexikos Hunde gegen die Azteken ins Gefecht.
Vielfach kamen Kampfhnndc auch in den Ritterfehden des
deutschen Mittelalters zur Verwendung. Die Doggen wurden
mit einem Panzer bekleidet und mit einem langen Spieß be-
waffnet, den man auf ihrem Rücken befestigte. Man schickte
sie mit dieser gefährlichen Ausrüstung rudelweise den an-
stürmenden Reitern entgegen. Sie konnten zwar den ge-
panzerten Streitern nicht viel anhaben, wurden aber den
Pferden ost zum Verderben und erschütterten nicht selten die
Schlachtlinie derart, daß diese einem energischen Angriffe der
Gegner nicht mehr standhalten konnte. Cmf.
Der erste Robinson ist nicht der durch Daniel Defoc be-
rühmt gewordene Schiffbrüchige von Juan Fernandez, der
Schotte Alexander Selkirk, sondern, wie der spanische Schrift-
steller G. de la Vega in seiner Geschichte der Inka nachweist,
der etwa hundert Jahre vor Selkirk, zur Zeit Karls v. lebende
Spanier Pedro Serrano, nach dem die kleine Insel an der
mexikanischen Küste, die ihm Zuflucht gewährte, auch ihren
Namen sührt.
Serrano lebte jahrelang als einzig Überlebender aus einem
Schiffbruch auf der öden, ungastlichen Insel, auf der es keinen
einzigen Baunr gab, der ihm Schatten hätte spenden können,
im steten Kamps gegen die Unbilden der Witterung, gegen
Hunger und Durst. Bei dem traurigen Schicksal, Tag und
Nacht im harten Kampf ums Dasein sein nacktes Leben zn
fristen, war das schlimmste, daß die zahlreichen Sandbänke,
die seine Insel umgaben, ihm schließlich jede Hoffnung ans
Befreiung nahmen. Die Kleider waren ihm vom Leibe ge-
fallen; nach drei Jahren wuchsen ihm die Körperhaare derart,
daß er mehr einem Bcsren als einem Menschen glich.
Um diese Zeit wurde bei einem Schiffbruch ein anderer
Spanier nach der Insel verschlagen. Wie Vega berichtet, war
die Begegnung beider sehr sonderbar, da einer den anderen
für einen Teufel hielt. Sie näherten sich einander zaghaft und
furchtsam, indem sie laut das Kredo beteten, an dem sie sich
schließlich zu ihrer Freude als ehrliche Christen erkannten.
Vier Jahre noch lebten die beiden unter großen Entbeh-
rungen ans der unwirtlichen Insel, bis Rettung durch ei»
spanisches Kriegschifj. kam. Der Gefährte Serranos starb auf
der Rückreise, er selbst kam glücklich nach Spanien, wo seine
Abenteuer solches Aufsehen erregten, daß der Kaiser ihn sich
vorstellen ließ. W. F.
Die Antwort eines Gärtners. — Im Tagebuch eines
Arztes ans dem Feldzüge 1813 findet sich die Übersetzung eines
französischen Gedichts, das jener Arzt in den Papieren des
Schloßgärtners Napoleons I. zu Fontainebleau entdeckt haben
will. Die Verse, die damals nicht veröffentlicht und erst lange
nach dem Tode jenes Arztes von seinen Angehörigen anf-
gesnnden wurden, gewinnen gerade zu jetziger Kriegszeit aktuelle
Beziehungen zu Rußlands Herrscher und zu russischen Zuständen.
Danach hatte Napoleon I. von seinem Hofgärtner 1813 eine
Blumenseüdung verlangt. Dieser aber antwortete:
Erhabner, mächtig großer Herr,
Ich habe keine Blumen mehr,
Denn die Granaten sind verloren,
Die alten Lorbeern sind erfroren,
Die Immortellen sind geraubt,
Die Palmen hat der Sturm entlaubt,
Die Kaiserkrone will verdorren,
Verwelkt sind auch die Rittersporen,
Die Königsblum' und Löwenmaul
Sind längst schon in der Wurzel faul,
Der Rebenblumen Eisenhut
Zerstörte längst des Nordwinds Wut,
lind Wunderblumen gibt's nicht mehr,
Nur Tollkraut wuchert noch umher,
lind Kreuzdorn treibet einzig Blüten,
Drum kann ich dir nichts Beßres bieten. O. Th. St.